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Spam mit ökonomischen Prinzipien bekämpfen

Summary:
Spam-E-Mails sind ein Ärgernis und erzeugen volkswirtschaftliche Kosten. Das Spam-Problem liesse sich mit Hilfe einer kleinen Transferzahlung vom Sender an den Empfänger beheben. Diese würde die Anreize, Massen-E-Mails zu versenden, verringern. Wer kennt sie nicht, die E-Mails mit Millionenversprechen von Prinzen aus Nigeria, Werbung für Abmagerungspillen oder Lotteriegewinnbenachrichtigungen?[ 1 ] Spam gehört zu unserem Alltag, und er belastet uns stark: Wir müssen Spam von Nicht-Spam trennen, und einmal geöffnete Anhänge bedrohen uns mit Schadsoftware. Bei Unternehmen bringt Spam Serverbelastung, und die Spam-Bekämpfung ist teuer. Schließlich fehlen die hochqualifizierten Entwickler von Spamfiltern bei der Entwicklung gesellschaftlich nützlicherer Software. Was also tun? Bisher

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Reiner Eichenberger, David Stadelmann considers the following as important:

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Spam-E-Mails sind ein Ärgernis und erzeugen volkswirtschaftliche Kosten. Das Spam-Problem liesse sich mit Hilfe einer kleinen Transferzahlung vom Sender an den Empfänger beheben. Diese würde die Anreize, Massen-E-Mails zu versenden, verringern.

Wer kennt sie nicht, die E-Mails mit Millionenversprechen von Prinzen aus Nigeria, Werbung für Abmagerungspillen oder Lotteriegewinnbenachrichtigungen?[ 1 ] Spam gehört zu unserem Alltag, und er belastet uns stark: Wir müssen Spam von Nicht-Spam trennen, und einmal geöffnete Anhänge bedrohen uns mit Schadsoftware. Bei Unternehmen bringt Spam Serverbelastung, und die Spam-Bekämpfung ist teuer. Schließlich fehlen die hochqualifizierten Entwickler von Spamfiltern bei der Entwicklung gesellschaftlich nützlicherer Software. Was also tun?

Bisher wurde vor allem auf technische Lösungen gegen Spam gesetzt. So soll Filtersoftware Spam von unseren elektronischen Postfächern fern halten. Das sogenannte "Greylisting" ist eine Form der technischen Bekämpfung, bei der die erste eingehende E-Mail eines unbekannten Absenders abgewiesen und dann nach einem weiteren Zustellversuch angenommen wird. Die Methode klappt jedoch nur, sofern der Server des Absenders die Spamnachricht nicht ein zweites Mal sendet. Klar ist bei allen technischen Lösungen, dass sie bestenfalls mäßig funktionieren. Nicht alles was Spam ist, erkennt der Filter als Spam. Noch schwerwiegender ist, wenn reguläre und erwünschte E-Mails fälschlicherweise als Spam klassifiziert werden oder aufgrund des Greylisting nur mit Zeitverzögerung ankommen.

Der juristische Kampf gegen Spam ist noch unwirksamer als Spamfilter. Zwar sind Gesetze gegen Spam schnell formuliert. Ihre Durchsetzung ist aber mit hohen Kosten verbunden: Den vermeintlich steinreichen Prinzen aus Nigeria ausfindig zu machen, erschient im Lichte einer Kosten-Nutzen-Analyse wenig sinnvoll. Auch die anfänglich gepriesene EU-Datenschutzgrundverordnung hilft nicht, unerwünschte E-Mails zu reduzieren. Vielmehr traf eher das Gegenteil zu. Seriöse Newsletter-Anbieten und Unternehmen, bei denen man ohnehin angemeldet war und sich problemlos abmelden kann, wurden durch die EU-DSGVO gezwungen, eine Art Spamnachricht zu senden, mit Bitte um explizite Zustimmung, dass der erwünschte Newsletter nun weiter gesendet werden darf. Der reiche Prinz und der Gewichtsabnahme-Wunderpillen-Produzent hingegen ignorieren die EU-DSGVO.

Kosten erhöhen

Nun ist es Zeit für eine ökonomische Lösung. Der Kern des Spam-Problems ist, dass das Versenden von Massenemails für den Absender praktisch gratis ist. Deshalb wird viel zu viel gesendet. Für die Empfänger sind unerwünschte Massenemails mit Triageaufwand, der Installation von Mailfiltern oder dem Übersehen wichtiger Mails verbunden. Mancher mag sogar Betrügereien zum Opfer fallen. Die ökonomische Lösung ist, die Kosten der Empfänger, den Verursachern, sprich den Sendern, anzulasten. Auf den ersten Blick naheliegend wäre es, eine Art Mailsteuer einzuführen. Das ist aber keine gute Lösung, denn damit würden alle Nachrichten belastet, auch diejenigen, die ihre Absendern und Empfängern Nutzen bringen. Wir schlagen deshalb folgendes vor: Jede gesendete E-Mail sollte nur mehr dann dem Empfänger direkt im Postfach angezeigt werden, wenn mit ihr mindestens 10 Eurocents oder ein ähnlicher Betrag in einer Kryptowährung an den Empfänger mitversendet werden. Alle anderen Nachrichten werden zwar nicht gelöscht, gehen aber in einen "Wertlos"-Ordner. Empfänger, die Freude an wertlosen Emails haben, können dort ab und zu schmökern und löschen.

