Die US-Wirtschaft wird leicht wachsen, Aktien hingegen werden es weltweit weiter schwer haben. (Bild: Guarch/shutterstock.com) Nachlassendes Wirtschaftswachstum, hohe Aktienbewertungen und negativ verzinsliche Anleihen machen es aktuell schwierig, auch nur irgendeine grosse Assetklasse positiv einzuschätzen. Entsprechend pessimistisch bewertet das Asset Allocation Committee von Neuberger Berman die Marktlage.Wie Mitte 2018, als das Wachstum in den USA dank Steuersenkungen und zusätzlicher Staatsaugaben bereits höher war als in den übrigen Ländern, werde auch jetzt die USA stärker wachsen als andere Industrienationen. Dieser Meinung ist das Asset Allocation Committee von Neuberger Berman in seinem vierteljährlich erscheinenden Marktausblick auf das vierte Quartal. Diesmal erwartet
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Nachlassendes Wirtschaftswachstum, hohe Aktienbewertungen und negativ verzinsliche Anleihen machen es aktuell schwierig, auch nur irgendeine grosse Assetklasse positiv einzuschätzen. Entsprechend pessimistisch bewertet das Asset Allocation Committee von Neuberger Berman die Marktlage.
Wie Mitte 2018, als das Wachstum in den USA dank Steuersenkungen und zusätzlicher Staatsaugaben bereits höher war als in den übrigen Ländern, werde auch jetzt die USA stärker wachsen als andere Industrienationen. Dieser Meinung ist das Asset Allocation Committee von Neuberger Berman in seinem vierteljährlich erscheinenden Marktausblick auf das vierte Quartal. Diesmal erwartet es, dass sich das US-Wachstum zwar nur auf niedrige zwei Prozent einpendelt, aber doch stark von der Entwicklung Europas, Japans und Teilen der Emerging Markets abweicht. Dort befinde sich die Industrie in einem starken Abschwung.
Stabile US-Wirtschaft
Die Konjunkturdaten sollen diese Sicht des Committees von Neuberger Berman bestätigen. Dem Markit-Einkaufsmanagerindex (PMI) zufolge sei das verarbeitende Gewerbe im Euroraum im September stark geschrumpft, ähnlich wie in den schwierigen Jahren 2011 und 2012. Damals wurden so viele Stellen gestrichen wie seit sechs Jahren nicht mehr. "Kurz danach erfuhr man, dass die Auftragseingänge der deutschen Industrie im August erneut gefallen sind. Als dann noch bekannt wurde, dass das deutsche BIP im zweiten Quartal geschrumpft ist, fürchten viele eine technische Rezession im Herzen Europas," kommentiert Erik Knutzen, Chief Investment Officer Multi-Asset Class bei Neuberger Berman.
Die USA scheinen hingegen wesentlich besser dazustehen. Aber auch hier sei das Bild keineswegs rosig. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für die amerikanische Industrie war im September schockierend schwach. Unter den Umfrageteilnehmern finden sich aber überdurchschnittlich viele internationale Grossunternehmen. Der eher binnenorientierte Markit-PMI für die US-Industrie habe sich unterdessen deutlich von seinem Zehnjahrestief im August erholt.
Der uneinheitliche Arbeitsmarktbericht, der einige Tage später veröffentlicht wurde, schien sogar das „Goldilocks“-Szenario zu bestätigen – die Aussicht auf ein zwar unspektakuläres, aber doch stetiges Wachstum in nächster Zeit. "Alles in allem sieht es nach einer recht stabilen US-Konjunktur aus, während der Abschwung in den übrigen Ländern an Fahrt gewinnt", so Knutzen.
Mehr Volatilität
Das Asset Allocation Committee hat seine Einschätzung der Konjunktur in den USA und den übrigen Ländern entsprechend aktualisiert. "Bei allem relativen Optimismus für die USA sollte man aber nicht übersehen, dass wir für Aktien weltweit pessimistisch sind", meint Knutzen. Vor Ende 2020 rechnen sie zwar mit keiner Rezession, weder in den USA noch weltweit. Nachlassendes Wirtschaftswachstum, eher hohe Aktienbewertungen und negativ verzinsliche Anleihen im Wert von etwa 15 Billionen US-Dollar machen es aber nicht leicht, auch nur irgendeine grosse Assetklasse positiv einzuschätzen.
Aus fundamentaler Sicht können die Aktienkurse nur dann steigen, wenn entweder die Bewertungen deutlich zulegen oder steigendes Weltwirtschaftswachstum zu höheren Unternehmensgewinnen führt. "Für die bevorstehende Berichtssaison erwarten wir aber eher niedrigere Gewinne als vor einem Jahr und nur einen leichten Anstieg seit Jahresbeginn. Für das nächste Jahr sind nur wenige Beobachter optimistischer", kommentiert der Experte. Selbst bei einer unerwartet starken Konjunktur dürften viele politische und geopolitische Risiken in den nächsten Monaten für Marktvolatilität sorgen. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie der Brexit dürften noch mehr Unsicherheit bringen.
Verlustrisiken dominieren
Angesichts all dessen kann das Asset Allocation Committee – erstmals in diesem Aufschwung – Geldmarktpositionen etwas abgewinnen, da es internationale Aktien und Anleihen jetzt negativer einschätzt. Positiv sieht es lediglich einige kleinere, günstig bewertete Marktsegmente wie amerikanische Small Caps, höherwertige High-Yield-Anleihen und Loans sowie inflationsindexierte Papiere. Ansonsten setzt der Ausschuss auf abgesicherte und unkorrelierte Strategien, die ohne hohen Aktien- und Zinsrisiken auskommen – und auch auf Private Equity, dessen eher hohe Bewertungen durch operative Fortschritte der Unternehmen ausgeglichen werden können.
"Der Konjunkturzyklus geht in seine Endphase, und die Risiken nehmen zu. Wir meinen, dass dies Investoren zur Vorsicht mahnen sollte," so Knutzen.