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„Am besten schliesst man Freundschaft mit der Volatilität“

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Ferdinand Haas, Leiter Vertrieb Active EMEA & Asien, Deutsche AM. Ferdinand Haas, Leiter Vertrieb Active EMEA & Asien, Deutsche Asset Management, setzt im volatilen Umfeld auf antizyklische Strategien und empfiehlt unter anderem Wandelanleihen sowie Aktien mit niedrigem Beta und geringer Volatilität. Herr Haas, das erste Quartal 2016 brachte viele Unsicherheiten (Ölpreis, China) mit sich, und mit dem Brexit schwebt ein weiteres Damokles-Schwert über den Anlagemärkten. Wie schätzen Sie die Situation ein? Ferdinand Haas: Wir sind grundsätzlich noch immer der Meinung, dass die Lage besser ist als die Stimmung. Das scheint sich mit Blick auf die aktuelle Marktsituation auch langsam zu bewahrheiten.  An den Anlagemärkten sehen wir seit Jahren eine enorme Volatilität. Ausserdem sind Zentralbanken nicht nur in Bezug auf die Geldpolitik, sondern auch als Investoren zu wichtigen Akteuren an den Kapitalmärkten geworden. Viele Kapitalmarktteilnehmer sind gerade durch die Aktionen der Zentralbanken in Ecken des Kapitalmarkts gedrängt worden, in denen sie sich vor 10 bis 15 Jahren nicht aufgehalten hätten. Klassische Lebensversicherungen konnten damals risikolos Staatsanleihen kaufen, damit vier bis fünf Prozent Zinsen erzielen und drei Prozent an den Versicherten weitergeben. Jeder war glücklich.

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Ferdinand Haas, Leiter Vertrieb Active EMEA & Asien, Deutsche AM.

Ferdinand Haas, Leiter Vertrieb Active EMEA & Asien, Deutsche Asset Management, setzt im volatilen Umfeld auf antizyklische Strategien und empfiehlt unter anderem Wandelanleihen sowie Aktien mit niedrigem Beta und geringer Volatilität.

Herr Haas, das erste Quartal 2016 brachte viele Unsicherheiten (Ölpreis, China) mit sich, und mit dem Brexit schwebt ein weiteres Damokles-Schwert über den Anlagemärkten. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Ferdinand Haas: Wir sind grundsätzlich noch immer der Meinung, dass die Lage besser ist als die Stimmung. Das scheint sich mit Blick auf die aktuelle Marktsituation auch langsam zu bewahrheiten.  An den Anlagemärkten sehen wir seit Jahren eine enorme Volatilität. Ausserdem sind Zentralbanken nicht nur in Bezug auf die Geldpolitik, sondern auch als Investoren zu wichtigen Akteuren an den Kapitalmärkten geworden. Viele Kapitalmarktteilnehmer sind gerade durch die Aktionen der Zentralbanken in Ecken des Kapitalmarkts gedrängt worden, in denen sie sich vor 10 bis 15 Jahren nicht aufgehalten hätten. Klassische Lebensversicherungen konnten damals risikolos Staatsanleihen kaufen, damit vier bis fünf Prozent Zinsen erzielen und drei Prozent an den Versicherten weitergeben. Jeder war glücklich. Das Exotischste, was manche deutsche Lebensversicherung damals gehalten hat, waren vielleicht Pfandbriefe. Heute muss sie sich mit Infrastructure Debt befassen. Die Jagd nach Renditen hat letzten Endes die Markteilnehmer in Marktsegmente gedrängt, in denen sich viele nicht immer wohlfühlen.

Von welchen Segmenten sprechen wir, abgesehen von Infrastructure Debt?

