Photo: Heye Jensen from Unsplash (CC 0) Die Welt steht vor einer Geldschwemme wie wir sie in der jüngeren Geschichte noch nie erlebt haben. Das Handeln der Notenbanken rund um den Globus mag erstmal die bisherige Geld-Illusion aufrechterhalten, doch so gefährlich für das Geldwesen war die Situation in der Nachkriegsgeschichte noch nie. Innerhalb einer Woche hat die US-Notenbank FED ihre Bilanzsumme um 650 Milliarden Dollar auf nunmehr 5.318 Billionen Dollar erhöht, alleine 587 Milliarden davon über den Ankauf von US-Staatsanleihen. Ähnlich reagierten die übrigen Notenbanken auf der Welt. In Zeiten wachsender Volkswirtschaften ist das Anwachsen von Notenbankbilanzen so ähnlich wie das Verwässern von Wein. Es steht auf einen Schlag mehr Wein zur Verfügung, aber er schmeckt nicht mehr so
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Die Welt steht vor einer Geldschwemme wie wir sie in der jüngeren Geschichte noch nie erlebt haben. Das Handeln der Notenbanken rund um den Globus mag erstmal die bisherige Geld-Illusion aufrechterhalten, doch so gefährlich für das Geldwesen war die Situation in der Nachkriegsgeschichte noch nie. Innerhalb einer Woche hat die US-Notenbank FED ihre Bilanzsumme um 650 Milliarden Dollar auf nunmehr 5.318 Billionen Dollar erhöht, alleine 587 Milliarden davon über den Ankauf von US-Staatsanleihen. Ähnlich reagierten die übrigen Notenbanken auf der Welt. In Zeiten wachsender Volkswirtschaften ist das Anwachsen von Notenbankbilanzen so ähnlich wie das Verwässern von Wein. Es steht auf einen Schlag mehr Wein zur Verfügung, aber er schmeckt nicht mehr so intensiv, sondern zunehmend wässrig. Solange die Flüssigkeit noch irgendwie nach Wein riecht, mag die Illusion funktionieren, aber nur dann …
Nach der Pandemie droht ein ganz anderes Szenario. Trifft eine erhöhte Basisgeldmenge auf ein schrumpfendes Angebot an Waren und Dienstleistungen, dann droht ein Inflationsschock. Denn je länger der Shutdown anhält, desto größer sind die Kollateralschäden in der Wirtschaft. In der jetzigen Zeit beruht die ökonomische Tätigkeit auf einer Arbeitsteilung, die nicht nur national stattfindet. Sie ist auch nicht nur auf Europa beschränkt, sondern umfasst inzwischen die ganze Welt. Geht die Weltwirtschaft in die Knie, weil Unternehmen pleitegehen, Lieferketten zerschnitten und Produktionskapazitäten angepasst werden, dann erhöhen sich bei einem Wiederanlaufen der Nachfrage naturgemäß die Preise auf breiter Front. Bei der Höhe der Interventionen, die jetzt weltweit von Regierungen und ihren Notenbanken vollzogen werden, kann dies schnell zum Staatsbankrott und Währungsuntergang führen.
Der Schock, den die Corona-Pandemie sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite ausgelöst hat, und die anschließenden Intervention der Staaten und Notenbanken können nur in ihrer mittelfristigen Wirkung abgemildert werden. Es muss gelingen, die Angebotsseite wieder schnell und zeitnah hochzufahren. Dies setzt eines voraus: die Lieferketten, die internationale Arbeitsteilung, kurz: die Globalisierung muss schnellstmöglich wieder funktionieren.
Dafür kann die Staatengemeinschaft sehr viel tun. Angefangen bei der Aufhebung der Sanktionen gegen Russland und den Iran. Es mag außenpolitisch richtig sein, Druck auf die beiden Regime auszuüben, doch in der jetzigen Situation müssen diese Maßnahmen stärker durch nicht-ökonomische Maßnahmen ersetzt werden, um das viel größere Problem zu lösen. Doch das kann nur ein Baustein von mehreren sein. Zölle und nichttarifäre Handelsbeschränkungen müssen in dieser Situation fallen, sie sind in der Krise ein Verstärker, der den Warenaustausch hemmt. Dazu muss die Welthandelsorganisation WTO wieder eine starke Stimme für den Freihandel werden. Die USA könnten durch die Aufgabe ihrer Blockadehaltung dafür sorgen, dass die WTO-Schiedsgerichte wieder besetzt werden können.
Aber auch die EU könnte vorangehen. Nicht nur im globalen Handel. Schon bei den Verhandlungen mit Großbritannien könnte man einseitig auf eine Marktöffnung für Waren aus Großbritannien setzen. Die Chancen stehen nicht ganz schlecht, dass das Vereinigte Königreich sich dann ebenso öffnen würde. Gegenüber Entwicklungsländern könnte die EU eine Kennzeichnung von abweichenden Standards vereinbaren und gleichzeitig die Marktöffnung für diese Länder zulassen. Die EU muss nicht auf andere warten, sondern kann selbst offensiv vorangehen.
Es ist nicht ausgemacht, dass das Inflationsszenario nach der ersten Phase der Pandemie eintritt. Die Staatengemeinschaft kämpft derzeit global gegen die Pandemie. So wichtig dies in der derzeitigen Situation ist, so entscheidend ist jedoch anschließend für den Wohlstand aller der kluge und besonnene Umgang mit den Folgen der Krise. Noch mehr Schulden, noch mehr Monetarisierung und noch mehr Abschottung lösen die wirtschaftliche Folgen nicht, sondern wirken noch wie ein Verstärker der Abwärtsspirale. Vielmehr muss der „Restart“ des Welthandels, die Förderung des Freihandels und die wohlfahrtsfördernde Wirkung der Globalisierung im Fokus stehen. Nur sie können die Folgen der Pandemie mildern. Sie sind das Schmiermittel des globalen Wohlstands.