Photo: Fas Khan from Unsplash (CC 0)
„Stadtluft macht frei!“ ist ein klassischer Schulsatz. Aber er ist nicht komplett. Für uns versprechen Städte nicht nur Freiheit, sondern auch Wohlstand und Schönheit: von den Stadtstaaten Italiens über den frühen Kapitalismus in Amsterdam und London zu den atemberaubenden Wolkenkratzern von New York und Shanghai.
Viele deutsche Städte halten dieses Versprechen nicht mehr: Die Preise für Mieten und Eigentum steigen in schwindelerregende Höhen und halten ambitionierte junge Menschen vom Zuzug ab. Das Wirtschaftswachstum der Städte, einst Motoren des Fortschritts, stockt. Und wenn gebaut wird, sind die neuen Stadträume oft hässlich.
Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt: Auf die Politik ist kein Verlass, um das überkommene große Versprechen der Städte
Articles by Justus Enninga
Habt Mut, Euch Eures eigenen Verstandes zu bedienen!
July 7, 2023Photo: Dawid Zawila from Unsplash (CC 0)
Am Anfang steht immer eine Idee. Und sei es die der bevorstehenden Apokalypse. Die Aktivisten der „Letzten Generation“ und anderer radikaler Gruppen sind nicht die Ersten, die der Erde einen baldigen Kollaps vorhersagen. Vor allem in den 1970er- bis 1980er-Jahren hatte die Untergangsprophetie Hochkonjunktur.
Es war die Blüte eines Literaturgenres, das die Verletzlichkeit der Natur und ein scheinbar unaufhaltbares Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellte. So popularisierte der amerikanische Autor Buckminster Fuller 1969 in seiner „Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde“ die Metapher einer sich verschleißenden Erde als Raumschiff, dessen menschliche Crew Gefahr läuft, die begrenzten Ressourcen an Bord zu
Neubau beginnt im Kopf
June 10, 2022Photo: Wikimedia Commons (CC 0)
410 Tage. Es dauerte 410 Tage, die Ikone der New Yorker Skyline zu bauen. 102 Stockwerke, 443 Meter hoch, eingefasst in eine wunderschöne Art-déco-Fassade symbolisiert das „Empire State Building“ bis heute die Risikobereitschaft des Westens, das Unmögliche möglich zu machen.
Aus deutscher Sicht der 2020er-Jahre kann man den New Yorker Wachstumsdrang der 1920er nur bewundern: Unternehmer wie Woolworth, Chrysler und Vanderbilt übertrafen sich mit immer höheren Gebäuden, weiteren Brücken und immer mehr Wohnraum, der sowohl Champagner schlürfende Gatsbys als auch malochende Arbeiter anzog – auf der Suche nach Wohnungen, Jobs und Aufstiegschancen.
Buchstäbliche Aufstiegschancen ermöglichte auch das Empire State Building: Wer kennt es nicht – das berühmte Photo
Der staatliche Bock als Umweltgärtner
January 10, 2022Photo: regxzr regxzr from Flickr (CC BY 2.0)
Grüne Ökonomen stellen dem „fehlerhaften Markt“ gern die „makellose Politik“ entgegen, dem Eigeninteresse das Gemeinwohl. Aber Markt und Politik sind beide imperfekt, denn in beiden agieren Menschen. Wer von Umweltschutz spricht, darf von ökologischem Staatsversagen nicht schweigen.
Das Thema Umweltschutz steht aus gutem Grund ganz oben auf der Agenda des Koalitionsvertrags „Mehr Fortschritt wagen“ von SPD, Grünen und FDP. Nicht zuletzt die Katastrophe im Ahrtal zeigt, wie notwendig die Bekämpfung des Klimawandels und die Anpassung an seine Konsequenzen ist. Und auch Umweltziele, die nur indirekt mit dem Klimaschutz zu tun haben, wie etwa der Schutz der biologischen Vielfalt und der Artenschutz, stehen zu Recht oben auf der Prioritätenliste der
Stadt hat Zukunft
November 10, 2021Photo: Hert Niks from unsplash (CC 0)
Man könnte meinen, das Ende der Stadt sei nah. So wirkt es jedenfalls, wenn man die Abgesänge auf das urbane Leben während der Pandemie vernimmt. Städte haben historisch schon häufig krank gemacht: Von Cholera bis Corona – dichtes Zusammenleben hat schon immer anfällig für Krankheiten verschiedenster Art gemacht. Und wer es sich leisten konnte, floh schon während der Pest aufs Land.