Alles, was Credit inklusive High Yield betrifft. Heute ist die Situation für jeden institutionellen Anleger eine andere, egal ob es sich um einen Pensionsfonds oder um eine Versicherung handelt. Die Lage ist extrem herausfordernd, weil die meisten gegen eine interne oder explizite Benchmark mit einer Mindestverzinsung laufen. Diese Mindestverzinsung kann ich aber nur noch erzielen, wenn ich bestimmte Risiken ganz bewusst eingehe. Bei Schlagzeilen zu Brexit oder China wird vielen Marktteilnehmern schlagartig bewusst, dass sie sich ausserhalb ihrer Komfortzone bewegen. Wenn dann Marktteilnehmer versuchen, ihre Marktposition zu adjustieren, treffen sie nicht mehr wie früher auf Investmentbanken, die Inventar halten und Liquidität stellen. Deshalb sehen wir an den Märkten irrsinnige Volatilitätsspitzen, wie gerade im Januar oder Februar.

Wird sich dieser Zustand in absehbarer Zeit ändern?

Kaum. Vielmehr denken wir, dass solche Episoden und die auf den ersten Blick beängstigende Volatilität uns in den nächsten Jahren begleiten werden. Investmentbanken haben viel weniger Möglichkeiten, Liquidität zu stellen. Zudem treten die Zentralbanken und Regulatoren als bestimmende Akteure an den Kapitalmärkten auf. Diesbezüglich müssen die Märkte ein neues Gleichgewicht finden. Darum wird die hypernervöse Stimmung an den Märkten so schnell nicht verschwinden.

Was sehen Sie als grössten Unsicherheitsfaktor für die Anleger?

Die Geldpolitik ist ein ganz erheblicher Einflussfaktor geworden. Jegliche Art von regulatorischer Einrede an den Märkten kann massive Folgen haben. Wir haben dies gerade in der Schweiz an einem wirklich dramatischen Beispiel gesehen. Die Marktteilnehmer tun sich momentan noch schwer, damit umzugehen. Doch sie müssen sich auf Volatilität einstellen und Volatilität mehr als Chance statt als Problem begreifen. Am besten schliesst man Freundschaft mit der Volatilität, denn sie wird noch lange bleiben. 

Das Brexit-Szenario, also ein möglicher Austritt Grossbritanniens aus der EU, wird immer heisser diskutiert. Wie sind Sie darauf vorbereitet?

Wir denken, dass der „Homo oeconomicus“ siegen wird. Der sagt, dass ein Brexit wahrscheinlich ein Desaster für das Vereinigte Königreich, aber auch ein schwerer Schaden für Europa sein könnte. Brexit hat aber durchaus das Potenzial zum schwarzen Schwan. Diese negative Möglichkeit müssen wir einkalkulieren

Welche Anlagestrategie empfehlen Sie in diesem volatilen Umfeld?

Einerseits sollten Anlageklassen gewählt werden, die explizit von der Volatilität profitieren. Das sind beispielsweise Wandelanleihen. Diese verleihen gerade in Phasen, wo die Volatilität durch die Decke geht, einen zusätzlichen Puffer. Anderseits muss man – gerade als Institution – die Asset Allocation wieder stärker daran ausrichten, dem Markt in den richtigen Phasen Liquidität zur Verfügung zu stellen. Viele unserer Multi Asset-Strategien haben im Februar die Verwerfungen an den High Yield-Märkten erfolgreich genutzt, um ein schönes Renditepolster für die Zukunft aufzubauen. Ich glaube, das ist etwas, was jeder institutionelle Anleger in seiner Strategie heute bedenken muss.  

Das heisst antizyklisches Investieren?

Ja, letzten Endes sind es nicht die Fundamentaldaten, sondern der Mangel an Liquidität, der diese Volatilität treibt. Es gibt mittlerweile viele prozyklische Anlagestrategien an den Märkten. Ausserdem arbeiten viele Marktakteure mit knappen Risikobudgets. So fanden viele Fondsmanager und Anlageberater am 7. Januar eine Situation vor, in der das Risikobudget für das Jahr schon aufgebraucht war, weshalb sie sich prozyklisch verhalten mussten. Das erklärt das ratenweise Absacken der Kurse bis in den Februar hinein. Asset Manager mit langfristiger Strategie und ohne explizites Risikobudget können davon schlussendlich profitieren, indem sie in solchen Phasen Liquidität zur Verfügung stellen.

Und wie kamen Sie im Januar über die Runden?

