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Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew laufen weiter schleppend - Präsident Selenskyj droht mit einem Abbruch der Gespräche. Russlands Außenminister macht die Nato dafür verantwortlich. Die Entwicklungen:
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat die Nato wegen des Kriegs in der Ukraine mit weiteren Vorwürfen überzogen.
Lawrow warf dem westlichen Militärbündnis in einem Interview der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua vor, das Ende der „Spezialoperation“ durch Waffenlieferungen und politische Vereinbarungen zu verhindern.
In einem Interview mit dem arabischsprachigen Sender Al-Arabija sagte Lawrow außerdem, dass Russland die Routen kenne, über die der Westen Waffen an die Ukraine liefern wolle. Die gelieferten Waffen sollten nun zum Ziel der von offizieller russischer Seite so bezeichneten „Spezialoperation“ werden, „sobald sie das Territorium der Ukraine erreichen“. Dennoch betrachte Lawrow Russland nicht im Krieg mit der Nato. Allerdings glaube die Nato, mit Russland im Krieg zu stehen, sagte der russische Außenminister weiter.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sorgte derweil mit Angaben zu einem Massengrab für Irritationen. Die IAEA meldete die Wiederaufnahme der Kommunikation zu Tschernobyl.
Verhandlungen laufen schleppend
Die Verhandlungen mit Kiew über den Entwurf eines möglichen Abkommens zur Beendigung des Kriegs laufen nach Lawrows Darstellung nicht gut: Sie würden auch durch die „militante Rhetorik und hetzerische Aktionen der westlichen Unterstützer von Kiew“ behindert. Die russische Seite befürworte jedoch eine Fortsetzung des Verhandlungsprozesses.
Selenskyj hatte nach Angaben der „Ukrajinska Prawda“ gesagt, es bestehe ein hohes Risiko, dass Kiew die Verhandlungen mit Moskau abbreche. Er forderte erneut direkte Verhandlungen mit Kremlchef Wladimir Putin. Die ersten Verhandlungen für ein Ende der Kriegshandlungen hatten bereits vier Tage nach der russischen Invasion am 24. Februar begonnen.
Russland: Mehr als 380 Militärobjekte in Ukraine getroffen
Die russischen Streitkräfte trafen inzwischen nach eigenen Angaben bei neuen Angriffen mit Raketen und Artillerie Hunderte Militärobjekte in der Ukraine. Die Luftwaffe habe in der Nacht vier Munitionslager und ein Kraftstoffdepot im Osten zerstört, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Bei Angriffen seien auch 120 ukrainische Kämpfer „vernichtet“ worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.
Durch Artillerie seien in der Nacht insgesamt 389 weitere Militärobjekte getroffen worden, darunter zahlreiche Stellungen der ukrainischen Truppen. Die russische Luftabwehr habe 18 Drohnen abgeschossen. Der Generalmajor listete auf, dass bisher mehr als 2.600 ukrainische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, rund 650 Drohnen sowie 142 Flugzeuge und 112 Hubschrauber außer Gefecht gesetzt worden seien. Überprüfbar von unabhängiger Seite waren diese Angaben nicht.
Irritationen um Selenskyjs Angaben zu Massengrab
Selenskyj sprach in einem Interview von einem neuen Massengrab mit 900 Toten im Kiewer Gebiet. Sein Sprecher und die Polizei korrigierten. „Zum Stand 29. April sind insgesamt 1.187 Leichen von Opfern der russischen Armee im Gebiet Kiew entdeckt worden, wahrscheinlich meinte der Präsident diese Gesamtziffer, als er von über 900 sprach“, hieß es in einem Kommentar der Polizei des Gebiets Kiew. Auch Präsidentensprecher Serhij Nykyforow betonte in der Onlinezeitung „Ukrajinska Prawda“, dass der Präsident die Gesamtzahl gemeint habe.
Nach dem Abzug russischer Truppen vor knapp einem Monat hatten Funde von teils gefesselten erschossenen Zivilisten vor allem in dem Kiewer Vorort Butscha weltweit für Entsetzen gesorgt. Moskau wies alle Anschuldigungen zurück.
IAEA: Russische Nuklearspezialisten in Saporischschja
Russische Behörden schickten Nuklearspezialisten in das ukrainische Atomkraftwerk im südöstlich gelegenen Saporischschja. Die acht Vertreter von Rosenergoatom, das zum russischen Staatskonzern Rosatom gehört, fordern von der Stationsleitung tägliche Berichte zu „vertraulichen Fragen“ in Bezug auf den Betrieb des AKW, heißt es in einer Erklärung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) unter Berufung auf ukrainische Behörden.
Demnach wird das Kernkraftwerk weiterhin von ukrainischem Personal betrieben, aber von russischen Streitkräften kontrolliert. Russische Truppen hatten die Anlage am 4. März besetzt. Weiterhin werde die Kommunikation zur Anlage in Tschernobyl schrittweise wiederhergestellt, so die IAEA.
Bericht: Russland muss Truppen zusammenziehen
Russland ist nach Angaben der britischen Geheimdienste gezwungen, seine Streitkräfte im Nordosten der Ukraine nach gescheiterten Vorstößen neu aufzustellen. Dies geht aus einem Bericht hervor, den das Verteidigungsministerium am Samstag in London veröffentlichte. Russland hoffe, seine Schwierigkeiten bei der Invasion des Nachbarlands zu beheben, indem es die Truppen geografisch konzentriere, die Versorgungswege verkürze und die Führung vereinfache. Diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. (dpa/red)