Bild: Pixabay Die Transformation in allen Bereichen der Mobilität wird einen tiefgreifenden Einfluss auf Geschäftsmodelle, Regierungen und Konsumenten haben. Sean Fitzgibbon, Fondsmanager des BNY Mellon Mobility Innovation Fund, im Gespräch über Disruptionen und Anlagechancen. "Im Bereich der Mobilität wird es in den nächsten Jahren eine dramatische Transformation geben", ist Sean Fitzgibbon von The Boston Company, einer Boutique von BNY Mellon Investment Management (IM), überzeugt. "Wir denken, dass das Tempo des Umbruchs unterschätzt wird, denn wir sind heute bereits an einem Wendepunkt angelangt", sagt der Fondsmanager des BNY Mellon Mobility Innovation Fund. Je schneller sich das Angebot von E-Fahrzeugen
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Die Transformation in allen Bereichen der Mobilität wird einen tiefgreifenden Einfluss auf Geschäftsmodelle, Regierungen und Konsumenten haben. Sean Fitzgibbon, Fondsmanager des BNY Mellon Mobility Innovation Fund, im Gespräch über Disruptionen und Anlagechancen.
"Im Bereich der Mobilität wird es in den nächsten Jahren eine dramatische Transformation geben", ist Sean Fitzgibbon von The Boston Company, einer Boutique von BNY Mellon Investment Management (IM), überzeugt. "Wir denken, dass das Tempo des Umbruchs unterschätzt wird, denn wir sind heute bereits an einem Wendepunkt angelangt", sagt der Fondsmanager des BNY Mellon Mobility Innovation Fund. Je schneller sich das Angebot von E-Fahrzeugen entwickle, desto eher würden die Leute diese als Alternative zu den Benzinern und Diesel wahrnehmen und umsteigen. “Unterschätzt wird auch von vielen, wie weit die Technologie beim autonomen Fahren heute schon ist”, weist Fizgibbon auf einen anderen Innovationstrend in der Mobilität hin. Es werde zwar noch weitere Tests brauchen, aber wenn diese erfolgreich verliefen, werde es eine schnelle Adaption der Technologie geben.
Die Entwicklungen – oder zumindest die Ankündigungen – bei den Autoherstellern geben Fitzgibbon recht. So hat Volkswagen vor Kurzem bekanntgegeben, dass der Konzern bis Ende 2023 im Rahmen des grössten Umbaus seiner Geschichte 44 Milliarden Euro in die Entwicklung von E-Fahrzeugen, in autonomes Fahren, Mobilitätsdienste und die Digitalisierung investieren will. 30 Milliarden Euro davon sollen allein in die Entwicklung von E-Fahrzeugen – also auch in die Batteriezellenforschung – fliessen. Experten kommentierten, der Abschied von Benzin und Diesel sei zwingend, weil längst überfällig. VW habe enorme Rückstände insbesondere auf Tesla, aber auch auf Renault/Nissan und chinesische Automobilhersteller.
Urbane Mobilität
"Alle werden von den Mobilitätsinnovationen profitieren, seien es Regierungen, Unternehmen, Konsumenten oder die Umwelt", betont Fitzgibbon. Denn die grossen Herausforderungen der Zukunft bei der urbanen Mobilität sind aus heutiger Sicht klar: Bis im Jahr 2050 wird die globale Bevölkerung um 70 Prozent zunehmen und sich immer mehr in Städten konzentrieren. Der CO2-Ausstoss wird sich verfünffachen, die Kosten der Mobilität werden sich vervierfachen, die Reisezeiten verdreifachen und die Transportfracht wird um 40% zunehmen – wenn es nicht zu einem Umbruch hin zu E-Fahrzeugen, autonomem Fahren und Fahrzeugdiensten kommt.
Wird das der Fall sein, könnte es in urbanen Gebieten im Jahr 2050 gemäss Berechnungen von Delphi Automotive PLC 28 Prozent weniger Fahrzeuge geben, 44 Prozent weniger Parking-Raum würde benötigt, die Reisezeiten würden sich um 30 Prozent reduzieren und die Emissionen könnten um 66 Prozent abnehmen. "All das sind Argumente für die Nachhaltigkeit von Mobilitätsinnovationen", unterstreicht Fitzgibbon. "Die Regierungen unterstützen diese Entwicklungen, die Unternehmen wollen solche Fahrzeuge bauen und die Konsumenten werden die neuen Möglichkeiten nutzen." Fitzgibbon denkt, dass auch in den USA, wo der Präsident Donald Trump nichts vom Klimawandel wissen will, die Konsumenten sich in diese Richtung bewegen werden.
Die 4 Schlüsseltreiber von Mobility Innovation
"Die grösste Disruption in der Mobilitäts-Wertschöpfungskette wird sich darum drehen, wie viele Leute überhaupt noch Besitzer eines Autos sein wollen", sagt Sean Fitzgibbon. Denn autonom fahrende Flotten, die Mitfahrgelegenheiten (rideshare) anbieten, werden deutlich günstiger sein als ein Taxi oder der Unterhalt eines eigenen Autos. "Heute nutzen Konsumenten ihre Fahrzeuge für jeden Zweck. In Zukunft werden sie die optimale Lösung für die verschiedenen Mobiltiätszwecke wählen", erklärt der Fondsmanager.