Von der Anlageseite her sind wir ziemlich gut rausgekommen. Gerade weil wir in unseren Multi Asset-Strategien Risiko auf- statt abgebaut haben. Bis jetzt haben wir den entsprechenden Rebound sehr gut hinbekommen. Gleichzeitig waren wir auf der Kreditseite schon lange im Energiesektor untergewichtet, weil wir eine negative Einschätzung zu Energiepreisen hatten. Das kam uns bei Aktien oder Anleihen zugute.

Welche weiteren Anlagelösungen sind im gegenwärtigen Umfeld interessant?

Unserer Meinung nach bleiben Wandelanleihen in den nächsten Jahren sehr interessant. Erstens, weil dies eine Anlageklasse ist, die mit irrationalen Volatilitätsausbrüchen recht gut funktionieren wird. Und zweitens, weil Convertible Bonds auch aus regulatorischer Sicht kapitaltechnisch sehr interessant sein können. Ein weiteres Thema sind Aktienanlagen mit niedrigem Beta oder Aktienportfolios mit geringer Volatilität. Auch hier gilt, dass die meisten Investoren eigentlich kaum darum herumkommen, sich die Aktienrisikoprämien genauer anzuschauen. Aktienanlagen weisen eine extrem hohe kurzfristige Volatilität auf. Jede Strategie, die es schafft, diese kurzfristige Volatilität zu mindern und gleichzeitig die Aktienprämie langfristig zu erhalten, ist attraktiv für langfristig orientierte Investoren. Hier bieten wir beispielsweise eine Strategie an, die das Ziel der Volatilitätsminimierung bei der Aktienanlage  verfolgt.

Welche Möglichkeiten bietet der Anleihebereich?

In den entwickelten Ländern gibt es durchaus attraktive Möglichkeiten, so zum Beispiel im US Investment Grade-Segment. Aber auch im High Yield-Markt haben sich sowohl in Europa als auch in den USA die Renditen wieder massiv nach oben bewegt, woraus sich interessante Opportunitäten ergeben.

Und dies trotz der Angst vor steigenden Zinsen in den USA?

Wir waren  vergangenes Jahr schon recht vorsichtig und sind nicht davon ausgegangen, dass wir einen massiven Anstieg sehen werden. Zwischenzeitlich sah es sogar danach aus, dass Zinserhöhungen in den USA wieder komplett vom Tisch seien. Das sehen wir nicht so. Wir gehen weiterhin davon aus, dass es in den USA in diesem Jahr zu zwei Zinserhöhungen kommen wird. Der Zinsanstieg wird also keineswegs massiv sein. Folglich sehen wir den Markt durchaus positiv.

Und wie sieht die Situation in Europa aus?

Zentralbankdivergenz ist ein treibender Faktor an den Märkten. Die Federal Reserve wird ihre Bilanz eher verkleinern und sie wird am kurzen Ende auch die Zinsen erhöhen, während die EZB gleichzeitig die Schleusen geöffnet hält. Diese Divergenz wird auch letzten Endes die Währungsmärkte und die Asset-Märkte antreiben. Deshalb sind wir weiterhin konstruktiv für Unternehmensanleihen in der Eurozone.

Wie verhalten sich die institutionellen Schweizer Investoren in diesem Umfeld?

Auch in der Schweiz überlegen sich die institutionellen Investoren, wie ein gegebenes Volatilitätsbudget möglichst effizient genutzt werden kann. Wir sehen einen starken Trend zu niedrigvolatilen Aktienstrategien. Traditionelle Benchmarks werden zunehmend  in Frage gestellt.

Wie schätzen Sie die Schweizer Anlegerszene ein?

Sehr modern. Ich glaube, dass die Schweiz einer der am besten entwickelten  Anlagemärkte der Welt ist. Sowohl, was die Nachfrage nach alternativen Strategien angeht, als auch was die Diversifikation innerhalb der Portfolios angeht. Obwohl es auch in der Schweiz einen Home-Bias gibt, ist dieser deutlich weniger ausgeprägt als in manchen anderen Märkten


Autor: jog
investrends.ch
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