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China: Wenn das Smartphone zum Portemonnaie wird

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Einkaufen beim Früchtehändler, Mittagessen im Restaurant, gefolgt von einem Einkaufsbummel in der Stadt – und das alles ganz ohne Portemonnaie. Was sich bei uns nur schleppend entwickelt, ist in China längst Alltag: das mobile Bezahlen mit dem Smartphone. Für den Einkauf in China braucht es weder Bargeld noch eine Bankkarte – das Scannen des QR Codes auf dem Smartphone reicht aus. Bild: Josipa Markovic China mag zwar in vielerlei Hinsicht dem Westen noch etwas hinterherhinken, jedoch ist es in Sachen E-Commerce und im speziellen Mobile-Commerce der absolute Vorreiter. Während in der Schweiz mobiles Bezahlen noch ein Nischendasein fristet, haben Chinesen im letzten Jahr umgerechnet über 5300 Milliarden CHF an Einkäufen via Smartphone getätigt, was laut der Financial

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Einkaufen beim Früchtehändler, Mittagessen im Restaurant, gefolgt von einem Einkaufsbummel in der Stadt – und das alles ganz ohne Portemonnaie. Was sich bei uns nur schleppend entwickelt, ist in China längst Alltag: das mobile Bezahlen mit dem Smartphone.

China: Wenn das Smartphone zum Portemonnaie wird

Für den Einkauf in China braucht es weder Bargeld noch eine Bankkarte – das Scannen des QR Codes auf dem Smartphone reicht aus. Bild: Josipa Markovic

China mag zwar in vielerlei Hinsicht dem Westen noch etwas hinterherhinken, jedoch ist es in Sachen E-Commerce und im speziellen Mobile-Commerce der absolute Vorreiter. Während in der Schweiz mobiles Bezahlen noch ein Nischendasein fristet, haben Chinesen im letzten Jahr umgerechnet über 5300 Milliarden CHF an Einkäufen via Smartphone getätigt, was laut der Financial TimesChina: Wenn das Smartphone zum Portemonnaie wirdhttps://youtu.be/esr_AGKrPow dem 50fachen der Transaktionssumme der USA entspricht und damit den weltweit grössten Mobile Payment Markt darstellt. Diese beachtliche Summe wurde mit 469 Millionen Mobile Payment Nutzern realisiert – einem Drittel der Chinesischen Bevölkerung. Kurz, Mobile-Commerce hat in China Hochkonjunktur und der Trend lässt nicht nach.

Die führenden Zahlungsapplikationen Alipay sowie Wechat Pay – hinter welchen die Technologieriesen Alibaba und Tencent stecken – beherrschen gemeinsam über 90 Prozent des chinesischen Mobile Payment Marktes. Beide Zahlungsapplikationen sind dabei auf QR Codes gestützt. Das Einzige, was für den mobilen Geldtransfer benötigt wird, ist ein Smartphone. Dies ermöglicht es kleinen Strassenverkäufern genauso wie grossen Ketten, ohne zusätzliche Kosten für weitere Hardware, mobile Zahlungen zu akzeptieren. So lässt sich der Alltag, besonders in Grossstädten wie Shanghai, mühelos allein mit dem Smartphone bestreiten, wie das folgende Beispiel zeigt.

Chinesischer Alltag ohne Portemonnaie

So schnappe ich mir zum Frühstück eine der hier sehr beliebten Baozi (gedämpfte Teigtaschen mit diversen Füllungen, die besonders in den frühen Morgenstunden gegessen werden), und bezahle dafür 1.5 Yuan (umgerechnet 20 Rappen) – selbstverständlich mit dem Smartphone. Dazu muss ich lediglich den QR Code, der auf der Wand des kleinen Strassenlokals hängt, mit meinem Smartphone einscannen, via Fingerprint bestätigen und in sekundenschnelle ist die Transaktion abgeschlossen.

China: Wenn das Smartphone zum Portemonnaie wird

Selbst das Frühstück beim Strassenhändler wird via Smartphone bezahlt. Bild: Josipa Markovic

Als nächstes gehe ich mit dem öffentlichen Mietvelo (siehe Blog «Zurück aufs FahrradChina: Wenn das Smartphone zum Portemonnaie wirdhttps://www.iconomix.ch/de/blog/1479-zurueck-aufs-fahrrad/») einkaufen. Auch das Fahrrad ist mit einem QR Code ausgestattet, über den es sich entschlüsseln und die Fahrt bezahlen lässt. Nach dem Einkaufsbummel in kleinen sowie grösseren Einkaufsläden der Stadt – von denen ebenfalls die meisten mobile Zahlungen akzeptieren – geht’s ins Restaurant zum Mittagessen. Und auch in den meisten Gasthäusern lässt es sich leichter mit dem Smartphone als mit der Bankkarte bezahlen.

