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Vor zehn Tagen brach der unterseeische Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai aus und schleuderte eine gigantische Wolke aus Asche und Gas wie einen Atompilz kilometerweit in die Höhe. Die Nasa geht von etwa 4 bis 18 Megatonnen TNT aus.
Der gewaltige Ausbruch eines Untersee-Vulkans vor Tonga im Pazifik war laut Nasa mehrere Hundert mal stärker als die Sprengkraft der Atombombe über Hiroshima.
„Dies ist eine vorläufige Schätzung, aber wir glauben, dass die durch den Ausbruch freigesetzte Energiemenge etwa 4 bis 18 Megatonnen TNT entsprach“, zitierte die US-Raumfahrtbehörde den Nasa-Wissenschaftler Jim Garvin. Die Explosion habe damit Hunderte Male mehr mechanische Energie freigesetzt als die nukleare Explosion, die die japanische Stadt Hiroshima 1945 weitgehend zerstörte.
Schätzungsweise 84 Prozent der rund 105.000 Bewohner auf allen Inseln Tongas sind nach Regierungsangaben von dem Ascheregen und dem Tsunami betroffen.
Der Sender Radio New Zealand berichtete am Dienstag, es gebe die Sorge, dass viele Menschen in dem Südsee-Staat ein psychisches Trauma durch das Erlebte davongetragen hätten. Ein Reporter vor Ort erklärte, zahlreiche Menschen seien noch immer sichtlich schockiert: „Manche Leute starren nur noch vor sich hin“.
Der unterseeische Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai, der nur 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku’alofa liegt, war vor zehn Tagen ausgebrochen und hatte eine gigantische Wolke aus Asche und Gas wie einen Atompilz kilometerweit in die Höhe geschleudert. Experten zufolge war es eine der weltweit schwersten Eruptionen seit Jahrzehnten. Tongas Regierung bestätigte bislang drei Tote und mehrere Verletzte.
„Es ist nichts mehr da“
Die 81-jährige Kalisi Levani berichtete, der Vulkanausbruch habe die ganze Insel erschüttert, der Himmel sei schwarz geworden. „Wir sind alle gerannt und haben nichts mitgenommen.“ Die Inselbewohner seien auf einen kleinen Hügel geflohen, die einzige Anhöhe der Insel. Sie selbst habe es nur mithilfe ihres Schwiegersohns geschafft. „Ich habe ihm gesagt, er soll mich absetzen, denn wenn ich nicht durch den Tsunami sterbe, werde ich vor Erschöpfung sterben.“
Der Pfarrer Kisina Toetu’u sagte, die Inselbewohner hätten die ganze Nacht gebetet. Frauen und Kinder hätten unter einer Matte vor dem Ascheregen Schutz gesucht. „Erst am nächsten Morgen gingen einige Männer als Suchtrupp hinunter, um nach unserem Vermissten zu suchen. Sie sahen die Verwüstung und dass nichts mehr da war.“
Auf die Frage, ob die Bewohner auf die Insel zurückkehren werden, sagte Toetu’u: „Nicht in naher Zukunft.“ Alle Häuser auf der Insel seien zerstört, „es ist nichts mehr da.“
Ausbruch löste einen Tsunami aus
Satellitenbilder zeigen, dass eine erst 2015 bei einem monatelangen Ausbruch des Vulkans entstandene Insel gänzlich verschwunden ist. Die Insel sei von der Eruption „ausgelöscht“ worden, so die Nasa. Es seien nur noch zwei kleine, voneinander getrennte Landmassen übrig.
Der Ausbruch löste einen Tsunami aus, der sogar weit entfernte Regionen wie Alaska, Japan und Südamerika erreichte. Flutwellen werden meist durch Seebeben ausgelöst – nur selten durch unterseeische Vulkane.
Laut der neuseeländischen Forscherin Emily Lane handelte sich um den ersten durch einen Vulkanausbruch ausgelösten pazifikweiten Tsunami seit der verheerenden Eruption des Krakatau in Indonesien im Jahr 1883 mit geschätzten 36.000 Toten. (dpa/afp/red)