Ende 2019 hatten 382 Finanztechnologie-Unternehmen ihren Sitz in der Schweiz. (Bild: Shutterstock.com) Der Schweizer FinTech-Markt hat im Vergleich zum Vorjahr an Wachstumsgeschwindigkeit eingebüsst. Gleichzeitig ist die Branche aber reifer geworden und Tech-Firmen beginnen den Finanzunternehmen den Rang abzulaufen. Das zeigt die "IFZ FinTech Studie 2020" der Hochschule Luzern.Das Jahr 2019 war ein weiteres Rekordjahr für die Schweizer FinTech-Industrie. Ende Jahr hatten insgesamt 382 Finanztechnologie-Unternehmen ihren Sitz in der Schweiz, was einer Wachstumsrate von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Allerdings ist die Zunahme deutlich zurückgegangen. 2018 war der Markt noch um 62 Prozent gewachsen.Beinahe 70 Prozent der Schweizer FinTech-Unternehmen bieten
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Der Schweizer FinTech-Markt hat im Vergleich zum Vorjahr an Wachstumsgeschwindigkeit eingebüsst. Gleichzeitig ist die Branche aber reifer geworden und Tech-Firmen beginnen den Finanzunternehmen den Rang abzulaufen. Das zeigt die "IFZ FinTech Studie 2020" der Hochschule Luzern.
Das Jahr 2019 war ein weiteres Rekordjahr für die Schweizer FinTech-Industrie. Ende Jahr hatten insgesamt 382 Finanztechnologie-Unternehmen ihren Sitz in der Schweiz, was einer Wachstumsrate von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Allerdings ist die Zunahme deutlich zurückgegangen. 2018 war der Markt noch um 62 Prozent gewachsen.
Beinahe 70 Prozent der Schweizer FinTech-Unternehmen bieten Lösungen im Produktbereich des Investmentmanagements oder der Banking-Infrastruktur an. Zu den am häufigsten angewendeten Technologien gehören die Prozessdigitalisierung, Automatisierung und Robotics sowie die Distributed-Ledger-Technologie (z. B. Blockchain), wie aus der "IFZ FinTech Studie 2020" der Hochschule Luzern hervorgeht.
Gute Rahmenbedingungen in der Schweiz
Nebst dem Wachstum der Anzahl Unternehmen im Jahr 2019 ist der Sektor weiter gereift. Das zeigt sich durch die erhöhte durchschnittliche Anzahl an Mitarbeitenden pro Unternehmung und die grösseren Finanzierungsvolumina in Schweizer FinTech-Firmen. "Diese Entwicklung kann auch auf die guten Rahmenbedingungen für FinTech-Unternehmen in der Schweiz zurückgeführt werden", so Thomas Ankenbrand, Studienleiter und Dozent an der Hochschule Luzern. Die Schweizer Städte Zürich und Genf befinden sich unter den drei führenden Städten des aktuellen globalen FinTech-Hub-Rankings. Die Analyse verschiedener führenden FinTech-Hubs zeigt zudem einen positiven Zusammenhang zwischen den Joint-Venture- und Venture-Capital-Aktivitäten eines Landes und der relativen Grösse des FinTech-Sektors.
Unternehmen, welche neu in den gesättigten Schweizer Finanzmarkt eintreten, versuchen mit ihrer Anwendung für die Kunden einen Mehrwert zu schaffen – beispielsweise durch eine Preis- oder Kostensenkung oder einen höheren Grad an Benutzerfreundlichkeit. Viele FinTech-Unternehmen kämpfen jedoch mit der Herausforderung, Kundschaft zu finden. So konnte zum Beispiel die Distributed-Ledger-Technologie ihre Bedeutung für den Finanzsektor noch nicht zeigen. In der Finanzindustrie konnte sich bisher noch keine solche Anwendung breitflächig durchsetzen. "Zukünftig könnte diese Technologie jedoch effiziente, transparente und rückverfolgbare Datenmarktplätze ermöglichen", erwartet Ankenbrand.
Die Bedeutung von "Tech" versus "Fin" wächst
Sieben der zehn global grössten Unternehmen (gemessen an der Marktkapitalisierung per 2019) gehören der Kategorie der BigTechs an. Diese Tatsache unterstreicht die Relevanz von Technologie-getriebenen Geschäftsmodellen. Laut Studie wird die steigende Bedeutung von "Tech" gegenüber "Fin" auch in den Ergebnissen der Analyse von den von Schweizer FinTech-Unternehmen angewendeten Ertragsmodellen erkenntlich. Diese zeigen eine zunehmende Tendenz hin zur Anwendung von IT-typischen Ertragsmodellen. Über die Hälfte der Schweizer FinTech-Unternehmen wenden als Ertragsmodell Lizenzgebühren oder Software-as-a-Service- Lösungen (SaaS) an. Daraus lässt sich schliessen, dass die Bedeutung der IT-typischen Modellen im Vergleich zu den Ertragsmodellen aus dem traditionellen Banking zunimmt. Jedoch wird von Schweizer FinTech-Unternehmen das Kommissionsgeschäft weiterhin am häufigsten verfolgt.
Schweizer Banken: Nur ein paar Pioniere
Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die Schweizer Banken bei "change-the-bank"- Aktivitäten zurückhaltend sind und der Implementierung von FinTech-Lösungen eine tiefe Priorität zuweisen. Aktuell tauchen aber die ersten Challenger-Banken im Schweizer Markt auf. Solche Vorreiter fördern die Verbreitung von technologischer Innovation in der Finanzbranche. Diese Entwicklung, zusammen mit dem wachsenden Angebot an Finanzdienstleistungen von konkurrierenden BigTech- und FinTech-Unternehmen, könnte den Innovationsdruck auf traditionelle Finanzdienstleister in der Zukunft weiter erhöhen.
FinTech-relevante Regulierungen
Seit dem 1. Januar 2020 sind das Finanzdienstleistungsgesetz und Finanzinstitutsgesetz in Kraft und verändern dadurch das Schweizer Finanzmarktumfeld grundlegend, sowohl für traditionelle Finanzdienstleister, wie auch für FinTech-Unternehmen. Diese Entwicklung ist nicht als Ausnahme zu sehen, denn die FinTech-relevante Regulierung wird auch in der Zukunft einem Wandel unterliegen. Ein Beispiel hier ist das Bundesgesetz zur Anpassung des Bundesrechts an Entwicklungen der Technik verteilter elektronischer Register («DLT Draft Law»), dessen Implementierung im Jahr 2021 geplant ist.