Auch jetzt haben die wohlhabenden Städter während der Pandemie ihre Siebensachen gepackt (vermutlich: MacBook, Birkenstock, Yoga Matte, Siebträgermaschine, Lastenfahrrad, Mandelmilch und die Paulo-Coelho-Gesamtausgabe) und sind in die Provinz geflohen. Was im vergangenen Jahrzehnt technologisch entwickelt wurde, verhilft der Flucht aufs Land nun zum Durchbruch: Von
Stadt hat Zukunft
November 10, 2021Photo: Hert Niks from unsplash (CC 0)
Man könnte meinen, das Ende der Stadt sei nah. So wirkt es jedenfalls, wenn man die Abgesänge auf das urbane Leben während der Pandemie vernimmt. Städte haben historisch schon häufig krank gemacht: Von Cholera bis Corona – dichtes Zusammenleben hat schon immer anfällig für Krankheiten verschiedenster Art gemacht. Und wer es sich leisten konnte, floh schon während der Pest aufs Land.
Auch jetzt haben die wohlhabenden Städter während der Pandemie ihre Siebensachen gepackt (vermutlich: MacBook, Birkenstock, Yoga Matte, Siebträgermaschine, Lastenfahrrad, Mandelmilch und die Paulo-Coelho-Gesamtausgabe) und sind in die Provinz geflohen. Was im vergangenen Jahrzehnt technologisch entwickelt wurde, verhilft der Flucht aufs Land nun zum Durchbruch: Von
Solarpunk – für die Zukunft der Städte
July 23, 2021Photo: Imperial Boy
Wie gefällt Ihnen das Bild? Wir sehen moderne Hochhäuser, in denen viele Menschen Platz finden, und Natur, die direkt in die Stadt integriert ist. Zugängliche offene Wasserwege laden zum Verweilen ein, und offene, begehbare Geschäfte und Cafés auf mehreren Ebenen lassen das Leben summen. Moderne Trambahnen, die auf dem Wasser fahren, helfen den Bewohnern, sich im futuristischen Stadtumfeld zu vergnügen. Das Bild des japanischen Künstlers Imperial Boy lädt immer wieder zum Entdecken ein und hat in den letzten Monaten hohe Wellen geschlagen. Denn es ist Solarpunk. Solarpunk ist eine Bewegung, die eine positive Zukunft der Welt und insbesondere des urbanen Lebens buchstäblich malt.
Matrix, Blade Runner und Mad Max – urbane Zukunftsszenarien zeigen normalerweise
Diskussionskultur in Deutschland – Wie Keksteig zum Löffeln
June 18, 2021Photo: Tom Trelvik from Flickr (CC BY-SA 2.0)
Wissen Sie noch, wie sie als Kind den Teiglöffel abschlecken durften, als der Kuchen in den Ofen geschoben wurde? Teig zum Löffeln war eine Sache für Kinder, und zu viel davon zu essen, verursachte Bauchschmerzen. Nunja, heute scheint das kein Problem mehr zu sein. In Berlin gibt es nun ganze Geschäfte, in denen man sich Keksteig in Bechern zum Löffeln abholen kann. Statt sich mit erwachsenen Dessert-Alternativen zu beschäftigen, tendieren die Großstädter lieber zu den infantilen Alternativen – nicht überraschend, wenn man das mit dem politischen Diskurs vergleicht.
