Wenn nur noch das Geld regiert, gibt es normalerweise viele Verlierer. An vier Beispielen soll gezeigt werden, dass ökonomisch motivierte Diktate längerfristig auch der Wirtschaft schaden können. Und damit den Wert der Freiheit unterlaufen. 1. Bildungssektor Mit dem Lehrplan 21 will man die Schülerinnen und Schüler frühzeitig auf das Berufsleben vorbereiten. Als wäre dies bisher nicht gelungen, zumal eine tiefe Jugendarbeitslosigkeit und das regelmässig gute Abschneiden an Berufsweltmeisterschaften für eine bewährte Schulbildung sprechen. Unter anderem werden neu bereits an der Volksschule überfachliche Themen behandelt, welche früher der Berufsschule vorbehalten waren. Es fehlt an strukturiert aufgebauter, solider Grundlagenvermittlung mit genügend Übungen zur Vertiefung. Hinzu kommt eine
Topics:
Lisa Leisi considers the following as important:
This could be interesting, too:
Dirk Niepelt writes “Report by the Parliamentary Investigation Committee on the Conduct of the Authorities in the Context of the Emergency Takeover of Credit Suisse”
Investec writes Federal parliament approves abolition of imputed rent
investrends.ch writes Novo Nordisk Studie bringt Absturz
Urs Birchler writes Der “Regulatorische Filter”: Das Filetstück des PUK-Berichts:
Wenn nur noch das Geld regiert, gibt es normalerweise viele Verlierer. An vier Beispielen soll gezeigt werden, dass ökonomisch motivierte Diktate längerfristig auch der Wirtschaft schaden können. Und damit den Wert der Freiheit unterlaufen.
1. Bildungssektor
Mit dem Lehrplan 21 will man die Schülerinnen und Schüler frühzeitig auf das Berufsleben vorbereiten. Als wäre dies bisher nicht gelungen, zumal eine tiefe Jugendarbeitslosigkeit und das regelmässig gute Abschneiden an Berufsweltmeisterschaften für eine bewährte Schulbildung sprechen. Unter anderem werden neu bereits an der Volksschule überfachliche Themen behandelt, welche früher der Berufsschule vorbehalten waren. Es fehlt an strukturiert aufgebauter, solider Grundlagenvermittlung mit genügend Übungen zur Vertiefung. Hinzu kommt eine verstärkte Heterogenität in den Klassen, auch durch das geforderte individualisierte und selbstverantwortliche Lernen, womit auch Lehrpersonen bei gleichzeitiger überbordender Bürokratie sehr gefordert bis überfordert werden. Wenn zudem immer mehr Computer und Tablets das Lernen von Grundschulkindern bestimmen, erleiden reifende Nervenzellen des Grosshirns eine Notreifung, welche zeitlebens das Denken beeinträchtigen kann. Auch haben digitale Medien wie stoffliche Drogen ein Suchtpotential. Erst ab der Adoleszenz kann der Jugendliche sinnbezogen mit Medien umzugehen lernen. Nach Überzeugung der Neurobiologin Prof. Dr. Gertraud Teuchert-Noodt wird uns erstmals in der Menschheitsgeschichte durch die Digitalisierung die für Denkprozesse absolut notwendige neuronale Grundlage streitig gemacht.
Man glaubt auch, der richtige Input führe automatisch zu einem entsprechenden Output. Dabei geht vergessen, dass Kinder über Beziehung zum Lehrer und gerne im Klassenverband lernen. Kinder brauchen zudem ausreichendes Grundlagenwissen, insbesondere in Mathematik und Deutsch, um Informationen richtig einordnen zu können. Für die Gehirnreifung und Gehirnentwicklung braucht es vielfältige Erfahrungen in der realen Welt, viel Üben und Wiederholen. Durch eine zu frühe und intensive Nutzung von Medien kann es hingegen zum Verlust von Urteilsfähigkeit, Angst- und Suchtsyndromen, Burnout oder Depressionen kommen und zwar bereits im Schulalter. Der Austausch in der Gemeinschaft kommt zu kurz und führt zu Defiziten in der Sozialisation. Weil eine elementare Menschenbildung vernachlässigt wird, da eine vielfältige Förderung des Kindes nicht mehr im Zentrum steht, wird diese ökonomische Ausrichtung - inklusive Digitalisierung schon an Grundschulen - auf lange Sicht der Gesellschaft, unserem Land und somit auch der Wirtschaft mehr schaden als nützen. Hinzu kommen durch zunehmende Strahlenbelastungen bereits in frühen Jahren gesundheitliche Schäden noch wenig bekannten Ausmasses.
2. Gesundheitswesen
Wir haben ein hochentwickeltes und (mitunter auch deshalb) teures Gesundheitswesen. Seit Jahrzehnten bereitet das Kostenwachstum jedoch Kopfzerbrechen. Um die Ausgaben in den Griff zu bekommen, müssen Spitäler nach marktwirtschaftlichen Kriterien betrieben werden und sollen rentieren. Sie stehen im direkten Wettbewerb zueinander. Fallpauschalen sollen ungerechtfertigte Kosten und Leistungen verhindern sowie Kosten minimieren. Mindestzahlen an Bauch-, Knie- und anderen Operationen sollen eine hohe Qualität gewährleisten. Weiter wird den Ärzten vorgeschrieben, wie viel Zeit sie für Anamnesen und andere Leistungen verrechnen dürfen.
