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Ein Lob auf die Profitmaximierer

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Von Olivier Kessler (Schweiz am Wochenende ) – Er gilt manchen als die Inkarnation des Bösen schlechthin. In vielerlei Hinsicht wird er als Antithese des gemeinwohlorientierten Handelns gehandelt. Als jemand, der sein eigenes Wohl über dasjenige anderer stellt. Die Rede ist vom oft gescholtenen «Profitmaximierer». Der Profitmaximierer hat wahrlich kein einfaches Leben. Für praktisch sämtliche Probleme im Diesseits muss er als Sündenbock herhalten. Steigen die Krankenkassenprämien, so ist dies angeblich auf die bösen profitorientierten Krankenkassen zurückzuführen. Taumelt die Wirtschaft

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Ein Lob auf die Profitmaximierer

Von Olivier Kessler (Schweiz am Wochenende ) – Er gilt manchen als die Inkarnation des Bösen schlechthin. In vielerlei Hinsicht wird er als Antithese des gemeinwohlorientierten Handelns gehandelt. Als jemand, der sein eigenes Wohl über dasjenige anderer stellt. Die Rede ist vom oft gescholtenen «Profitmaximierer».

Der Profitmaximierer hat wahrlich kein einfaches Leben. Für praktisch sämtliche Probleme im Diesseits muss er als Sündenbock herhalten. Steigen die Krankenkassenprämien, so ist dies angeblich auf die bösen profitorientierten Krankenkassen zurückzuführen. Taumelt die Wirtschaft in eine Finanzkrise, so muss die «grenzenlose Profitgier» dafür verantwortlich gewesen sein. Manche würden sogar so weit gehen zu behaupten, Unternehmer seien moralisch niedere Wesen, weil sie nicht aus Menschenliebe, sondern aus Liebe zum Profit handelten. Das sind happige Vorwürfe. Doch verdient der Profit auch tatsächlich den schlechten Namen, den er hat?

Nüchtern betrachtet ist der Profit lediglich die positive Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Wer mehr Einnahmen erzielt als er ausgibt, macht einen Gewinn, oder eben einen Profit. Was daran schlecht sein soll, ist nicht ersichtlich. Denn wer auf freien Märkten Gewinne erwirtschaftet, hat damit bewiesen, dass er mit seinen Tätigkeiten für andere einen Mehrwert geschaffen hat. Nur wer für seine Mitmenschen etwas kreiert, das für diese von Nutzen ist, kann überhaupt erst Profite erwirtschaften. Wäre dem nicht so, würde niemand sein Geld dafür ausgeben.

Wer hingegen Verluste macht, zeigt, dass er die Bedürfnisse seiner Mitmenschen falsch einschätzt und deshalb knappe Ressourcen für Zwecke verschwendet, die von anderen als nicht prioritär eingestuft werden. Wer etwa in der Antarktis Kamelsattel verkauft, dem drohen solche Einbussen. Die Folge davon ist, dass er Konkurs macht und seine Tätigkeiten einstellen muss. Durch diesen vermeintlich tragischen Akt werden jedoch auch Ressourcen und Arbeitskräfte freigesetzt. Diese stehen nun anderen Vorhaben zur Verfügung, die dringendere Probleme der Bevölkerung lösen.

Profite und Verluste sind folglich wichtige Indikatoren, die uns anzeigen, ob unsere Tätigkeiten mit dem Gemeinwohl im Einklang stehen. Bereits Adam Smith hatte dies in seiner Theorie der unsichtbaren Hand verdeutlicht. Profitorientiertheit ist deshalb ein grundsätzliches Erfordernis einer Gesellschaft, die überleben und wohlhabend sein will. Wer das Profitstreben verdammt, verdammt im Grunde genommen auch das Leben.

In diesem Sinne sind nicht die selbsternannten Wohltäter die wahren Helden unserer Zeit, sondern profitstrebende Unternehmer. Ihnen haben wir unsere hohen Lebensstandards zu verdanken, während Sozialingenieure in der Politik lediglich danach trachten, den Profit anders – nämlich gemäss ihren eigenen Vorstellungen – zu verteilen.

Die staatliche Umverteilung von erwirtschafteten Profiten bedarf im Gegensatz zum Unternehmertum keiner besonderen Fähigkeiten. Eine grosse Portion «Anmassung von Wissen» genügt, wie der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek es formuliert hatte. Jeder kann sich zum vermeintlich Allwissenden aufschwingen und behaupten, selbst am besten zu wissen, welche Art der Verteilung nun gerecht sei und welche Bedürfnisse die Menschen tatsächlich hätten. Doch weil diese von Person zu Person unterschiedlich sind und sich auch mit der Zeit verändern, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, die erwirtschafteten Profite gerecht und sinnvoll zu verteilen. Das wiederholte Scheitern aller bisher ausprobierten Planwirtschaften und die totale Überschuldung der heutigen Wohlfahrtsstaaten zeugt davon.

Bewährt haben sich vielmehr jene Systeme, in welchen den Profitmaximierern möglichst grosse Freiheiten eingeräumt werden, in welchen die Wirtschaft nicht mit unzähligen Regulierungen, Verboten und Gesetzen eingedeckt und in denen das Wirtschaften nicht durch exorbitante Steuern unattraktiv gemacht wurde.

Wie der «Economic Freedom of the World Index» zeigt, weisen die freisten 25% aller Länder nicht nur ein rund sieben Mal höheres BIP pro Kopf auf als die unfreisten 25%. Auch den Ärmsten ist am besten gedient, wenn wir Profitmaximierer machen lassen: Die ärmsten 10% der Menschen in den freisten Ländern erzielen ein Pro-Kopf-Einkommen von 11’998 Dollar, während es in den unfreisten Ländern nur gerade 1’124 Dollar sind.

Bevor wir also nächstes Mal jene verteufeln, denen wir unsere Lebensqualität zu verdanken haben, sollten wir vielleicht für einen Moment innehalten und uns fragen, ob es nicht angebrachter wäre, diejenigen in die Schranken zu weisen, die die Profitmaximierer anprangern und behindern.

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Dieser Beitrag ist am 18.8.2018 in der Schweiz am Wochenende erschienen. Mit freundlicher Genehmigung von Olivier Kessler.

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