In den folgenden Zeilen geht es am Rande um das heiße Thema Identitätspolitik und folgendes wird passieren: Linke werden meine mangelnde Sensibilität gegenüber Mikroaggressionen in
Von Zauberern und Propheten
May 21, 2021Photo: Niedersächsisches Landesmuseum from Wikimedia Commons (CC 0)
Das Ende der Corona-Krise naht. Und ja, es fühlt sich an wie Zauberei. Noch vor wenigen Monaten versicherten uns Ärzte, Gesundheitsexperten und Politiker, dass die Entwicklung von Impfstoffen Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dauern wird – von mehreren Impfstoffen ganz zu schweigen. Stattdessen sollten sich Bürger auf eine harte Zukunft einstellen. Ohne Beschränkung der sozialen Kontakte für lange Zeit, Masken auf öffentlichen Plätzen für Jahre und Verzicht auf Reisen werde es in Zukunft nicht gehen. Doch als hätte jemand seinen Zauberstab geschwungen, lässt der Blick auf Länder wie Israel und Großbritannien immer mehr auf die Rückkehr der Normalität hoffen. Die düsteren Prophezeiungen der Untergangspropheten spielten
Unternehmertum? Wir feiern das.
April 30, 2021Photo: pixpoetry from Unsplash (CC 0)
Mit Wumms soll die deutsche Konjunktur im Sommer wieder aus der Krise kommen: Vor einem Jahr gab Bundesfinanzminister Olaf Scholz dieses Credo aus und stellte ein Konjunkturpaket vor, das die deutsche Wirtschaft aus der Krise wummsen sollte. Nach einem Rückgang des BIP von knapp 5% im Jahr 2020 und schwachen Prognosen für die nächsten Jahre darf man sagen: Wumms sieht anders aus. Liberale tendieren in ihrer Kritik des Pakets dazu, die drei Säulen guter Konjunkturpolitik zu predigen: Steuern runter, Regulierungen weg und Freihandel los. Während diese Ideen wichtig sind, um die Marktwirtschaft zu revitalisieren, lehrt ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte was wir noch tun können: Wir müssen Unternehmertum wieder feiern lernen.
Die US-amerikanische
Pandemie-Philosophie aus der Etatisten-Dose
April 1, 2021Photo: Pamela Callawy from Unsplash (CC 0)
Landläufig heißt es, dass ein Volk die Politiker bekommt, die es verdient. Wenn das gleiche auch auf die öffentlichen Intellektuellen des Landes zutrifft, dann muss sich die deutsche Bevölkerung in der Pandemie wirklich doppelt etwas zu Schulden haben kommen lassen. Wir müssen nämlich nicht nur einen Impffortschritt im Schneckentempo, Testkonzepte in Kinderschuhen und korrupte Politiker ertragen, sondern auch Richard David Prechts Einlassungen zu Gegenwartsthemen. Das neueste Thema von Deutschlands Talk-Show-Philosophen Nr. 1 ist die Pflicht. Und da ganz besonders die staatsbürgerliche Pflicht in Zeiten der Pandemie.
Dabei ist Prechts Bilanz bei Corona-Themen denkbar schlecht: Im Frühjahr 2020 kritisierte er erst die Globalisierung, die in der
Habeck und der Kapitalismus – Die gescheiterte Kritik, die niemals stirbt
March 5, 2021Photo: Markus Spiske from Unsplash (CC 0)
Glückskeks oder Kalenderspruch? Esoterisches Selbsthilfe-Buch oder Aufschrift auf der Glasfront eines veganen Cafés im Prenzlauer Berg? Von wem stammt dieses Zitat über die Zukunft nach der Corona-Pandemie?
