Sunday , November 24 2024
Home / Die Zürcherin / Donald J. Trump: „Du solltest Deinen Pullover selbst stricken.“

Donald J. Trump: „Du solltest Deinen Pullover selbst stricken.“

Summary:
Von Jeffrey Tucker (Ludwig von Mises Institut Deutschland) – Als ich letztes Wochenende unterwegs war, um einen Pullover zu kaufen, lief ich direkt Donald Trump in die Arme, der zu mir sagte, ich solle aufhören, meinen Job auszulagern: „Du solltest Deinen Pullover selbst stricken.“ Ich erklärte ihm, ich könne nicht besonders gut stricken. Sowieso hatte ich andere Dinge zu tun. Die Idee kam mir als reine Zeitverschwendung vor. Schwer vorzustellen, dass ich zuhause sitze und stricke. Ich hätte dann zwar einen Job, allerdings einen, den ich nicht will, besonders da ihn ein anderer für mich erledigen möchte. Er widersprach mir vehement und erklärte, das Problem der USA sei, dass wir all unsere Arbeit an Andere weitergäben, die dann unser Geld bekommen würden. Das sei falsch und der Grund, warum es uns so schlecht ginge. Ich beharrte auf meinem Einwand, also schlug er ein Geschäft vor: Falls ich weiter meine Arbeit outsource, werde ich ihm 35% Steuern zahlen müssen, was bedeutet, dass ich – gebe ich 50 Euro für einen Pullover aus – 17,50 Euro an ihn überweisen muss. Das klang für uns beide unfair.

Topics:
Zürcherin considers the following as important:

This could be interesting, too:

Zürcherin writes Staatsausgaben erzeugen kein Wirtschaftswachstum

Zürcherin writes Warum es nicht funktioniert, einfach „die Reichen zu besteuern“!

Zürcherin writes Jobkiller Amazon? Supermarkt ohne Kassen – Fluch oder Segen?

Zürcherin writes Der Mythos vom demokratischen Sozialismus

Donald J. Trump: „Du solltest Deinen Pullover selbst stricken.“


Von Jeffrey Tucker (Ludwig von Mises Institut Deutschland) – Als ich letztes Wochenende unterwegs war, um einen Pullover zu kaufen, lief ich direkt Donald Trump in die Arme, der zu mir sagte, ich solle aufhören, meinen Job auszulagern: „Du solltest Deinen Pullover selbst stricken.“

Ich erklärte ihm, ich könne nicht besonders gut stricken. Sowieso hatte ich andere Dinge zu tun. Die Idee kam mir als reine Zeitverschwendung vor. Schwer vorzustellen, dass ich zuhause sitze und stricke. Ich hätte dann zwar einen Job, allerdings einen, den ich nicht will, besonders da ihn ein anderer für mich erledigen möchte.

Er widersprach mir vehement und erklärte, das Problem der USA sei, dass wir all unsere Arbeit an Andere weitergäben, die dann unser Geld bekommen würden. Das sei falsch und der Grund, warum es uns so schlecht ginge.

Ich beharrte auf meinem Einwand, also schlug er ein Geschäft vor: Falls ich weiter meine Arbeit outsource, werde ich ihm 35% Steuern zahlen müssen, was bedeutet, dass ich – gebe ich 50 Euro für einen Pullover aus – 17,50 Euro an ihn überweisen muss. Das klang für uns beide unfair.

Wenn ich jedoch anfinge, meinen Pullover selber zu produzieren, würde er meine Steuer auf 15% reduzieren und mich von jeglichen Regulierungen befreien. Ich könnte also so viele Pullover machen, wie ich wollte. Wichtig sei nur, dass ich die Pullover selber stricke.

„Denk darüber nach“, sagte er, „Jeffrey Tucker würde ein Geschäft machen.“

In gewisser Weise hört sich das ziemlich gut an. Etwas dämlich, aber sei es drum. Zwar ist es ungewohnt, aber ich werde anfangen, Tag und Nacht zu stricken und mindestens einen Pullover pro Monat produzieren, um somit den versprochenen Profit zu erlangen. Und ich werde aufhören, Pullover im Geschäft zu kaufen und mich damit von der Abhängigkeit von Importen befreien. Natürlich wird mich das einen großen Teil meiner Zeit und meiner Ressourcen kosten, immerhin muss ich all das Garn und die Nadeln kaufen, aber auf der anderen Seite vermeide ich eine Strafe, zahle niedrigere Steuern und unterliege weniger Regulierungen.

Dieser Deal kommt mir nicht sehr effektiv vor, allerdings ist ja bekanntlich – so sagt es Trump – das, was falsch läuft in unserem Land, der Fokus auf Effektivität statt Größe.

Manchmal wundere ich mich, warum seine Version von Größe besser ist als die meine, aber, hey, immerhin ist er der Präsident.

Einen Monat später

Endlich hatte ich meinen ersten Pullover gestrickt, war aber bei anderen Sachen etwas im Verzug. Ich habe meinen Job als Uber Fahrer aufgegeben, verkaufe nicht mehr auf eBay und habe aufgehört, als Ehrenamtlicher bei meiner Gemeinde zu arbeiten. Aber immerhin hatte ich einen Pullover. Vielleicht konnte ich ja daraus Geld machen. Ich versuchte, ihn zu verkaufen, fand aber keinen Käufer. Es stellte sich heraus, dass jeder, der einen Pullover brauchte, den gleichen Deal gemacht hatte. Sie wurden alle überzeugt, großartig im Stricken eigener Pullover zu werden. Wir sind „Pullover-Selbstversorger“ geworden.

Ich hoffe, es fühlen sich nicht alle gerade so arm wie ich.

Mir wurde etwas klar. Wenn man mit anderen kooperiert, die Arbeit teilt, sich spezialisiert, mit anderen handelt und selber entscheidet, ob man Arbeit selber macht oder outsourcing betreibt, findet man schließlich heraus, wie man seine Zeit und die eigenen Ressourcen am effektivsten einsetzt.

Wie Adam Smith schon vor langer Zeit herausfand, ist der Schlüssel zu Wohlstand die Arbeitsteilung, also Wege zu finden, von den Talenten anderer zu profitieren. Das kann ich nur, wenn ich frei bin, nach meinen Bedürfnissen zu kaufen und zu verkaufen. In diesem System ist das gleichzeitig das Beste für die Allgemeinheit.

Dieses System, als Freihandel bekannt, hat sogar den Zusatznutzen, dass ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Frieden, Wohlstand. Das ist doch etwas Großartiges.

_

Auf Deutsch erschien dieser Artikel zuerst auf der Webseite des Ludwig von Mises Institut Deutschland.

Aus dem Englischen übersetzt von Martin Ziegner. Der Originalbeitrag mit dem Titel A Plan to Make Me Great Again ist am 5.12.2016 auf der website der Foundation of Economic Education erschienen.

Zürcherin
Die Zürcherin ist ein Online-Magazin mit einer klassisch-liberalen Ausrichtung. Berichtet wird über Zürich und die Welt.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *