René Nicolodi, Leiter Aktien und Stv. Leiter Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank Als erster Fondsanbieter der Schweiz setzen Zürcher Kantonalbank und Swisscanto Invest das Pariser Klimaabkommen mit dem 2-Grad-Ziel um. René Nicolodi, Leiter Aktien und Stv. Leiter Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank, erläutert, wie die ZKB Nachhaltigkeit umsetzt und warum ein eigenverantwortliches Handeln des Finanzplatzes mehr bringt als engmaschige Regulierung.Die Zürcher Kantonalbank und Swisscanto Invest haben Anfang März die Anbindung der aktiven Fondspalette an das Pariser Klimaabkommen bekanntgegeben. Was war die Motivation dafür?René Nicolodi: Nachhaltigkeit gehört zur DNA unserer Bank seit ihrer Gründung. Bereits Mitte der neunziger Jahre hat die Bank erfolgreich ein eigenes
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Als erster Fondsanbieter der Schweiz setzen Zürcher Kantonalbank und Swisscanto Invest das Pariser Klimaabkommen mit dem 2-Grad-Ziel um. René Nicolodi, Leiter Aktien und Stv. Leiter Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank, erläutert, wie die ZKB Nachhaltigkeit umsetzt und warum ein eigenverantwortliches Handeln des Finanzplatzes mehr bringt als engmaschige Regulierung.
Die Zürcher Kantonalbank und Swisscanto Invest haben Anfang März die Anbindung der aktiven Fondspalette an das Pariser Klimaabkommen bekanntgegeben. Was war die Motivation dafür?
René Nicolodi: Nachhaltigkeit gehört zur DNA unserer Bank seit ihrer Gründung. Bereits Mitte der neunziger Jahre hat die Bank erfolgreich ein eigenes Nachhaltigkeitsresearch aufgebaut und 1998 als eine der ersten Banken der Schweiz nachhaltige Anlagefonds lanciert. Ebenfalls bereits vor über zehn Jahren haben wir die Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren der Vereinten Nationen (UN PRI) unterzeichnet. Die quantitative und messbare Anbindung der aktiven Fondspalette an das Pariser Klimaabkommen ist für uns deshalb der nächste logische Schritt in diesem Engagement.
Wie steht es um die Expertise der ZKB und Swisscanto Invest im ESG-Bereich?
Wir erachten die aktive Einflussnahme in Themen von Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung – also den ESG-Themen – als unsere treuhänderische und gesellschaftliche Verantwortung, insbesondere auch im Asset Management. Wichtig ist hierfür selbstverständlich auch die Expertise und ein vertieftes Know-how. Deshalb sind wir als erste Bank eine breit angelegte Zusammenarbeit mit der AZEK, dem Swiss Training Centre for Investment Professionals, für die Ausbildung zum ESG-Analysten eingegangen. Alleine in diesem Jahr werden rund 70 Mitarbeitende die neue ESG-Zertifizierung CESGA abschliessen, deren Entwicklung wir massgeblich mitgeprägt haben. So können wir im kontinuierlichen Austausch mit unseren Kundinnen und Kunden unsere Expertise noch besser einbringen.
Um das Pariser Klimaabkommen umzusetzen, muss der CO2-Ausstoss jährlich um 4 Prozent reduziert werden. Wie erreichen Sie dieses Ziel?
Wir setzen dies um mit Anstrengungen im Bereich Engagement und bei aktiven Fonds zusätzlich mit einer entsprechenden Kapitalallokation. Beim Engagement wirkt Swisscanto Invest als Aktionärin und Kreditgeberin im aktiven Dialog darauf hin, dass die Unternehmen ehrgeizige CO2-Reduktionsziele von mindestens vier Prozent pro Jahr formulieren und konsequent umsetzen. Dabei geht es um die Unternehmen, in welche wir via Fonds investiert sind. Bei der Kapitalallokation verfolgen die aktiven Fonds einen vorgegebenen, quantitativen Senkungspfad, bei welchem CO2-intensive Unternehmen bzw. Staaten ohne entsprechende Reduktionsziele über die Zeit hinweg tendenziell untergewichtet werden. Mit diesen beiden Massnahmen wird die Einhaltung des CO2-Absenkungspfads von vier Prozent in allen aktiven Fonds gewährleistet. Damit setzen wir als einer der ersten Asset Manager überhaupt eine konkrete Massnahme um, die mit dem 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens konform ist und unsere Überzeugungen widerspiegelt.
Nach dem Anlagegeschäft rückt nun auch das Finanzierungsgeschäft in den Fokus. Was plant hier die Zürcher Kantonalbank?
Derzeit ist eine bankinterne Fachgruppe mit der Ausarbeitung der Grundlagen beschäftigt. Der grösste Hebel im Finanzierungsgeschäft liegt in der Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden über das Kreditgeschäft. Insbesondere der Ersatz von Ölheizungen mit Wärmepumpen zahlt sich energetisch aus. Analog zum Asset Management werden wir im Finanzierungsgeschäft den Dialog mit Unternehmen, aber auch den privaten Immobilienbesitzern verstärken. Ausserdem tragen wir zur Etablierung von Standards in der Finanzierung von klimafreundlichen Massnahmen bei. Auch im Finanzierungsgeschäft verfügen wir überdies über eine langjährige Tradition, etwa mit dem Umweltdarlehen, mit dem wir Renovationen und Neubauten nach ressourcenschonenden Kriterien unterstützen.
