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Pandemie – Covid-Impfstoffe kommen nach Afrika – aber oft nicht zu den Menschen

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Für eine Gruppe von Impfwilligen, die zum Teil einen langen Fussmarsch zu dem ländlich gelegenen Krankenhaus am Rande des Masai Mara Reservats hinter sich hatten, war das eine einzige Enttäuschung. Einige hatten ihre Viehherde alleine lassen müssen. Mitarbeiter der Klinik sagten ihnen, sie sollten bald wiederkommen. "Wir mussten uns entschuldigen. Es ist kein gutes Gefühl, wenn jemand kommt und den Impfstoff will und wir ihn nicht haben", sagt der Arzt Mike Nalakiti. Dabei war im Bezirk Narok, in dem die Klinik liegt, genügend Impfstoff da. Fast 14'000 Dosen lagerten in einem Kühlschrank in der nächsten Stadt, 115 Kilometer entfernt. Zunehmend kommen die dringend benötigten Covid-19-Impfstoffe in Afrika an. Doch ob sie es auch bis in die Arme der Menschen schaffen, ist nicht immer sicher.

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Für eine Gruppe von Impfwilligen, die zum Teil einen langen Fussmarsch zu dem ländlich gelegenen Krankenhaus am Rande des Masai Mara Reservats hinter sich hatten, war das eine einzige Enttäuschung.

Einige hatten ihre Viehherde alleine lassen müssen. Mitarbeiter der Klinik sagten ihnen, sie sollten bald wiederkommen. "Wir mussten uns entschuldigen. Es ist kein gutes Gefühl, wenn jemand kommt und den Impfstoff will und wir ihn nicht haben", sagt der Arzt Mike Nalakiti. Dabei war im Bezirk Narok, in dem die Klinik liegt, genügend Impfstoff da. Fast 14'000 Dosen lagerten in einem Kühlschrank in der nächsten Stadt, 115 Kilometer entfernt.

Zunehmend kommen die dringend benötigten Covid-19-Impfstoffe in Afrika an. Doch ob sie es auch bis in die Arme der Menschen schaffen, ist nicht immer sicher. Es fehlt an Infrastruktur, an medizinischem Personal, es fehlt auch an Geld und der richtigen Informationspolitik.

40 Prozent nicht genutzt

Rund 40 Prozent der Impfstoffe, die bislang in Afrika ankamen, wurden noch nicht genutzt, wie eine Auswertung des Tony Blair Institute for Global Change zeigt. Um mit dem erwarteten Angebot in den kommenden Monaten Schritt halten zu können, müsse die Verwendungsrate der Impfstoffe um das Vierfache steigen, schätzt die Organisation.

Eine erfolgreiche Impfkampagne in Afrika ist nach Einschätzung von Experten aber entscheidend, um weltweit einen Schlussstrich unter die Pandemie ziehen zu können. Denn die niedrigen Impfraten auf dem Kontinent begünstigen Mutationen wie die Omikron-Variante, die weltweit für Verunsicherung sorgt.

Probleme mit der Kühlkette

Bislang sind in Afrika nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO erst 102 Millionen Menschen, also 7,5 Prozent der Bevölkerung, vollständig geimpft. Die afrikanischen Regierungen haben mehr Impfstofflieferungen gefordert, doch Produktionsengpässe und das Horten von Impfstoffen durch reichere Länder schränkten die Versorgung bis vor kurzem stark ein. Probleme bereitet auch die Infrastruktur. Dass der Sekenani Klinik, die Impfungen seit vier Wochen anbietet, die Dosen ausgehen, ist kein Einzelfall. Sie hat nur einen zuverlässigen Kühlschrank, wie ihr klinischer Leiter Gerald Yiaile erzählt.

Die Mitarbeiter benötigten Motorräder, um die Impfstoffe zu den Viehhirten der Massai-Nomadenstämme zu bringen. Yiaile beantragte bei den örtlichen Behörden Mittel für mobile Impfungen - hat bislang aber noch keine Antwort erhalten.

Die Impfstoffallianz Gavi, die das Covax-Programm für einen weltweit gerechten Zugang zu Impfstoffen mitbetreut, hat ursprünglich nicht vorrangig in die für mRNA-Impfungen wie die von Biontech/Pfizer benötigten Ultra-Kühlketten investiert. Denn sie ging davon aus, dass die günstigeren und einfacher zu lagernden Impfungen von AstraZeneca einen Grossteil der Dosen ausmachen würden. Nun dürfte laut internen Dokumenten von Gavi ein erheblicher Teil der Impfdosen von Biontech/Pfizer kommen. Sogar Kenia, das über eine Ultra-Kühlkette zur Lagerung von drei Millionen Biontech-Dosen verfügt, befürchtet, dass seine Kapazität durch die erwarteten Vakzin-Lieferungen überlastet wird.

2500 Kühlschränke benötigt

Kamerun benötigt nach Unicef-Schätzungen mindestens 2500 Kühlschränke mit Temperaturmessgeräten und mehr Lastwagen, um die Verteilung der Impfstoffe zu verbessern. Mali, eines der ärmsten Länder Afrikas, verfügt über zwei Kühllastwagen, um Impfstoffe über weite Strecken zu transportieren. Das Land benötigt 288 Kühl- und Gefrierschränke, von denen erst zehn eingetroffen sind. Medizinisches Personal ist wegen der islamistischen Aufstände von seinen Posten im Norden des Landes geflohen.

Finanzielle Unterstützung kommt nur langsam an. Zwar hat die Weltbank weltweit 9,8 Milliarden Dollar für gesundheitliche Sofortmassnahmen in Entwicklungsländern, einschliesslich der Bereitstellung von Impfstoffen, bewilligt. Bisher wurden aber nur 4,4 Milliarden ausgezahlt.

Informationen kommen nicht an

Oft kam die Hilfe zu spät an: So wurden von den Geberländern bisweilen Impfstoffchargen nach Afrika geschickt, die kurz vor dem Verfallsdatum standen und in einigen Fällen unbrauchbar wurden. In Nigeria lief Insidern zufolge die Haltbarkeit von bis zu einer Million Impfdosen ab, die von Covax aus Europa geliefert worden waren. Einige der Dosen seien vier bis sechs Wochen vor dem Verfallsdatum eingetroffen und hätten trotz der Bemühungen der Gesundheitsbehörden nicht rechtzeitig verwendet werden können, erzählt eine mit den Vorgängen vertraute Person. Namibia und Äthiopien warnten ebenfalls, möglicherweise Tausende veralteter Dosen vernichten zu müssen.

Auch in Afrika bremst Skepsis gegenüber den neuen Vakzinen die Impfkampagne, die nötigen Informationen erreichen oft nicht die Bevölkerung. Julius Tuyioto, der in den trockenen Ebenen im Süden Kenias Vieh hütet, hört die Warnungen der Regierung vor den Gefahren von Covid-19 im Radio.

Aber die Krankheit ist in seiner Gemeinde noch nicht ausgebrochen, er fühlt sich nicht betroffen. "Es gibt keine Aufklärung darüber, warum wir geimpft werden sollten. Niemand sagt es uns", sagt Tuyioto. Im vergangenen Monat habe die Regierung Impfstoffe mit dem Motorrad zur nächsten, fünf Kilometer entfernten, Grundschule geschickt. Aber er erfuhr erst am dritten und letzten Tag davon, als es für ihn schon zu spät war, dorthin zu gehen. 

(Reuters)

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