Sobald der Versand von E-Mails nicht mehr kostenlos ist, wird das Problem des Spams abnehmen. Es werden nur noch jene Nachrichten versendet, die dem Sender wenigstens 10 Cents wert sind. Auch der Empfänger erhält durch den Preis ein wichtiges Signal, nämlich, dass die Nachricht dem Sender etwas wert war. Es ist sogar anzunehmen, dass sich manche Empfänger über die noch wenigen verbleibenden Massenmails mit 10 Cents Anhang freuen werden.

Der Austausch von Nachrichten zwischen Freunden und Familie ist weitgehend symmetrisch. Im Regelfall bekommt man von Bekannten auf eine gesendete E-Mail auch eine Antwort, sodass der Nettogeldempfang bzw. die Nettogeldsendung über die Zeit um Null schwanken wird. Falls es dem Sender nicht wenigstens 10 Cents wert ist, dass der Angeschriebene die Nachricht erhält, sollte er eher darauf verzichten, die aus eigener Bewertung wertlose E-Mail anderen zu senden. Ähnliches gilt für Arbeitsgruppen in denen der E-Mail Austausch im Regelfall symmetrisch ist. Und natürlich schlagen innerhalb eines Unternehmens versendete E-Mails netto mit Null zu Buche.

Man könnte nun einwenden, staatliche Behörden müssten für alle Bürger kostenlos erreichbar sein. Wenn das gelten soll – immerhin kostete bisher ein Brief mit der traditionellen Post wenigstens einen Umschlag, das Papier, die Druckkosten und eine Briefmarke – sticht folgende Lösung: Die Behörden sollten auf jede eingehende E-Mail eine freundliche automatisierte Empfangsbestätigung senden, der dann wieder 10 Cents beigefügt sind. Damit wäre dann wirklich allen gedient.

Für Unternehmen, die Newsletter versenden, besteht kein Grund zur Sorge. Es ist bekannt, dass die Einwilligung zum Bezug eines Newsletters vielen Firmen etwas wert ist. Bei Versandunternehmen gibt es oftmals einen Gutschein von beispielsweise 5 Euro für die Bestellung ihres Newsletters. Viele Unternehmen dürften neue Abonnenten für ihre Newsletter gewinnen, wenn 10 Cents pro Sendung an die potentiellen Kunden gehen. Bei gemeinnützigen Verbänden, die Informationsnewsletter versenden, gilt ähnlich wie bei Behörden, dass der Empfänger an deren Absenderadresse einfach eine automatisierte Empfangsbestätigung zurücksenden kann. Falls er dazu nicht bereit ist, ist dies ein Signal, dass der Newsletter nicht wirklich erwünscht ist.

Add-on

Natürlich muss unser ökonomischer Vorschlag auch technisch umgesetzt werden. Dazu genügt ein Add-on für Mail-Programme. Es gibt viele findige Start-ups im IT Sektor und genug Finanzdienstleister, die einen 10 Cents E-Mail Versand von einem mit einer gewissen Summe ausgestatten Prepay-Konto implementieren könnten. Für diese private Umsetzung braucht es keine neuen Gesetze und keine Regulierung. Auch ist nicht notwendig, dass alle E-Mail-Nutzer weltweit oder deutschlandweit die Lösung gleichzeitig einführen. Wer das Add-on in seinem Mail-Programm zum Senden und Empfangen von 10 Cents noch nicht installiert hat, bekommt eben keine 10 Cents. Die bleiben dann beim Absender. Ähnlich landen E-Mails von jenen, die das Add-On nicht installieren, im "Wertlos"-Ordner jener Empfänger, die die Installation durchgeführt haben. Natürlich gibt es hier Netzwerk-Effekte, sprich, je größer die Zahl an vorhandenen Nutzern des neuen Systems, desto größer der Nutzen für den einzelnen Nutzer. Aber bereits bei wenigen Nutzern gibt es systematisch Anreize, das Add-On zu installieren, denn dann können die eigenen gesendeten E-Mails bei den Empfängern vom "Wertlos" in den "Wertvoll"-Ordner katapultiert werden. Und wer 10 Cents mitsendet, identifiziert die eigenen E-Mails als NO-SPAM.


©KOF ETH Zürich, 24. Jul. 2018

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