Sie sind Vorstandsmitglied bei Swiss Sustainable Finance und engagieren sich in der Arbeitsgruppe Sustainable Finance der Bankiervereinigung. Wie setzen sich die Verbände für Nachhaltigkeit ein?
Swiss Sustainable Finance, die Bankiervereinigung und die SFAMA arbeiten in verschiedenen Teilprojekten intensiv an den Grundlagen zu Sustainable Finance. Neben der Formulierung von Grundpositionen bilden Leitfäden für eine konkrete Umsetzung, beispielsweise in der Kundenberatung, sowie Empfehlungen zu ESG-konformen Anlagestrategien wichtige Elemente zur Orientierung für Banken und Asset Manager. Daraus werden konkrete Empfehlungen abgeleitet, wie Banken und Asset Manager ESG-Mindeststandards umsetzen und dabei gegenüber ihren Kundinnen und Kunden transparenter agieren können.
Derzeit laufen auf politischer Ebene diverse Aktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit. So steht der Nachhaltigkeitsbericht des Bundesrats an und das Parlament berät die Totalrevision des CO2-Gesetzes nach 2020. Wie kann die Politik Nachhaltigkeit auf dem Finanzplatz fördern?
Weil sich das Thema Sustainable Finance und die Kundenbedürfnisse äusserst dynamisch entwickeln, müssen sich die Anbieter rasch bewegen und selber entscheiden können, wie sie Nachhaltigkeit in ihre Anlagestrategien integrieren. Die Politik kann in diesem Umfeld die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Finanzdienstleister in der Schweiz den notwendigen Spielraum für Eigeninitiative erhalten, sie sinnvoll auf ihre Organisation anwenden können und im Wettbewerb keine Nachteile erleiden. Je komplexer Regeln und Vorschriften ausgestaltet sind, desto anspruchsvoller ist die generelle Umsetzung und desto weniger innovationsfördernd wirken sie. Die Marktteilnehmer sind sehr unterschiedlich. Eine lokale Regionalbank funktioniert anders als eine internationale Universalbank, ein kleines Family Office anders als ein institutioneller Asset Manager.
Haben Politik und Finanzplatz denselben Fokus? Welche Unterschiede stellen Sie fest?
Politik und Finanzplatz sind sich einig, dass es einen Orientierungsrahmen braucht. Auch hat sich das gemeinsame Verständnis insgesamt bei Politikerinnen und Politikern sowie Finanzexperten rasch und deutlich erhöht, wonach Sustainable Finance kein "nice-to-have" ist, sondern für den Schweizer Finanzplatz langfristig von entscheidender Relevanz. Auch dass dem Klimaschutz Priorität zukommt, ist aus meiner Sicht grundsätzlich unbestritten. Schliesslich hat die Schweiz das Pariser Klimaabkommen 2017 ratifiziert, was verbindlich ist. Unterschiede sehe ich darin, dass für den Finanzplatz Sustainable Finance auch in der gegenwärtigen Situation mehr als Klimaschutz ist – es geht eben auch um Fragen der wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit. Zudem verfolgt der Finanzplatz einen prinzipienorientierten Ansatz, ganz anders als etwa die EU mit ihrem "action plan for financing sustainable growth", der auf starre Regeln setzt. Deren konkrete Umsetzung ist oft mit vielen Fragen verbunden.
Wie sehen Sie die Zukunft? Wo steht der Finanzplatz in zehn Jahren?
Der starke und mittlerweile breit abgestützte Trend zu Sustainable Finance bietet dem Schweizer Finanzplatz Chancen, sich vom Ausland weiter abzuheben. Als Pioniermarkt für nachhaltige Anlagen hat die Schweizer Vermögensverwaltung international seit den neunziger Jahren einen hervorragenden Ruf aufgebaut, zudem sind spezialisierte Gebiete des Impact Investing, wie beispielsweise im Bereich Mikrofinanzierungen, in der Schweiz über Jahrzehnte als Kompetenzen ausgebaut worden und die Anbieter sind international anerkannt. Es existiert also sehr viel Know-how punkto Sustainable Finance. Die gute Ausgangslage sollten wir nutzen, um den Finanzplatz Schweiz weiter zu positionieren. Ein laufender Austausch zwischen Politik und Branchenorganisationen wie Bankiervereinigung, SFAMA oder Swiss Sustainable Finance erachte ich dafür als zentral.
Und welche Ambition haben die Zürcher Kantonalbank und Swisscanto Invest bezüglich Nachhaltigkeit?
Wir wollen Benchmarks setzen und mit innovativen Impulsen vorangehen. Die konkrete und messbare Umsetzung des Pariser Klimaabkommens auf Anlageseite ist ein Beispiel dafür. Gleichzeitig erachten wir es als treuhänderische Verantwortung gegenüber unseren Kundinnen und Kunden, dass wir uns bezüglich Sustainable Finance stetig weiterentwickeln und an internationalen Standards orientieren. Dabei stehen Klimaschutz und -risiken im Vordergrund, wir wollen aber auch unsere Expertise in weiteren ESG-Themen einbringen, unsere Produkte stetig verbessern sowie dem Anspruch an eine erhöhte Transparenz gerecht werden. Schlussendlich wollen wir damit attraktive Dienstleistungen anbieten, die unseren Kundinnen und Kunden einen Mehrwert liefern.