„Weil eine gemeinsam durchgestandene Ausnahmesituation zeigt, dass wir es gemeinsam besser können, gemeinsam schaffen können. Weil wir wissen, dass eine bestandene Gefahr Gemeinschaft schafft. Das wäre dann die Grundlage für einen anderen Kapitalismus, vielleicht für etwas ganz anderes, das heute noch keinen Namen hat. Eine Geschichte, die noch nicht geschrieben ist. Aber ist es nicht das, was wir eigentlich alle einmal erleben wollen? Teil einer Geschichte zu sein, die wir selbst schreiben, die wir zusammen schreiben?“
Auch wenn jede der
Wie Innovation funktioniert
February 5, 2021Photo: National Gallery, London from Wikimedia Commons (CC 0)
Ein Zug rast aus einem dunklen und regnerischen Hintergrund in einen immer klareren Vordergrund hinein. Ein kleines Ruderboot, das träge in einem See herumdümpelt, bleibt im Hintergrund. Angetrieben wird der Zug von einem Kohleofen in der Lokomotive, der hell durch das Bild scheint. Will uns der Maler zeigen, dass er es nicht erwarten kann, möglichst schnell in eine bessere Zukunft zu fahren? 1844 malte der Brite William Turner das außergewöhnliche Gemälde „Rain, Steam and Speed“. Also in der Hochphase der Zeit, die heute jedes Schulkind als die Industrielle Revolution kennt. Alles, was diese wichtige Epoche der Menschheitsgeschichte auszeichnet, findet man in diesem Bild: Wissenschaftliche, technische und kommerzielle
Marktwirtschaft ’21 – Aufbruch für die Außenseiter
January 8, 2021Photo: Janet Daniel from Flickr (CC BY 2.0)
Auch die größten Fans der freien Marktwirtschaft mussten zähneknirschend akzeptieren: 2020 war ein Jahr des Staates. Am Anfang der Pandemie war nicht klar, wie am besten zu reagieren ist, und in der Not erschien auch Liberalen der zentralistisch durchorganisierte Staat als geeignete Form der Antwort. Doch haben die wirtschaftspolitischen Corona-Hilfen auch gezeigt, was der Staat eben nicht gut kann. Denn staatliche Hilfen kommen hauptsächlich den Insidern des Politikbetriebs in Deutschland zugute, nicht aber den Außenseitern. Um diese auf ihrem Weg aus der Krise zu unterstützen, muss deshalb – nach dem Jahr des Staates 2020 – zur regulären Zeit des Marktes zurückgekehrt werden.
Konservative Cliquen statt Kreativer Zerstörung
Der amerikanische
Kein Gläschen in Ehren
December 16, 2020Photo: Loco Steve from Flickr (CC BY-SA 2.0)
Von Justus Enninga und Alexander Albrecht.
Der neuste “Aktionsplan zur Stärkung der Umsetzung der Globalen Strategie zur Reduzierung des schädlichen Alkoholkonsums” der WHO bietet Anlass zu Besorgnis.
Das Ziel, schädlichen Alkoholkonsum zu reduzieren, ist verdienstvoll. Doch die vorgeschlagenen Mittel sind kaum geeignet, diesem Ziel näherzukommen. In einigen Fällen bewirkt der Aktionsplan sogar das Gegenteil, indem er mehr Aufwand betreibt, den verantwortungsbewussten Konsum von Alkohol zu sanktionieren als den Opfern von Alkoholmissbrauch zu helfen. Der Aktionsplan trifft fünf gravierende Fehlannahmen:
Jede Form des Alkoholkonsums ist schädlich
Höhere Preise reduzieren den schädlichen Konsum
Strenge Regulierung hilft bei der Bekämpfung des
Das Ende der Großen Stagnation?
November 27, 2020Photo: Drew Beamer from Unsplash (CC 0)
Derzeit ist es besonders schwer, optimistisch in die ökonomische Zukunft zu schauen. Insbesondere, wenn zum tristen Novemberwetter auch noch die Aussicht auf verlängerte und verschärfte Corona-Regeln hinzukommt, und damit weitere Belastungen für die deutsche Ökonomie in den nächsten Monaten. Wenn man allerdings bei der Betrachtung etwas größere Zeithorizont heranzieht, fällt auf, dass auch in den Jahren vor der Corona-Krise die Wachstumsraten der westlichen Volkswirtschaften so niedrig waren, dass Ökonomen von der „Großen Stagnation“ sprachen. Beides zusammen genommen lässt das Bild noch viel mehr verdunkeln. Wenn man sich aber einen Ruck gibt und einmal über den pessimistischen Tellerrand hinausblickt, können aktuelle Forschungen und
Steuerverschwendung auf Kosten von Gegenwart und Zukunft
October 30, 2020Photo: Michał Parzuchowski from Unsplash (CC 0)
Kurzarbeitergeld, Erstattung von Umsatzeinbußen, Staatsbeteiligungen – die Corona-Pandemie ruft den Staat in den unterschiedlichsten Einsatzgebieten auf den Plan. Es macht den Eindruck, als hätte der Staat für alle betroffenen Bereiche Geld und Beteiligungen übrig, und als könnte er allen Bereichen zielgenau helfen. Dass freilich nicht die Politik hilfsbereit und großzügig ist, sondern die steuerzahlende Bevölkerung dafür eingespannt wird, macht der Bund der Steuerzahler (BdSt) mit dem Schwarzbuch der Steuerverschwendung wieder einmal deutlich. In 100 symbolischen Fällen zeigt das Schwarzbuch, dass Zweifel angebracht sind, ob der Staat Steuergeld vernünftig einzusetzen weiß – auch in den schwierigen Zeiten einer globalen Pandemie. Neben
Ludwig Erhards Meisterschüler
October 2, 2020Photo: Daniel Fallenstein für Prometheus
Am Sonntag verstarb der frühere Ministerpräsident und „Superminister“ Wolfgang Clement. In vielen Nachrufen wurde er als ein Sozialdemokrat der alten Schule bezeichnet. Wieviel besser stünde es um unser Land, wenn die linke Mitte Clements Erbe ernstnehmen und bei ihm in die „alte Schule“ gehen würde!
