Lange Zeit war es die Corona-Pandemie, die an den Märkten für grosse Verunsicherung sorgte. Im vergangenen Herbst löste dann die Zinsdiskussion Corona als das vorherrschende Thema an den Weltbörsen ab. Doch vor rund anderthalb Wochen schlug ein neuer Unsicherheitsfaktor wie ein Blitz auf die Märkte ein. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine lässt kaum jemanden kalt. Dass Wladimir Putin tatsächlich in ein souveränes Land mitten in Europa einmarschiert, damit haben nur die wenigstens wirklich gerechnet. Die Konsequenzen dieses massiven Völkerrechtsbruchs sind auch heute noch nicht gänzlich abzuschätzen. Vergangene Woche warnte Fed-Chef Jerome Powell davor, dass die Sanktionen gegen Russland Folgeeffekte für alle Parteien haben könnten, "die wir heute noch gar nicht auf dem Radar haben
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Von Henning Hölder considers the following as important:
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Lange Zeit war es die Corona-Pandemie, die an den Märkten für grosse Verunsicherung sorgte. Im vergangenen Herbst löste dann die Zinsdiskussion Corona als das vorherrschende Thema an den Weltbörsen ab. Doch vor rund anderthalb Wochen schlug ein neuer Unsicherheitsfaktor wie ein Blitz auf die Märkte ein. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine lässt kaum jemanden kalt. Dass Wladimir Putin tatsächlich in ein souveränes Land mitten in Europa einmarschiert, damit haben nur die wenigstens wirklich gerechnet.
Die Konsequenzen dieses massiven Völkerrechtsbruchs sind auch heute noch nicht gänzlich abzuschätzen. Vergangene Woche warnte Fed-Chef Jerome Powell davor, dass die Sanktionen gegen Russland Folgeeffekte für alle Parteien haben könnten, "die wir heute noch gar nicht auf dem Radar haben können". Selbstredend hält dies den Druck auf die Börsen hoch. Der Swiss Market Index (SMI) notiert 12,5 Prozent unter seinem Hoch von Ende Dezember. Der europäische Stoxx 50 notiert gar knapp 6 Prozent unter seinem Vor-Corona-Niveau.
«Angstbarometer» VIX zieht an
Der US-Index S&P 500 konnte sich zwar besser halten, verlor aber ebenfalls knapp 10 Prozent seit seinem Höchststand von Ende Dezember. Wenn es Marktturbulenzen gibt, zeigt sich dies an der Kursentwicklung des CBOE-Volatilitätsindex "VIX", der in diesen Tagen Höchststände erreicht. Hinter dem Kürzel steckt die Chicago Board Options Exchange (CBOE). Der Index drückt die erwartete Schwankungsbreite beziehungsweise Volatilität des S&P 500 für die nächsten 30 Handelstage aus.
Entwicklung des VIX-Index in den letzten 20 Jahren, Grafik: Google Finance
Ein hoher Wert weist dabei auf einen unruhigen, volatilen Markt mit potenziell grossen Kursschwankungen hin, niedrige Werte lassen wiederum eine Entwicklung ohne starke Kursschwankungen erwarten. Dass der Ukraine-Krieg grosse Verunsicherung verursacht und somit für hohe Kurssauschläge sorgt, zeigt sich am "Angstbarometer". Am Freitag handelte der VIX auf einem sehr hohen Wert von bis zu 33,85 – der höchste Stand seit Oktober 2020. Damit notiert das Barometer weit über seinem historischen Durchschnitt (seit 1990) von 19.
Volatile Phasen bieten für Anlegerinnen und Anleger – so zynisch das im aktuellen Umfeld klingen mag – Chancen: Denn es sind Absicherungsgeschäfte mit der "Anlegerangst" möglich. Diese bestehen beispielsweise darin, VIX-ETF (Exchange Traded Funds) zu kaufen. Diese bilden den Wertverlauf von VIX-Futures nach. Ein bekannter börsengehandelter Fonds ist dabei der "iPath Series B S&P 500 VIX Short-Term Futures ETN (VXX)".
VIX-Historie spricht jetzt für steigende Kurse
Generell gilt: Über die Richtung der Änderung, also steigende oder fallende Kurse, gibt der Angstbarometer keine sichere Auskunft. Dies, obwohl die Geschichte durchaus eine gegenläufige Korrelation zwischen dem VIX und dem S&P 500 zeigt. Fällt der S&P 500, steigt in der Regel der VIX und vice-versa. Genau deswegen spricht für das Investmenthaus Schroders der aktuell hohe VIX-Wert dafür, jetzt keine übereilten Verkäufe zu tätigen, sondern investiert zu bleiben.
Die Geschichte habe gezeigt, so das Analystenteam um Duncan Lamont, dass Phasen erhöhter Angst keine Zeit zum Verkaufen sei. Vielmehr sei es die Zeit, in der die "Mutigen" die besten Renditen erzielt hätten.
Der Chart unten zeigt, wie sich der S&P 500 in Bezug auf auf verschiedenen Niveaus des VIX in der Vergangenheit entwickelt hat. Beispiel: Wenn der VIX einen Wert von 11,3 oder tiefer aufweist, hat der S&P 500 in den darauffolgenden Monaten etwa rund 10 Prozent zugelegt. Bis zu einem Wert von etwa 18 zeigt sich ein ähnliches Bild, bevor bei 22,8 ein Tiefpunkt erreicht wird. Erreicht der VIX diesen Wert, stand der S&P im historischen zwölf Monate später nur etwa 1 oder 2 Prozent höher.
Grafik: Schroders
Der jüngste Anstieg hat den VIX allerdings in die Nähe seiner historischen Spitzengruppe gebracht. Mit dem Anstieg auf über 33,5 befinden wir uns seit Freitag sogar in der absoluten Spitzengruppe. Laut Schroders ein gutes Zeichen. Laut Statistik hat der S&P 500 eine durchschnittliche 12-Monats-Rendite von über 15 Prozent erzielt, wenn der VIX zwischen 28,7 und 33,5 lag. Und mehr als 26 Prozent, wenn er 33,5 überschritt.
Freilich blendet diese historische Statistik das aktuelle Umfeld völlig aus. Weder die steigenden Zinsen noch die Unwägbarkeiten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind in dieser Statistik berücksichtigt. Dennoch könnte es dem einen oder der anderen eine kleine Hilfestellung bieten in der Frage, ob man jetzt noch verkaufen sollte.