Das dürfte dazu führen, dass weniger Fahrzeuge verkauft werden, sobald sich diese Dienste etabliert haben. Die wachsende Komplexität auf der Wettbewerbs-Landkarte für individuelle Mobilität werden demnach Erstausrüster (OEMs) dazu forcieren, Schlachten an mehreren Fronten zu führen - die traditionellen Angebotsketten werden also schwer disruptiert. Gemäss Untersuchungen wurden bislang mindestens 32 Milliarden Dollar in Mitfahrdienst-Start-ups investiert. Neue Abo- bzw. Vorbestellungsmodelle sind in Entwicklung. Erwartet wird eine starke Zunahme der Sharing-Nutzer von heute rund 400 Millionen auf 540 Millionen im Jahr 2021. Die Sharing-Topmärkte sind China und die USA.
Ebenfalls ein Schlüsseltreiber für Mobilitätsinnovationen ist das ganze Feld der Konnektivität: Autonomes Fahren führt aufgrund der Vernetzungen von Systemen zu massivem Daten- und Infrastrukturwachstum. Das bringt bedeutende Opportunitäten für Bereiche wie Datenmanagement, Halbleiter-Industrie, Cloud Computing und 5G, die nächste Generation des Mobilfunknetzes, die autonomes Fahren wesentlich voranbringen wird.
Weniger Unfälle dank autonomen Fahrzeugen
80 Prozent der Top 10-Fahrzeughersteller und -ausrüster planen denn auch, bis 2025 einen hohen Anteil der Technologien für autonomes Fahren bereitstellen zu können. Ein sehr starkes Argument für autonome Fahrzeuge ist die Reduktion der Autounfälle, denn über 90 Prozent sind auf menschliche Fehler zurückzuführen. Das Potenzial für eine Reduktion von Autounfällen durch Fahrerassistenzsysteme, Schutz-Ausstattungen- und Funktionalitäten und die Vorzüge von Machine Learning in Autopilotsystemen ist gemäss Studien signifikant. Nicht zuletzt wird also auch der Bedarf an Sensoren stark zunehmen.
Darüber hinaus haben elektrisch betriebene Fahrzeuge einen enormen Bedarf an Stromnetzen und Verteilnetzwerken zur Folge. Zudem ergeben sich Opportunitäten im Bereich der Batteriespeicherung, bei intelligenten Messgeräten und erneuerbaren Energien. Sean Fitzgibbon geht davon aus, dass 40 Prozent der Fahrzeugmodelle bis 2021 über einen Elektroantrieb oder einen Plug-in Hybrid verfügen werden.
Breitgefächerte Anlagestrategie
"Unsere Investmentstrategie ist sehr diversifiziert", sagt er und fügt an: "Wir schauen uns die Fahrzeug- und Komponentenhersteller an, aber auch die entsprechenden Technologiefirmen und Infrastrukturausrüster, vor allem auch im Bereich der Stromnetz-Provider. Wir fragen uns, was in den nächsten 3 bis 5 Jahren, 5 bis 10 Jahren und 10 bis 20 Jahren im Vordergrund der Mobilitätsinnovationen steht."
Heute liege ein Fokus auf dem Ausbau des Stromnetzes inklusive Basisausrüstungen wie etwa Transformer. Im Aufbau der 5G-Netzwerke sieht Fitzgibbon auch grosse Investitionschancen: «Beispielsweise werden Firmen, die Testausrüstungen für die 5G-Technologie verkaufen, in den nächsten 3 bis 5 Jahren stark zulegen. Ebenfalls wird der Bereich der Chips, die es in den Autos für die Kommunikation mit dem 5G-Protokoll braucht, stark wachsen.» Insgesamt hätten Innovationen in der Mobilität viele grosse Implikationen in vielen verschiedenen Bereichen.
Fitzgibbon und sein Team konzentrieren sich in ihrem Portfolio derzeit auf 50 bis 60 Unternehmen. Darin stark vertreten sind Hersteller von Autokomponenten und Batterie-Materialien, aber auch Unternehmen, welche im Bereich der Infrastruktur rund um E-Mobility und autonomes Fahren tätig sind. Derzeit sind dies nicht die Fabrikanten, sondern die Softwarefirmen. "Wenn wir sehen, dass ein Fahrzeughersteller hier grosse Investitionen tätigt und Leader im Bereich der autonomen Fahrzeuge werden will, wenn er viele Partnerschaften eingeht und viele Fabrikkapazitäten darauf verwendet, eine Rideshare-Flotte zu lancieren, ist er sehr interessant für uns", erklärt Fitzgibbon. Er geht davon aus, dass es in 10 bis 15 Jahren Best Practice geben wird und es bei den Plattformbetreibern im Bereich des autonomen Fahrens nur wenige Leader geben wird. Diese würden sich indes erst langsam herauskristallisieren.
Sean Fitzgibbon kommt im Gespräch mit Fondstrends nochmals auf die Geschwindigkeit des Wandels zurück. "Wenn ich die gesteckten Ziele von Fahrzeugherstellern wie Porsche anschaue, die ihre Flotte bereits 2023 zu 50 Prozent mit Elektromotoren ausrüsten wollen, sind wir wirklich an einem Wendepunkt angelangt." Bis dahin dürften auch die Ladestationen-Infrastruktur ausgebaut, die Ladezeit der Batterien kürzer und die Reichweite grösser sein.