Häufig definieren Generationen eine gemeinsame Identität über gemeinsam erlebte Krisen. Von der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre, der Ölpreiskrise in den 1970er Jahren bis hin zur Zeit Deutschlands als „kranker Mann“ Europas können Generationen viel über das gemeinsam Erlebte berichten. Den Millennials, meiner Generation, fällt das schwieriger. Bis auf die Finanzkrise ab 2008, die wir nur als Kinder und Jugendliche miterlebten, sind wir in den
Integration am Arbeitsmarkt: Marathon und kein Sprint
September 4, 2020Photo: mw238 from Flickr (CC BY-SA 2.0)
Vor ziemlich genau fünf Jahren sprach Angela Merkel ihr mittlerweile berühmt-(berüchtigtes) „Wir schaffen das“ in Reaktion auf das Eintreffen von Hunderttausenden Geflüchteten innerhalb kürzester Zeit. Die Aussage der Bundeskanzlerin wurde besonders häufig bemüht, wenn es um die zukünftige Integration von Zuwanderern in den deutschen Arbeitsmarkt ging: Für die einen stand der Spruch für einen motivierenden Optimismus, für die anderen strotze er vor Zynismus angesichts der Hilflosigkeit der deutschen Politik. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wirft nun einen frischen Blick auf die arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen der Flüchtlingskrise von vor fünf Jahren und stellt die Frage: Haben wir es geschafft?
Neue IW-Studie:
Kein Wohlstand ohne Vertrauen
August 7, 2020Photo: Atlas Network from Flickr
Wenn es um Wohlstand für die Ärmsten der Welt geht, kennt die öffentliche Debatte häufig nur zwei zentrale Lösungen: mehr Markt oder mehr Staat. Der Geburtstag einer der größten Sozialwissenschaftlerinnen des 20. Jahrhunderts erinnert uns daran, dass dies nicht die einzigen beiden gangbaren Wege sind, um den Weg zum Wohlstand der Nationen einzuschlagen.
Im Jahr 2009 gewann mit der US-Amerikanerin Elinor Ostrom das erste Mal eine Frau den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, die neben zahlreichen Feldern der Sozialwissenschaft auch die Frage nach dem Wohlstand der Nationen durch neue Perspektiven verändert und bereichert hat. Heute wäre die Politikwissenschaftlerin 87 Jahre alt geworden.
