Jochen Müller Im Asset Management wird der Kostendruck weiter steigen. Jochen Müller, Executive Vice President bei SimCorp, sieht noch grosses Optimierungspotenzial durch den Einsatz von effizienteren Systemen und Prozessen, besonders bei Alternativen Assetklassen. Welche Herausforderungen sehen Sie auf die Asset Manager in den nächsten Jahren zukommen? Jochen Müller: Der Kostendruck wird weiter steigen. Dazu trägt der anhaltende Zuwachs bei den passiven Investments bei, aber auch der Trend, dass Asset Owner vermehrt selbst investieren, anstatt ihr Geld Asset Managern anzuvertrauen. Auch die weiter zunehmenden regulatorischen Anforderungen erhöhen am Ende den Kostendruck. Deshalb muss nach Wachstumspotenzialen
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Im Asset Management wird der Kostendruck weiter steigen. Jochen Müller, Executive Vice President bei SimCorp, sieht noch grosses Optimierungspotenzial durch den Einsatz von effizienteren Systemen und Prozessen, besonders bei Alternativen Assetklassen.
Welche Herausforderungen sehen Sie auf die Asset Manager in den nächsten Jahren zukommen?
Jochen Müller: Der Kostendruck wird weiter steigen. Dazu trägt der anhaltende Zuwachs bei den passiven Investments bei, aber auch der Trend, dass Asset Owner vermehrt selbst investieren, anstatt ihr Geld Asset Managern anzuvertrauen. Auch die weiter zunehmenden regulatorischen Anforderungen erhöhen am Ende den Kostendruck. Deshalb muss nach Wachstumspotenzialen gesucht werden: neue Assetklassen, Globalisierung und Akquisitionen.
Wieso hat die Prozess-Optimierung in Europa höhere Priorität als in den USA?
Das ist eher eine Frage der Perspektive als der Priorität. SimCorp hat in einer aktuellen Studie die Asset Manager in Europa und Nordamerika verglichen. Überall ist Kostenreduktion die erste Priorität. In Europa möchte man sie durch effizientere Prozesse erreichen, in Amerika durch eine Reduzierung der Zahl und Komplexität der eingesetzten IT-Systeme. Aus Sicht der Europäer ist der Wildwuchs bei den IT-Systemen, die zudem oft überaltert sind, jedoch eine Hauptursache für zu teure Prozesse. Am Ende zielen also beide auf dasselbe ab: Kostenreduktion durch bessere Prozesse, unterstützt durch weniger, aber effizientere Systeme. Das sind zwei Seiten derselben Medaille.
Inwiefern senkt die Bewältigung von Prozess- und Datenproblemen die Kosten und steigert die Wettbewerbsfähigkeit?
Effiziente Systeme und Prozesse erlauben Umsatzwachstum ohne Kostensteigerung. Das schafft Freiraum für Investitionen in neue Technologien und Digitalisierungsinitiativen. Die Wettbewerbsfähigkeit steigt, weil bessere Daten bessere Anlageentscheidungen ermöglichen. Studien zeigen, dass dies 50-200 Basispunkte ausmacht. Auch lassen sich mit einer schlanken und flexiblen IT-Architektur Akquisitionen schneller und kostengünstiger integrieren.
Welche Rolle kann KI bei der Bewältigung dieser Probleme spielen?
Künstliche Intelligenz kann fehlerhafter Prozesse identifizieren und verbessern, zum Beispiel beim Trade Matching. Auch kann sie durch eine automatisierte Portfolioanalyse die Investmententscheidungen unterstützen.
Welchen Stellenwert haben Alternative Anlagen und welche Herausforderungen bringen sie mit sich?
Alternative Assetklassen haben einen hohen und weiter wachsenden Stellenwert. Zum Teil wird mehr als die Hälfte neuer Gelder in solche Anlagen investiert, vor allem bei Pensionsfonds und Multi Asset Managern. Die Zuwachsraten sind hier mit rund 10 Prozent deutlich höher als bei den klassischen Anlageformen mit etwa 5 Prozent. Das bringt neue Herausforderungen unter anderem in der Bewertung und im Risikomanagement mit sich. Häufig werden dafür spezielle eigene Systeme eingesetzt mit vielen manuellen Prozessen. Das führt zu einer relativ geringen Transparenz hinsichtlich dieser Anlagen und verhindert ein einheitliches Risikomanagement über alle Anlageklassen hinweg. In dem Masse, in dem Multi-Asset-Strategien an Bedeutung gewinnen, müssen auch die zugehörigen Systeme und Prozesse weiterentwickelt werden.
Welche Bedeutung hat der Schweizer Markt für Ihr Unternehmen?
Die Schweiz ist für uns ein sehr wichtiger Markt in Europa. Wir haben hier namhafte Kunden wie die UBS und Credit Suisse. Starkes Wachstum sehen wir ausser in Zürich auch im Genfer Markt, in dem wir bereits Kunden wie Edmond de Rothschild Asset Management und Unigestion haben.
Welche Ihrer Strategien und Investment-Produkte sind im Schweizer Markt besonders gefragt?
Die Schweiz ist nicht wesentlich anders als unsere übrigen Märkte in Europa: Es geht um die Konsolidierung von Systemen und die Integration von Prozessen und Daten. Wir sehen hier vor allem eine starke Nachfrage nach Outsourcing-Services. Die Kunden betreiben dann die Technologie nicht mehr selbst, sondern beziehen sie als Service von uns. Multi-Asset-Konzepte einschließlich alternativer Investments haben auch in der Schweiz eine wachsende Bedeutung, ebenso die Umsetzung regulatorischer Anforderungen, Verbesserungen im Kunden-Reporting und die Online-Kundenkommunikation.