In armen Ländern hat sich die Vergabe von Kleinkrediten an Gruppen bewährt, welche gemeinsam für einen Kreditausfall haften. Sind die Gruppenmitglieder jedoch denselben Betriebsrisiken ausgesetzt – sind sie etwa alle in der Landwirtschaft tätig und von einer extremen Dürreperiode bedroht – verringert dies die Haftungssicherheit und erhöht die Zinsaufschläge entsprechend. Ein neues Matching-Modell kann hier Abhilfe schaffen. In vielen der ärmsten Länder machen Kleinstunternehmen über zwei Drittel der wirtschaftlichen Aktivität aus. Dabei ist die Entwicklung dieser Unternehmen oft eingeschränkt, weil ihnen Kreditsicherheiten für eine ausreichende Finanzierung fehlen und starke Informationsasymmetrien zwischen Banken und Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern bestehen. Um dieser
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In armen Ländern hat sich die Vergabe von Kleinkrediten an Gruppen bewährt, welche gemeinsam für einen Kreditausfall haften. Sind die Gruppenmitglieder jedoch denselben Betriebsrisiken ausgesetzt – sind sie etwa alle in der Landwirtschaft tätig und von einer extremen Dürreperiode bedroht – verringert dies die Haftungssicherheit und erhöht die Zinsaufschläge entsprechend. Ein neues Matching-Modell kann hier Abhilfe schaffen.
In vielen der ärmsten Länder machen Kleinstunternehmen über zwei Drittel der wirtschaftlichen Aktivität aus. Dabei ist die Entwicklung dieser Unternehmen oft eingeschränkt, weil ihnen Kreditsicherheiten für eine ausreichende Finanzierung fehlen und starke Informationsasymmetrien zwischen Banken und Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern bestehen. Um dieser Marktbeschränkung entgegenzuwirken, haben findige Banker mit einer einfachen Marktdesign-Idee dazu beigetragen neue Kreditmärkte aufzubauen – einer von Ihnen erhielt dafür den Friedensnobelpreis. Die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist heute der weltweit größte Kreditgeber für diese Märkte. Die Idee auf den Punkt gebracht: Kredite werden an Gruppen vergeben die gemeinsam für einen Kreditausfall haften und damit einen Anreiz haben ausschließlich kreditwürdige Partner auszuwählen. Allerdings hat sich diese Idee insbesondere in ländlichen Gebieten als weniger erfolgreich erwiesen. Hier erfolgt die Gruppenbildung oft zwischen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern, die den gleichen Betriebsrisiken ausgesetzt sind. So sind zum Beispiel in einer kreditnehmenden Gruppe von Reisbauern alle gleichzeitig von einer extremen Dürreperiode betroffen und die Bank verliert dadurch die Sicherheit der Haftungsgemeinschaft.
Der Marktdesign-Prozess
Ein Projekt der ZEW-Forschungsgruppe Marktdesign hat sich zum Ziel gesetzt, Marktregeln zu entwickeln, um oben beschriebene Marktbeschränkungen abzubauen.[ 1 ] Eine einfache Marktregel besteht darin, die Gruppenbildung von Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern mit ähnlichen Berufsgruppen einzuschränken, zum Beispiel indem maximal drei Reisbauern pro Gruppe zugelassen werden. Der dabei verfolgte Marktdesign-Ansatz versucht nicht die optimalen Kreditbedingungen herzuleiten, sondern stattdessen konkrete Regeln für die Gruppenbildung zu finden – dabei arbeitet er mit gegebenem Marktzins und Haftungsanteil.
Als nächste Schritte im Marktdesign-Prozess folgen das Testen der Marktregeln mit spieltheoretischen und ökonometrischen Modellen, sowie die Hilfe bei der Umsetzung der Regeln, die idealerweise eine quasi-experimentelle Evaluation beinhaltet. Für die Analyse nicht-experimenteller Umfragedaten stellt die Gruppenbildung ein Selektionsproblem dar. Der empirische Beitrag dieses Projektes besteht in der Entwicklung eines neuen Strukturmodelles – implementiert in R-Paket matchingMarkets –, das die etablierte Heckman-Methode zur Korrektur von Selektionsverzerrungen für die Gleichgewichtsanalyse von Gruppenbildungsprozessen anwendbar macht. Die Identifikation des Modells ist dadurch gegeben, dass die Gruppenbildung von den Charakteristika aller Marktteilnehmer abhängt, das Rückzahlungsverhalten einer Gruppe jedoch nur von ihren Mitgliedern bestimmt wird. Diese exogene Variation ist ähnlich der einer Instrumentenvariable.
Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse, dass die beschriebene Marktregel zu weniger Kreditausfällen führt, was Banken erlaubt ihre Kredite erschwinglicher zu machen und somit mehr Kleinstunternehmen ermöglicht ihr Wachstumspotential auszuschöpfen.
Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass die Zusammensetzung von Gruppen (oder sogenannter „Matches“) wichtig ist und der Marktdesign-Prozess dabei helfen kann, bessere Marktregeln in solchen Matching-Märkten zu gestalten. Die entwickelten Methoden sind unmittelbar in anderen Matching-Märkten anwendbar. Beispiele reichen vom Design der Quotenregelung für (ethnische) Minderheiten in der Schulplatzvergabe und in Einstiegsarbeitsmärkten, über die staatliche Regulierung von Firmenfusionen, bis hin zum Design von Matchingalgorithmen für dezentrale Landreformen.
©KOF ETH Zürich, 10. Dez. 2018