Von Bill Wirtz (Blog von Bill Wirtz) – Es gibt eine Redeweise die besagt, dass man erst erkennt was einem fehlt, wenn es einem nicht mehr zur Verfügung steht. Diesen Eindruck bekommt man wenn man bemerkt, mit welcher Selbstverständlichkeit wir die enorme Wahlfreiheit im Supermarkt vor uns sehen. Der Fortschritt liegt nämlich nicht nur darin, dass es überhaupt Orangen, Gewürze oder spanischen Wein gibt, sondern dass es von jedem Produkt mehrere Auswahlmöglichkeiten gibt. Verglichen mit der trüben Realität von Ländern in denen Freihandel und Wettbewerb ein Fremdwort sind, sind unsere Regale
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Von Bill Wirtz (Blog von Bill Wirtz) – Es gibt eine Redeweise die besagt, dass man erst erkennt was einem fehlt, wenn es einem nicht mehr zur Verfügung steht. Diesen Eindruck bekommt man wenn man bemerkt, mit welcher Selbstverständlichkeit wir die enorme Wahlfreiheit im Supermarkt vor uns sehen. Der Fortschritt liegt nämlich nicht nur darin, dass es überhaupt Orangen, Gewürze oder spanischen Wein gibt, sondern dass es von jedem Produkt mehrere Auswahlmöglichkeiten gibt. Verglichen mit der trüben Realität von Ländern in denen Freihandel und Wettbewerb ein Fremdwort sind, sind unsere Regale bunt, und haben ein Preis-Leistung-Verhältnis von dem unsere Großeltern nur hätten träumen können.
Doch nicht jeder teilt diese Begeisterung für den marktwirtschaftlichen Fortschritt. Für „Verteidiger der öffentlichen Gesundheit“ und Globalisierungskritiker ist unsere Wahlfreiheit ein Dorn im Auge, denn wer eine freie Wahl trifft, wird sich auch unumgänglicherweise für Dinge entscheiden die andere nicht mögen.
Ende des 20. Jahrhunderts schien es klar, dass unsere Lebensweisen nicht unbedingt die gesündeste war: Wir tranken, rauchten und aßen zu viel. Aus diesem Grund setzten Behörden und Politiker auf Aufklärung: Ein informierter Verbraucher ist frei seine eigenen Entscheidungen treffen, doch er muss wissen welche gesundheitlichen Schäden er davontragen kann. Für lange Zeit schien jedem dieser Ausgangspunkt als rational. Da aber weiterhin eine Minderheit von Menschen ungeachtet von den Konsequenzen schlecht mit ihrem eigenen Körper umgingen, wurde aus Aufklärung, Bevormundung.
Neue Tabakregelungen zeigen gut wie Bevormundung Aufklärung ersetzt hat. Vor der 2015 entschiedenen Tabakverordnung der Europäischen Union, gab die handelsübliche Zigarettenschachtel an, wie viel Nikotin und Teer in den jeweiligen Zigaretten enthalten sind. Verbraucher die ihren Nikotin- und Teer-Konsum reduzieren wollten, konnten auf der Schachtel erfahren welche ihren Präferenzen entsprechen. Die 2015 Verordnung änderte dies: Politiker glaubten, dass Zigaretten mit niedrigeren Werten als „gesünder“ angesehen werden könnten, und schafften die Inhaltsangaben ab, um sie mit noch größeren Warnhinweisen zu ersetzen. Die Idee scheint zu sein, dass alles was als Rauch inhaliert wird gleich schlecht sein muss. Dass dies keine wissenschaftliche Basis hat, scheint in Brüssel niemanden zu stören.