Wenn es heute um die Frage geht, wie eine
Die offene Gesellschaft braucht Wettbewerb der Ideen
July 10, 2020Photo: Blackbird Film Co. from Flickr (CC BY 2.0)
Am Mittwoch veröffentlichten 153, hauptsächlich US-amerikanische sowie einige internationale Intellektuelle einen offenen Brief, der es in sich hat: „Der freie Austausch von Informationen und Ideen, der Lebensnerv einer liberalen Gesellschaft, wird von Tag zu Tag mehr eingeengt.“
Die Unterzeichner des Briefs wenden sich gegen ein zunehmend intolerantes Diskussionsklima und setzen sich ein für eine Kultur, die „Raum für Experimente, für Wagemut und auch für Fehler“ lässt. Der Brief hat aus den verschiedensten Lagern viel Unterstützung, aber auch viel Kritik erfahren. Dass wichtige Liberale wie Deirdre McCloskey, Steven Pinker und Anne Applebaum zu den Unterstützern des Aufrufs gehören, zeigt, wie sehr Freunde der Freiheit hinter diesem Text
Schmuggler, Samariter und das Lieferkettengesetz
June 12, 2020Photo: @markheybo from Flickr (CC BY 2.0)
Brennende Fabriken, ausbeuterische Kinderarbeit und zerstörte Regenwälder in Entwicklungsländern – die Lieferketten deutscher Unternehmen stehen schon seit langem in der Kritik. Das geplante Lieferkettengesetz der Großen Koalition soll diesen Missständen ein Ende bereiten und Unternehmen zu höheren Löhnen, besseren Arbeitsbedingungen und härteren Umweltauflagen in Entwicklungs- und Schwellenländern zwingen. Während der Gesetzesvorschlag auf den ersten Blick wie ein Gesetz wirkt, das aus reiner Menschenfreundlichkeit ersonnen wurde, wird man auf den zweiten Blick stutzig: Denn hinter der Initiative Lieferkettengesetz stehen nicht nur die üblichen Samariter mit guten Absichten wie Oxfam und Brot für die Welt, sondern auch knallhart-ökonomische
Wir steigern das Bruttosozialprodukt
May 15, 2020Photo: K. Mitch Hodge from Unsplash (CC 0)
Natürlich steckt eine Menge Ironie über dem deutschen Arbeitsethos in den Zeilen des erfolgreichen Party-Hits Bruttosozialprodukt der Band Geier Sturzflug aus den 1980ern:
Wenn früh am Morgen die Werksirene dröhnt
und die Stechuhr beim Stechen lustvoll stöhnt
in der Montagehalle die Neonsonne strahlt
und der Gabelstaplerführer mit der Stapelgabel prahlt
ja dann wird wieder in die Hände gespuckt
wir steigern das Bruttosozialprodukt
Blickt man aber auf die ökonomische Erfolgsgeschichte Deutschlands seit Erscheinen der Single vor 40 Jahren zurück, wird aus der Ironie schnell Anerkennung: Seit den 80ern steigerte sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um mehr als 400%, das Leben wurde durch die Verbreitung des Internets einfacher, die Welt
Krisenzeiten sind Experimentierzeiten
April 17, 2020Photo: Andrew Dawes from Flickr (CC BY-SA 2.0)
„Einheitliche politische Maßnahmen“ zur Bekämpfung der Corona-Krise ist die Phrase der Stunde, die von Spitzenpolitikern aus Ländern, Bund und EU genutzt wird – egal ob links oder rechts. Zwar können wir nicht mit Gewissheit sagen, inwiefern „einheitliche politische Maßnahmen“ erfolgsversprechend sind. Auf jeden Fall aber marginalisiert der Fokus der Politik auf Einheitlichkeit die mutigen Akteure, die auf das Gegenteil von Einheitlichkeit setzen: kreative Geschäftsleute, solidarische Sozialunternehmer und smarte Wissenschaftler. Jeden Tag experimentieren sie mit dem Neuen, um die besten Lösungen für die Probleme der Corona-Pandemie zu finden. Insbesondere in Krisenzeiten darf die Politik nicht der Versuchung des Tunnelblicks „einheitliche
Föderalismus in den Fängen des Nirvana-Fehlschlusses
March 20, 2020Photo: Stefan Jurca from Flickr (CC BY 2.0)
Krankenhäuser vor Ort, kommunale Gesundheitsämter und die Gesundheitsministerien der Länder: Sie alle gehören zur föderalen Ordnung unseres Landes, die sich mal wieder dem Vorwurf des Flickenteppichs ausgesetzt sieht – diesmal durch ihre Reaktion auf die Corona-Epidemie. Politiker aus dem gesamten politischen Spektrum werfen dem Föderalismus vor, dafür verantwortlich zu sein, dass auf unkoordinierte Weise Lösungen und Maßnahmen verschleppt werden, und so tödliche Folgen für die Bürger des gesamten Bundesstaates in Kauf genommen werden.
