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Immer mehr Unternehmen verlassen Russland – es gibt aber Firmen, die bleiben

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Von zahlreichen Sanktionen gebremst, fahren immer mehr Unternehmen ihr Russland-Geschäft herunter. Der Rückzug ist schon länger im Gange.

Keine iPhones mehr für Russland, keine Autos von BMW und auch kein Playmobil: Immer mehr Unternehmen setzen ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine. Sie stoppen ihr Russland-Geschäft oder schränken es ein.

„Wir verurteilen die Aggressionen gegenüber der Ukraine und verfolgen mit großer Besorgnis und Betroffenheit die Entwicklungen“, teilte etwa BMW mit. Der Chef der deutsch-russischen Auslandshandelskammer, Matthias Schepp, meint: „Auch für erfahrene und krisenerprobte Manager ist der Angriff auf die Ukraine ein Schock.“

Neue Weltkarte des Handels

Die Ökonomin Lisandra Flach vermutet, dass die größte Desinvestition in so kurzer Zeit zu beobachten ist. Wird die Weltkarte des Handels gerade neu gezeichnet? Der Krieg in der Ukraine setzt aus Sicht des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft jedenfalls die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen aufs Spiel.

Täglich ziehen sich Unternehmen aus ihrem Russland-Geschäft zurück, allein schon wegen der Sanktionen. Im Energiebereich dürfen bestimmte Güter nicht nach Russland gelangen. Auch in anderen Bereichen gibt es Beschränkungen, etwa für Flugzeugteile und Mikrochips.

Und einige russische Banken sind vom Zahlungsverkehr im Swift-System ausgeschlossen. Der Handel mit dem Land werde komplett zum Erliegen kommen, meint Uwe Fröhlich, der Co-Chef der DZ Bank. „Denn es gibt faktisch keine Zahlungswege mehr, die zur Verfügung stehen.“

Zehn Millionen Euro Umsatz wollte das fränkische Unternehmen Horst Brandstätter in diesem Jahr eigentlich in Russland machen. Brandstätter ist für seine Playmobil-Figuren weltbekannt und produziert auch Pflanzgefäße und Bewässerungssysteme. „Wir sind fassungslos und bestürzt über den Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine“, sagt Vorstandschef Steffen Höpfner und stoppt die Lieferungen nach Russland.

Mit dem russischen Partner Avtotor hatte BMW im vergangenen Jahr noch 12.000 Autos in Kaliningrad (Königsberg) gebaut und insgesamt 49.000 Autos in Russland verkauft. Damit sei bis auf Weiteres Schluss. „Wir verurteilen die Aggressionen gegenüber der Ukraine und verfolgen mit großer Besorgnis und Betroffenheit die Entwicklungen“, heißt es von BMW.

Weitere Unternehmen stellen Stoppschilder für ihr Russland-Geschäft oder Teile davon auf: Logistiker wie Kühne + Nagel und DHL, kommunale Unternehmen wie die Messe Düsseldorf, die Containerreedereien Maersk und MSC. Siemens streicht sein Neugeschäft in Russland und stoppt internationale Lieferungen in das Land. MAN liefert keine Lastwagen und Ersatzteile mehr. In deutschen Supermarktregalen stehen immer weniger Produkte aus Russland. Aldi listete selbst russischen Wodka aus.

Auch US-Konzerne ziehen den Stecker

„Einerseits haben Unternehmen ihr Image im Blick und müssen das Geschäft mit Russland neu bewerten“, sagt die Außenwirtschaftsexpertin des Ifo-Instituts, Lisandra Flach. „Andererseits gehen viele Unternehmen davon aus, dass Russland in Zukunft kein attraktiver Markt sein wird.“

So ziehen auch US-Konzerne den Stecker: Apple verkauft seine Handys, Tablets und anderen Produkte vorerst nicht mehr in Russland. Auch der Bezahldienst Apple Pay und andere Dienste sind eingeschränkt. Apps der russischen Staatsmedien RT und Sputnik sind in den App Stores außerhalb Russlands nicht mehr verfügbar.

Der Autobauer Ford kehrt Russland den Rücken – nachdem die Präsenz in den vergangenen Jahren bereits deutlich reduziert worden war. Auch der Ölkonzern Exxonmobil ist raus. Shell und BP steigen bei den russischen Energiekonzernen Gazprom und Rosneft aus. Der österreichische Energiekonzern OMV hat eine mögliche Beteiligung an einem riesigen Gazprom-Gasfeld aufgegeben.

Auswirkungen in Russland

Kremlsprecher Dmitri Peskow spricht von einem Schlag gegen die russische Wirtschaft, betont aber: „Sie wird auf den Beinen stehen bleiben.“ Moskau verweist auf die hohen Rücklagen, die die ganze Krise auffangen sollen. Auch auf eine höhere Arbeitslosigkeit sei die Regierung vorbereitet.

Die Menschen in Russland bekommen die Krise zu spüren. Die Preise steigen. „In den Supermärkten werden Etiketten neu geklebt, weil sich Waren massiv verteuern“, sagt der Chef der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, Matthias Schepp. „Und viele Russen kaufen auch noch rasch Technik ein, bevor die Preise steigen und der Kursverlust des Rubels noch größer wird.“

Im Moskauer Luxuskaufhaus GUM kommen die Beschäftigten mit dem Neuauspreisen nicht hinterher. Sie haben überall einfach Zettel hingelegt, dass die ausgewiesenen Preise etwa in der Juwelierabteilung nicht mehr gelten und neu berechnet werden müssen. „Es ist schwer, noch an Bargeld zu kommen. Unsere Geldkarten funktionieren schon an vielen Automaten nicht mehr“, sagt Schepp.

Großhandelskette Metro bleibt in Russland

Viele Unternehmen halten weiterhin an ihrem Russland-Geschäft fest, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Volkswagen etwa erwägt derzeit keinen Rückzug. Bayer will dort weiter Saatgut, Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel verkaufen. Briefe und Pakete können weiter mit Deutscher Post/DHL nach Russland geschickt werden. Der Agartechnikhersteller Claas will weiter Mähdrescher und Großtraktoren in Krasnodar bauen. Auch die Großhandelskette Metro bleibt.

Die Unternehmen betonten jeweils die große Bedeutung ihrer Produkte für die Russen. „Wir empfinden auch eine Verantwortung für unsere mehr als 10.000 Mitarbeiter in Russland“, sagt ein Metro-Sprecher. (dpa/red)



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