Die Formel 1 hat grosse Probleme: Infolge der hohen Kosten können nur ganz wenige Teams an der Spitze mithalten, und die anderen sind permanent vom Konkurs bedroht. Dadurch fehlt oft die Spannung. Echte Zweikämpfe und Überholmanöver sind selten. Die meisten Rennen werden durch die Boxenarbeit und -strategie entschieden. Diese Probleme könnten mit einer einfachen Regeländerung weitgehend gelöst werden, wie dieser Beitrag zeigt. Zur dringend nötigen Ausbalancierung des Wettbewerbs dienten bisher vor allem technische Vorgaben, etwa dass pro Saison und Fahrer nur eine bestimmte Zahl von Motoren eingesetzt werden darf.[ 1 ] Doch Einschränkungen in einem Bereich bringen mehr Anstrengungen und damit Kostenexplosion in anderen Bereichen. Zugleich verhindert die Regulierungsdichte geniale
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Die Formel 1 hat grosse Probleme: Infolge der hohen Kosten können nur ganz wenige Teams an der Spitze mithalten, und die anderen sind permanent vom Konkurs bedroht. Dadurch fehlt oft die Spannung. Echte Zweikämpfe und Überholmanöver sind selten. Die meisten Rennen werden durch die Boxenarbeit und -strategie entschieden. Diese Probleme könnten mit einer einfachen Regeländerung weitgehend gelöst werden, wie dieser Beitrag zeigt.
Zur dringend nötigen Ausbalancierung des Wettbewerbs dienten bisher vor allem technische Vorgaben, etwa dass pro Saison und Fahrer nur eine bestimmte Zahl von Motoren eingesetzt werden darf.[ 1 ] Doch Einschränkungen in einem Bereich bringen mehr Anstrengungen und damit Kostenexplosion in anderen Bereichen. Zugleich verhindert die Regulierungsdichte geniale Innovationen. Erfolg beruht heute vor allem darauf, unzählige kleine Details besser als andere zu lösen. Aber genau das ist die Kernkompetenz grosser Teams. Entsprechend haben die technischen „Sparmassnahmen“ die Unterschiede zwischen den Teams eher noch akzentuiert.
Deshalb rufen die kleinen Teams mit immer mehr Nachdruck nach Budgetbegrenzungen. Doch gerade die Budgets der grossen Teams sind kaum kontrollierbar. Da diese viele Vorleistungen von Partnern übernehmen, können sie Beschränkungen durch zu tiefe Verrechnungspreise umgehen. Deshalb müssten auch diese akribisch kontrolliert werden. Sportlich erfolgreich ist dann, wer die Budget-Regeln am raffiniertesten umgeht.
Eine fruchtbare Alternative
Zu all den traditionellen, wenig wirksamen oder gar schädlichen Massnahmen zur Kostensenkung und Ausbalancierung des Wettbewerbs sehen wir eine einfache, weit fruchtbarere Alternative, die an der wahren Problemursache ansetzt: Die heutigen Rennen leiden daran, dass sie schon von Beginn an ungerecht sind. Die Trainingsschnellsten dürfen von den besten Startpositionen starten und können so oft vorne weg fahren, was Langeweile und wenig Zweikämpfe bringt. Die Problemlösung besteht deshalb darin, dass die Trainingsschnellsten nicht mehr von zuvorderst starten, sondern von weit hinten. Doch dazu braucht es eine kluge Regel. Ansonsten würden im Training alle möglichst langsam fahren. Unser Regelvorschlag besteht aus zwei Elementen:
- Punkte werden nicht mehr ausschliesslich für die Reihenfolge des Zieleinlaufs vergeben; ein Teil der Punkte wird auch für die Einnahme eines schlechten Startplatzes vergeben: Je weiter hinten ein Pilot startet, desto mehr Startpunkte erhält er.
- Die Piloten können in der Reihenfolge ihrer Trainingsergebnisse die Startplätze wählen.
Die Leistung eines Fahrers ist umso höher, je früher er ins Ziel kommt, und je schlechter dabei sein Startplatz war. Genau das belohnt unser System. Damit stärkt es den Wettbewerb und balanciert ihn aus. Fahrer von starken Teams können nicht mehr so wie heute im Schongang vorneweg fahren. Je stärker ein Pilot sich und sein Fahrzeug einschätzt, desto eher wird er einen hinteren Startplatz wählen, um auch Startpunkte zu sammeln. Durch die Umkehrung des Feldes am Anfang des Rennens kommt es zu viel mehr ernsten Zweikämpfen und Überholmanövern. Das wiederum erlaubt es den kleinen Teams, sich viel besser als heute in Szene zu setzen. Die vielen Bilder von ernsten Zweikämpfen erhöhen ihre Attraktivität für Sponsoren und Werbung, was wiederum einen Ausgleich der Wettbewerbsfähigkeit der Teams bringt. Schliesslich werden wettbewerbsfeindliche Teamorders an die Fahrer ausgehebelt. Die Nummer zwei im Team wird typischerweise eine andere Startplatz-Strategie als die Nummer eins wählen, was Teamorders unterläuft.
Unser Regelvorschlag wäre ein Befreiungsschlag für die Formel 1. Erstens bring er selbst bei sehr ungleich wettbewerbsfähigen Teams spannende Rennen. Dadurch stärkt er zweitens die Attraktivität der kleinen und schwachen Teams für Werbung und Sponsoren, was eine Angleichung der Wettbewerbsfähigkeit der Teams bringt. Drittens erlaubt er es, die einschränkenden Regulierungen im technischen Bereich abzubauen und den Teams mehr Freiheiten zu lassen. Dadurch wird die Formel 1 als Innovations- und Techniklabor attraktiver. Viertens schliesslich hat unser Vorschlag im Unterschied zu allen anderen Regeländerungsvorschlägen praktisch keine Kostenfolgen und ist völlig flexibel und entwicklungsfähig.
Wie unsere Regel wirkt, hängt vom Gewicht der Start- relativ zu den Zieleinlaufpunkten ab. Welcher Anteil die grösste Spannung bringt, ist offen, kann aber problemlos erprobt werden. Genau so problemlos ist, die Regel zuerst nur versuchsweise auf einzelnen Strecken einzusetzen und auf die unterschiedlichen Streckencharakteristika anzupassen. Da ihre Vorteile nicht aus der Benachteiligung einzelner Teams oder der Umverteilung von Ressourcen beruhen, sondern auf der Steigerung der Attraktivität der Formel 1 für die Zuschauer, Fans und Sponsoren aller Teams, sollte sie problemlos und ohne Widerstand demnächst in Kraft gesetzt werden können.
©KOF ETH Zürich, 18. Jun. 2018