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Deutsche Industrie wetzt Corona-Scharte 2021 nur zum Teil aus

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Die deutsche Industrie hat im vergangenen Jahr trotz Lieferengpässen mehr hergestellt als im Vorjahr. Das ist eigentlich eine gute Nachricht. Doch es ist noch reichlich Luft nach oben.

Die deutsche Industrie hat das von Lieferengpässen geprägte Jahr 2021 mit einem Produktionsplus abgeschlossen. Allerdings ist das Vorkrisenniveau noch lange nicht erreicht, wie aus den am Montag veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.

Da viele Unternehmen prall gefüllte Auftragsbücher haben, sehen Volkswirte aber gute Chancen, dass die Produktion im laufenden Jahr kräftiger anspringen wird – sofern der Mangel an Nachschub bei Vorprodukten und Rohstoffen zunehmend nachlässt.

Auf Jahressicht lag die Gesamtherstellung im produzierenden Gewerbe 2021 um 3,0 Prozent höher als im ersten Jahr der Pandemie, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 wurde nach Angaben der Wiesbadener Behörde allerdings noch um 5,5 Prozent unterschritten.

Entgangene Wertschöpfung

Im Gesamtjahr 2021 sei die Industrieproduktion um etwa zwölf Prozent hinter dem Niveau zurückgeblieben, das angesichts der hohen Auftragseingänge möglich gewesen wäre, rechnete Nils Jannsen vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) vor. „Dies entspricht einer entgangenen Wertschöpfung von etwa 70 Milliarden Euro.“

Von November auf Dezember 2021 sank die reale (preisbereinigte) Produktion nach vorläufigen Angaben des Bundesamtes um 0,3 Prozent. Im Vergleich zum Dezember 2020 ergab sich kalenderbereinigt ein Rückgang um 4,1 Prozent. Vergleicht man den Dezember 2021 mit dem Februar 2020, also dem Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, lag die Produktion saison- und kalenderbereinigt um 6,9 Prozent niedriger.

„Die Industrieproduktion ist zu Jahresende nahezu ermattet“, bilanzierte Jupp Zenzen, Konjunkturexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Der Rückstand in der Produktion zum Vorkrisenniveau habe 2021 gerade mal zu einem Drittel geschlossen werden können. „Das und die Personalausfälle durch die Omikron-Welle dämpfen die Erwartungen auf eine rasche wirtschaftliche Erholung in diesem Jahr“, stellte Zenzen fest.

Besser als berechnet

Seit Monaten bremsen Lieferengpässe die deutsche Industrie. Der November 2021 fiel allerdings besser aus als zunächst berechnet: Statt eines Rückgangs um 0,2 Prozent zum Oktober ergab sich nach einer Neuberechnung des Bundesamtes nun ein Produktionsplus von 0,3 Prozent binnen Monatsfrist.

Angesichts proppenvoller Auftragsbücher sieht der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, gute Chancen für ein kräftiges Anspringen der Produktion: „Es bedarf einer nachhaltig besseren Versorgung mit Vorproduktion und Rohstoffen, damit die Industrieproduktion endlich das tun kann, was sie eigentlich soll, nämlich kräftig zulegen.“

Auch nach Einschätzung von ING-Deutschland-Chefvolkswirt Carsten Brzeski ist es „nur eine Frage der Zeit (…), bis die Industrieproduktion wieder ansteigt“: Abgesehen von Reibungen in der Lieferkette sei das einzige andere Risiko Fachkräftemangel.

Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen verweist auf die zunehmende Erholung der Produktion in der Automobilindustrie, die lange vom Chipmangel ausgebremst war. „Zumindest für den Januar stehen also die Chancen auf ein weiteres Plus bei der Industrieproduktion gut“, meint Solveen. „Einen Schub nach oben dürfte es allerdings erst nach einer weitgehenden Überwindung der Probleme in den Lieferketten geben, womit wohl erst in einigen Monaten zu rechnen ist. Dann dürfte die Produktion aber deutlich anziehen.“ (dpa/red)



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