Hinterher ist es jedoch immer einfach, die richtigen Lösungen und Maßnahmen zu sehen und sich über den Prozess der Lösungsfindung zu echauffieren, der notwendigerweise Versuch und Irrtum umfasst. Wer hingegen
BBC – schon wieder überzeugender
February 21, 2020Photo: K. Mitch Hodge from Unsplash (CC 0)
Das britische Fernsehprogramm ist von Nachrichten über Dokumentationen bis hin zu Spielfilmen und Serien sehr viel besser als die hiesigen Öffentlich-rechtlichen. Mit einer geplanten Reform könnte die BBC wieder einmal zeigen, dass sie es besser können. Ausgerechnet jetzt, wo uns die nächste Gebührenerhöhung in Aussicht gestellt wird …
Vor ziemlich genau drei Wochen führte der britische Premierminister Boris Johnson das Vereinigte Königreich aus der EU. Wer erwartete, dass sich der konservative Premier mit seiner Regierung nach Vollzug nun mit Breakfast-Tea und Sandwiches hinter die Tür von 10 Downing Street zurückziehen würde, sieht sich getäuscht. Denn eine ganze Reihe an Projekten stehen schon vor besagter schwarzer Tür: unter anderem die
Kapitalismus – das Schreckgespenst, das keines ist
January 24, 2020Photo: Septikphoto from Flickr (CC BY 2.0)
Heute endet das Weltwirtschaftsforum in Davos und eine Schlagzeile titelt: weltweit verlieren die Menschen das Vertrauen in den Kapitalismus. 56% der Menschen weltweit vertrauen nicht mehr darauf, dass der „Kapitalismus wie er heutzutage existiert in der Welt mehr Gutes als Schaden anrichtet.“ Die Studie der Kommunikationsagentur Edelman, die mittlerweile zum zwanzigsten Mal erschien und weltweit auf allen Kontinenten mehr als 34.000 Menschen befragt hat, zeichnet mit diesem Befund ein düsteres Bild der Wahrnehmung des Kapitalismus.
Während sich das Statement gut in den Schlagzeilen der Medienhäuser macht, darf gezweifelt werden, was im Edelman Trust Barometer eigentlich gemessen wurde. Denn mangelndes Vertrauen der Bürger in den Kapitalismus
Große Veränderungen durch kleine Schritte
December 20, 2019Photo: „Gentoo penguin walking“ by Kathleen from flickr (CC BY 2.0)
Auch in der zweiten Dekade des neuen Jahrtausends waren sich viele Intellektuelle in einer Sache sicher: Der Untergang der Zivilisation oder wahlweise auch der ganzen Menschheit steht kurz bevor. Das einzige, worauf sich die Untergangspropheten nicht einigen konnten: Wie wird das Ende aussehen?
Aus dem rechten politischen Lager kriecht der Untergang der westlichen Welt heran in Form von dekadenten arbeitsfaulen jungen Menschen, die sich auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen, an deren Zustandekommen sie keinerlei Anteil hatten.
Für die Linken geht die Welt zu Grunde, weil der Kapitalismus seine Versprechen eines gesamtgesellschaftlichen Wohlstands nicht erfüllen kann, die Arbeiter der globalen Peripherie verarmen
Brutus verdient besser
November 22, 2019Photo: Daderot from Wikimedia Commons (CC 0)
Mit der heutigen Kolumne reiht sich unser Kollege Justus Enninga in die Reihe der regelmäßigen Kolumnisten ein. Seine Kolumne trägt den Titel „Brutus – neue Freiheit“ – im Folgenden erklärt er, warum.
Niemand würde heute mehr sein Kind Brutus nennen. Der Name ist viel zu sehr mit dem Mord an der Figur des legendären Feldherren, Staatsmannes, und Schriftstellers Gaius Julius Caesar verbunden. Der Name weckt vielmehr Vorstellungen von Heimtücke, Verrat und falscher Freundschaft. Dante sah Brutus in seiner Göttlichen Komödie sogar zusammen mit seinem Mitverschwörer Cassius und dem Inbegriff aller Verräter – Judas Ischariot – in der Hölle schmoren. Doch diese heute vorherrschende Assoziation mit dem Namen Brutus führt in die Irre. Sie sollte