Aber gut, mit Tabakkonsum bei etwa 15-20% ist es wahrscheinlich, dass die meisten Leser dieses Artikels sich nicht unbedingt von diesem Beispiel angesprochen fühlen. Bei Produkten wie Alkohol oder Zucker ist das schon anders. Obwohl eine überwältigende Mehrheit sich bewusst ist, dass man mit beiden in rationellen Maßen umgehen muss, bestraft der Bevormundungsstaat alle, durch Mindestpreise, höhere Steuern oder verringerte Verfügbarkeit.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist hierfür atypisch. Das UN-Organ argumentiert kontinuierlich für höhere Steuern auf Zucker, z.B. durch die Einführungen von Softdrinksteuern (wie in Frankreich oder Irland). Beraten wird sie hierfür vom Mulit-Milliardär und früherem Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg. Bloomberg ist der “WHO-Botschafter für nicht-übertragbare Krankheiten”, und hat sich in den Staaten bereits einen Namen als Bevormundungsprofi gemacht, indem er beispielsweise große Getränkebehälter für Softdrinks verbot. Heutzutage bereist er die Welt um für Ideen, die bereits unter seiner Wacht keine Resultate gezeigt haben, Werbung zu machen. Besonders interessant ist allerdings die Weltsicht des Unternehmers: Während einer Pressekonferenz beim Weltwährungsfond erwähnte Bloomberg dass er einsehe dass Zuckersteuern regressiv wären, das heißt dass sie ärmere Haushalte schwerer treffen als mittelständige oder reiche. Er retortiert darauf dass genau dieser Effekt gut wäre, denn man wolle ja dass arme Menschen vor allen anderen ihren Zuckerkonsum verringern. Es ist vorstellbar wie elitär eine solche Aussage von jemandem stammt der ein Aktivvermögen von über 50 Milliarden Dollar hat.
Diese Politik ist nicht nur bevormundend, sondern auch unwissenschaftlich. Beispiele wie die dänische “Fettsteuer” bereits vorhanden.
Im Oktober 2011 führte Dänemarks führende Koalition eine Steuer auf dickmachende Produkte wie Butter, Milch, Käse, Fleisch, Pizza, Öl ein, sofern sie mehr als 2,3 Prozent gesättigten Fetts enthalten. Nach 15 Monaten wurde die Steuer von derselben parlamentarischen Mehrheit aufgehoben, da die Dänen die Steuer als Misserfolg anerkannten. Dennoch deutet eine Studie im European Journal of Clinical Nutrition darauf hin, dass der Verkauf dieser Lebensmittel in den Monaten der Steuer um 10 bis 15 Prozent zurückgegangen ist. Befürworter der Steuer jubeln vor diesen Zahlen, und wollen die Schlussfolgerung revidieren. Der Rückgang ist jedoch einfach zu erklären: Vor der Einführung der Steuer horteten die Dänen die Produkte bevor der Preis stieg, und danach vergrößerte sich der Verkauf in der Grenzregion zu Deutschland. Dies zeigt eine dänische Studie:
“[…] Diese Größe dieser “Hortung” könnte auch ein Teil der Erklärung für den beobachteten Rückgang des Fettverbrauchs sein, zumindest in der Zeit unmittelbar nach der Einführung der Steuer.”
Bei der Analyse der Auswirkungen in den 15 Monaten, in denen die Steuer in Dänemark galt, ergibt sich nur ein geringfügiger Rückgang von 0,9 Prozent des Verbrauchs fetthaltiger Lebensmittel und Getränke, der innerhalb der Fehlerspanne liegt. Verbraucher hatten größtenteils die gleichen Produkte bei Billigmarken eingekauft und ihren Fettgehalt genau gleich gelassen.
Man soll mich nicht falsch verstehen: Sei es Zucker, Alkohol oder Tabak; alles muss mit Maß und Vorsicht genossen werden. Verbraucher sollen informiert sein über die Konsequenzen ihres Handelns, doch sie sollten weiterhin die Freiheit haben, ihre eigene Entscheidungen zu treffen. Anders werden wir nämlich Opfer eines bevormundenden Staat, der unsere farbenfrohen Supermärkte in kahle und lehre Einöden verwandelt.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Blog von Bill Wirtz.