Das Problem dabei ist einfach, dass viele Patienten je nach Konstitution, Vorgeschichten und Nebenerkrankungen andere massgeschneiderte medizinische Behandlungen und Betreuungen mit mehr oder weniger Zeitbedarf brauchen. Es darf nicht sein, dass ein Patient nicht gleichzeitig eine rundum sinnvolle Behandlung erhält, weil mit der Fallpauschale nicht alles abgedeckt werden könnte und man lieber später ein weiteres medizinisches Problem mit einer erneuten Spitaleinweisung angeht, welches man dann neu verrechnen kann. Auch dürfen verlangte Fallzahlen nicht dazu führen, dass unnötige Operationen durchgeführt werden. Geradezu gefährlich kann es werden, wenn sich der Arzt für die Diagnosestellung nicht genügend Zeit nehmen kann und deswegen den Grund von Beschwerden falsch beurteilt (Stichwort Differentialdiagnosen), womit das Leiden unnötig verlängert und womöglich schlimmer wird, was die Gesundheitskosten später wiederum unnötig in die Höhe treibt. Im Gesundheitswesen braucht es zuallererst menschliche Ethik vor kurzsichtigen wirtschaftlichen Interessen.
3. Landwirtschaft
Auch die Landwirtschaft soll sich wirtschaftlichen Interessen unterordnen, wenn es nach dem Willen von Bundesrat Schneider-Ammann und den Wirtschaftsverbänden geht. Denn die Landwirtschaft soll keinen Freihandelsabkommen im Wege stehen. Dafür ist man bereit, sie zu opfern, auch wenn weiter behauptet wird, dass die Landwirtschaft mit Innovation, Marktorientierung und grösseren Betrieben durchaus überleben könne. Ausser Acht gelassen wird, dass wir ein Hochpreisland sind, der Verkauf von Grundnahrungsmitteln schon heute nicht konkurrenzfähig ist, hochsubventioniert wird und in keiner Weise dem tatsächlichen Aufwand entspricht. Die Kostenwahrheit spielt schon lange nicht mehr und die Konsumenten sind sich nicht bewusst, wie viel gesunde einheimische Grundnahrungsmittel eigentlich kosten müssten. Grössere Betriebe können auch nicht einfach rationeller geführt werden unter Einsparung von Arbeitskraft und Zeit (schon alleine wegen der Topografie und Kleinräumigkeit vielerorts). Je grösser Betriebe sind, umso schwieriger dürfte zudem eine ökologische Bewirtschaftung werden.
Auch wenn die Landwirtschaft gemessen am BIP (Bruttoinlandprodukt) keine grosse Rolle spielt, so stellt sie doch einen unverzichtbaren Wert dar für eine gesunde Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln und einer gewissen Unabhängigkeit vom Ausland (und nur Unabhängigkeit ist wahre Freiheit), sollte es eines Tages zu Versorgungsengpässen kommen. Mit regionalen und saisonalen Produkten leisten Landwirte einen wichtigen Beitrag zu gesunden und umweltschonend produzierten Lebensmitteln, auch dank kurzer Transportwege. Jedes Land sollte deshalb das Recht haben, eine möglichst hohe Eigenversorgung anzustreben und dem Absatz einheimischer Produkte den Vorzug vor unnötigen (und neue Abhängigkeiten schaffenden) Importen geben.
4. direkte Demokratie
Wirtschaftsverbände machen Druck, wenn es um Konzessionen zugunsten der EU geht. Zu sehr fürchten sie Nachteile, sollte die Schweiz ein Rahmenabkommen ablehnen. Die direkte Demokratie soll richtiggehend wirtschaftlichen Interessen geopfert werden. Das würde dann heissen, dass im europäischen Binnenmarkt eine automatische Übernahme von Gesetzen und Regelungen zwingend wäre. Sollte in einer Volksabstimmung das Volk etwas anderes vorsehen, müsste ein Schiedsgericht über Sanktionen entscheiden. Die direkte Demokratie würde damit empfindlich geschwächt sowie die Schweiz zu einem Untertanen degradiert. Dabei hat unser Land 60 Mal weniger Einwohner und die Fläche der EU beträgt mehr als das Hundertfache. Aber die Schweiz ist einer der vier wichtigsten Handelspartner der EU. Die Handelsbilanz ist für die EU mit 34 Milliarden Euro Gewinn im Jahr 2016 extrem positiv. Dabei profitiert insbesondere Deutschland. Die Schweiz ist nach den USA der wichtigste EU-Partner für Direktinvestitionen und schafft viele Arbeitsplätze.
Man sieht also: Die Schweiz hat genug (politische und wirtschaftliche) Trümpfe, welche es in politischen und/oder rechtlichen Debatten auszuspielen gilt. Grund genug, aus einer starken Position heraus unsere direkte Demokratie zu verteidigen sowie Ängste nicht überzubewerten.
Autorangaben
Lisa Leisi ist Familienfrau und wohnt in Dietfurt. Sie ist Präsidentin der EDU Kt. SG.