Die Tickets für den Kinobesuch am Abend sowie die Taxifahrt dorthin werden im Blitztempo online mit dem Smartphone gebucht und beglichen. Und selbst die monatlichen Abrechnungen für Strom, Gas und Wasser, die am Ende des Tages noch zu Hause auf mich warten, werden im Nu mobil bezahlt. Ein erfolgreicher, müheloser und effizienter Tag – und ich fange mich an zu fragen: Weshalb ist das mobile Bezahlen in China so weit verbreitet, jedoch nicht zuhause in der Schweiz?

Weshalb sind Mobile Payments in China so verbreitet?

Chinas rasante Verbreitung von mobilen Zahlungssystemen ist teilweise einer sogenannten «late-mover advantage» zu verdanken, so die Financial Times. Im Gegensatz zur Schweiz und vielen anderen westlichen Ländern, hat sich in China keine ausgeprägte Kredit- bzw. Debitkartenkultur entwickelt. Vielmehr ist das Reich der Mitte direkt von Bargeld zu mobilen Zahlungen gesprungen. Weiter herrsche, so die NZZChina: Wenn das Smartphone zum Portemonnaie wirdhttps://www.nzz.ch/wirtschaft/unternehmen/das-smartphone-stellt-die-plastic-karte-in-den-schatten-1.18625491, im Land, in welchem sowieso jeder ununterbrochen am Smartphone ist, eine höhere Technologieaffinität im Vergleich zur westlichen Welt.

Ausserdem geht der Mobile-Payment-Boom mit dem explosiven Wachstum des Online-Shoppings einher. So zählte, laut eigenen Angaben, Alibabas beliebte E-Commerce Plattform Taobao im letzten Jahr 423 Millionen aktive Käufer (nahezu ein Drittel der chinesischen Bevölkerung), die umgerechnet 256 Milliarden CHF online ausgegeben haben. Diese E-Commerce Plattform ist wiederum direkt mit dem mobilen Zahlungssystem Alipay verknüpft. Denn anders als bei westlichen Applikationen gilt in China: «Je mehr Funktionen in einer App, desto besser.», so dass ganze Ökosysteme mit höchst effizienten Zahlungsplattformen entwickelt wurden. 

So ermöglicht auch die von Tencent etablierte Messenger-App Wechat (das chinesische Äquivalent zu Whatsapp) mit rund 890 Millionen monatlich aktiven Nutzern, nicht nur mit Freunden zu chatten, sondern auch ein Taxi zu bestellen, das Handyguthaben aufzuladen, eine Wohnung oder einen Job zu finden, Geldtransfers an Kontakte zu tätigen – und mit Wechat Pay in allen möglichen Läden einzukaufen. Auch bei uns wäre die Hemmschwelle mobil zu bezahlen wohl um einiges geringer, wenn man dies mit einer bereits installierten App, die ohnehin täglich mehrmals in Gebrauch ist, ausführen könnte.

Wann ist es in der Schweiz soweit?

Am Angebothttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/angebot/ scheint die Nutzung von mobilen Zahlungsdiensten in der Schweiz nicht zu scheitern, denn mit Twint, Apple Pay und seit kurzem auch Samsung Pay gibt es ganze drei Bezahldienste, die Mobile Payments ermöglichen. Laut dem SRFChina: Wenn das Smartphone zum Portemonnaie wirdhttps://www.srf.ch/news/wirtschaft/samsung-pay-konkurrenz-fuer-apple-und-twint, sorgen jedoch noch bestehende Schwierigkeiten in der Handhabung und eine eingeschränkte Benutzerbasis für Barrieren. Vor allem aber könnte die Herausforderung darin liegen, alteingesessene Gewohnheiten zu ändern und sich – im Gegensatz zu China, wo altbekannte Apps mit Zahldiensten gekoppelt wurden ¬– an komplett neue Applikationen herantasten zu müssen.

Dennoch sagen Beobachter ein grosses Wachstum an Mobile Payments in den nächsten 5 Jahren voraus, so der SRF. Diesen Trend möchte Alibaba selbstverständlich nicht verpassen und hat entsprechend bereits Partnerschaften mit grossen europäischen Banken und Institutionen unterzeichnet, darunter auch mit der Schweizer SIX. Und auch Facebook hat seinen Messenger mit Mobile-Payment-Funktionen aufgerüstet – testweise jedoch bislang nur für den US-Markt. Es bleibt spannend wann und mit welcher App hierzulande drauflosgeshoppt werden soll. Wird man dem Schweizer Modell Twint treu bleiben, machen die US-Riesen Apple Pay oder Facebook wiedermal das Rennen, oder sind es diesmal die Chinesen, denen mit Alipay der Durchbruch in Europa gelingt?


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Josipa Markovic,
Ökonomin, MSc in Business and Economics der Universität Basel, ehemalige Praktikantin bei iconomix.

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