Wann an den privaten Märkten nach der Corona-Krise wieder Sonnenschein herrscht, ist noch offen (Bild von shutterstock.com/M-SUR). Private Markets haben sowohl zur Unternehmensfinanzierung sowie auch als Anlageklasse markant an Bedeutung gewonnen. Sie wuchsen zu einer Alternative zu Bankkrediten sowie den Public Markets heran. Ein Roundup des Swiss Finance Institute mit namhaften Experten beleuchtete unter anderem den Einfluss der Corona-Krise auf die Private Markets. Demnach läutet jetzt die Stunde der Wahrheit.Private Markets erlebten gemäss seit der Finanzkrise von 2007 ein markantes Wachstum und sind zu einer wichtigen Säule der Unternehmensfinanzierung herangewachsen. "Heutzutage ist es für ein Unternehmen möglich, nie an die Börse gehen zu müssen", unterstreicht Laurent
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Private Markets haben sowohl zur Unternehmensfinanzierung sowie auch als Anlageklasse markant an Bedeutung gewonnen. Sie wuchsen zu einer Alternative zu Bankkrediten sowie den Public Markets heran. Ein Roundup des Swiss Finance Institute mit namhaften Experten beleuchtete unter anderem den Einfluss der Corona-Krise auf die Private Markets. Demnach läutet jetzt die Stunde der Wahrheit.
Private Markets erlebten gemäss seit der Finanzkrise von 2007 ein markantes Wachstum und sind zu einer wichtigen Säule der Unternehmensfinanzierung herangewachsen. "Heutzutage ist es für ein Unternehmen möglich, nie an die Börse gehen zu müssen", unterstreicht Laurent Frésard, Professor für Finanzwirtschaft an der Università della Svizzera italiana (USI) an einem Roundtable des Swiss Finance Instituts zum Thema "Private Markets – ein künftiges Erfolgsmodell?".
Viel trockenes Pulver auf Lager
Auf der Suche nach höheren Renditen setzen insbesondere institutionelle Anleger vermehrt Hoffnung auf die Private Asset-Klassen. "Dieses Streben nach höheren Renditen ist jedoch mit einem höheren Risiko verbunden", warnt Rüdiger Fahlenbrach, Professor für Finanzwirtschaft an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL). Demnach zeigte ein kürzlich veröffentlichter McKinsey-Bericht, dass 2018 und 2019 Rekordjahre in Bezug auf Private Equity Fundraising waren, insbesondere in Nordamerika und Europa. "Meine Sorge ist, dass sich in den letzten Jahren viel Dry Powder – also von Investoren versprochenes, aber noch nicht investiertes Kapital – angesammelt hat und dass die Investitionsdisziplin möglicherweise nicht hoch genug war", betont Fahlenbrach.
Doch könnte ja gerade Dry Powder dazu beitragen, die Corona-Flaute zu überwinden. "Dry Powder wird wahrscheinlich in den kommenden Quartalen in erheblichem Umfang genutzt werden, um in Schwierigkeiten geratene Investitionen zu unterstützen und um die Schwäche von Konkurrenten auszunutzen", räumt Markus Benzler, Leiter Multi-Manager Private Equity bei UBS Asset Management, ein. "Nach dem, was ich auf der Grundlage der jüngsten Zahlen für 2020 sehe, ist Dry Powder noch nicht eingesetzt worden. Mir ist jedoch nicht klar, ob Private-Equity-Fonds einen Grossteil ihrer Barmittel zur Unterstützung ihrer Portfoliounternehmen verwenden können, da dies ihre Eigenkapitalinvestoren verwässern könnte", ergänzt Frésard.
Keine Notverkäufe befürchtet
Die Gefahr von Notverkäufen an den Private Markets stufen die Podiumsteilnehmer jedoch als gering ein. Denn Private Markets sind in der Regel illiquid und bieten keine guten Rahmenbedingungen für Notverkäufe. «Notverkäufe sind ungewöhnlich, es sei denn, auf eine Anlageklasse wird eine grosse Hebelwirkung ausgeübt. Diese Konzentration der Hebelwirkung ist bei Private Market Vermögenswerten im Allgemeinen nicht der Fall» beruhigt William Nicoll, Chief Investment Officer, Private und Alternative Assets bei M&G. François Degeorge, Professor für Finanzwirtschaft an der Università della Svizzera italiana (USI), sieht zurzeit sogar neue Chancen: "Mit Blick auf die Zukunft könnten Investoren diese Illiquidität als ein attraktives Merkmal ansehen. Investitionen in Private Markets könnten eine Möglichkeit zur Selbstdisziplin bieten. Es beseitigt das künftige Risiko, inmitten von Marktchaos panikartige Entscheidungen zu treffen", meint er.
Zu den Aussichten der Private Markets im laufenden Jahr äussern sich die Panelteilnehmer zurückhaltend. Benzler setzt zurzeit auf eine U-förmige Erholung, wobei er sich erst auf eine begrenzte Anzahl von Datenpunkten stützt. Für Frésard sind die Aussichten für 2020 immer noch unklar, da sie von der Struktur der Rettungspakete abhängen, die Regierungen in aller Welt schnüren, und davon, wie Private Equity-Investoren ihren grossen Bestand an Dry Powder nutzen werden.
Warten auf neue Lebenszeichen
Für Fahlenbrach kommt jetzt die Stunde der Wahrheit für die Private Markets, und insbesondere für den Private Debt Markt. "Nach einem Jahrzehnt des Wachstums und einer gesunden Wirtschaft sehen wir nun eine tiefe Rezession vor uns, und die Nicht-Banken Kreditgeber auf den privaten Schuldenmärkten stehen vor einer echten Bewährungsprobe für ihre Risikobewertungsmodelle. Die Frage läuft darauf hinaus, ob sie das Risiko angemessen bewertet haben", postuliert er.
Die Teilnehmer haben an den Private Markets noch keine Belebung wahrgenommen. "Die Aktivität an den Private Markets verlangsamt sich, wobei die Volatilität in Public Markets ungewöhnlich hoch ist", konstatiert Nicoll. Benzler übt sich in Geduld: "Der Bedarf an privater Finanzierung steigt typischerweise nach einer Krise". Degeorge verweist auf einen Bericht vom April 2020, der darauf hindeutet, dass börsenkotierte Unternehmen Aktien mit erheblichen Preisnachlässen an Private Equity-Gruppen verkaufen. "Die Daten zeigen, dass das letzte Rekordjahr für Private Investment in Public Equity-Aktivitäten (PIPE) das Jahr 2008, mitten in der letzten Finanzkrise, war", stellt er fest.