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Aktionäre kritisieren Siemens-Führung

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Die neue angepeilte Struktur etwa stiess nicht bei allen Anteilsvertretern auf Gegenliebe. Vera Diehl von der Fondsgesellschaft Union Investment nannte die neue Aufstellung "kompliziert". Die neue Siemens sei "nichts anderes als ein Gemischtwarenladen und damit das glatte Gegenteil von Pure Play", kritisierte sie. Der Konzern müsse erklären, wie er mit "einer derart komplexen Struktur" eine höhere Bewertung an der Börse bekommen wolle. Siemens steht vor einem wichtigen Jahr. Der seit längerem im Umbau befindliche Konzern will 2020 seine Sparte Gas and Power, die unter anderem das Kraftwerksgeschäft enthält, ausgliedern und im September unter dem Namen Siemens Energy an die Börse bringen. In die neue Gesellschaft soll auch der Anteil von 67 Prozent an dem Windanlagenbauer Siemens Gamesa

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Die neue angepeilte Struktur etwa stiess nicht bei allen Anteilsvertretern auf Gegenliebe. Vera Diehl von der Fondsgesellschaft Union Investment nannte die neue Aufstellung "kompliziert". Die neue Siemens sei "nichts anderes als ein Gemischtwarenladen und damit das glatte Gegenteil von Pure Play", kritisierte sie. Der Konzern müsse erklären, wie er mit "einer derart komplexen Struktur" eine höhere Bewertung an der Börse bekommen wolle.

Siemens steht vor einem wichtigen Jahr. Der seit längerem im Umbau befindliche Konzern will 2020 seine Sparte Gas and Power, die unter anderem das Kraftwerksgeschäft enthält, ausgliedern und im September unter dem Namen Siemens Energy an die Börse bringen. In die neue Gesellschaft soll auch der Anteil von 67 Prozent an dem Windanlagenbauer Siemens Gamesa eingebracht werden. Mittelfristig will Siemens nur noch eine Sperrminorität halten.

Der designierte Energy-Chef Michael Sen erhofft sich unter anderem "mehr Flexibilität in Strategieentscheidungen". Das Marktumfeld ist jedoch schwierig, der Preisdruck hoch, auch in der Windkraft. Es ist die grösste Umwälzung seit Jahren, Siemens kappt einen Teil seiner Wurzeln.

Siemens verabschiedet sich damit von seiner Konglomeratsstruktur. Das Kerngeschäft wird künftig aus dem Digitalisierungsgeschäft, der smarten Infrastruktur sowie dem Zuggeschäft bestehen, flankiert von der Medizintechniktochter Healthineers sowie Energy. Die Zugsparte soll zunächst im Konzern verbleiben, nachdem deren Fusion mit dem französischen Konkurrenten Alstom am Veto der europäischen Wettbewerbsbehörde gescheitert war.

Der Mutterkonzern könne als grösster Aktionär bei den Töchtern weiterhin durchregieren, monierte Diehl. Die Sparten seien nach wie vor aneinander gekettet, es finde keine saubere Entflechtung statt. "Die Töchter dürfen zwar in eigene Wohnungen ziehen, aber die Mutter behält die Schlüssel."

Winfried Mathes von Deka Investment äusserte dazu, der Vorstand müsse noch erhebliche "Erklärungs- und Überzeugungsarbeit leisten, damit wir Aktionäre uns mit der neuen Kern-Siemens identifizieren können". Die geplante Börsennotierung von Siemens Energy wirft bei ihm ebenfalls Fragen auf. Sowohl Gas and Power als auch Siemens Gamesa hätten im vergangenen Jahr ihre Margen-Zielbänder nicht erreicht. "Da stellt sich die Frage, was ein Börsengang an dieser Situation ändern soll."

Nicht gut weg kam das Management im Zusammenhang mit dem Auftrag für die Kohlemine in Australien. Dabei geht es hauptsächlich um die Lieferung einer Zugsignalanlage im Wert von rund 18 Millionen Euro für ein riesiges Kohlebergbauprojekt des Adani-Konzerns in Australien. Siemens liefert sich seit Wochen einen Zwist mit Umweltschützern. Dabei sorgten sich Aktionärsvertreter nicht nur um mögliche Reputationsschäden für den Konzern.

Diehl nannte den Fall Adani ein "Kommunikationsdesaster". Bei sorgfältiger Prüfung aller Umweltrisiken hätte Siemens diesen Auftrag nicht unterzeichnen dürfen. Unternehmen, die in Sachen Klimaschutz nicht lieferten, würden es am Kapitalmarkt künftig schwer haben und abgestraft werden. Auch Markus Poppe von der Fondsgesellschaft DWS erklärte, den Reputationsschaden nicht zu sehen, sei ein Fehler gewesen. Er äusserte aber auch die Auffassung, nun zum Vertrag zu stehen, sei richtig.

Auch Daniela Bergdolt nahm Konzernchef Kaeser ein Stück weit in Schutz. Man müsse die Debatte "versachlichen", forderte sie. Sie kritisierte zwar ebenfalls "Defizite im Verfahrensablauf". Zudem habe die Diskussion der Reputation Kaesers und Siemens geschadet. Es gebe jedoch keinen Grund und keine Rechtfertigung dafür, den Vorstand nicht zu entlasten, wie es einige Aktionäre in Gegenanträgen fordern.

Mehrere Umweltschutz-Gruppen hatten bereits vor der Veranstaltung protestiert. Kaeser zeigte sich am Mittwochmorgen verärgert über die Proteste. Es mute "schon fast grotesk an, dass wir durch ein Signaltechnikprojekt in Australien zur Zielscheibe doch zahlreicher Umweltaktivisten geworden sind", sagte er. Man müsse sich fragen, wo diese Debatte aufhöre: Dürfe Siemens dann im Zweifelsfall auch keine energiesparende Haustechnik für ein Hauptquartier eines grossen Minenkonzerns liefern?

Kaeser zeigt sich in der Klimadebatte zusehends frustriert. "Bei solchen Themen kann man nicht gewinnen, weil der Anspruch, den viele haben auf der anderen Seite, ein legitimer ist", sagte der Manager. "Nur: Ein Anspruch alleine schafft noch keine Lösungen", fügt er in Richtung seiner Kritiker hinzu. Ihnen wirft er vor, ein "Geschäftsmodell Aktivismus" zu betreiben. Manche Investoren aber halten Kaeser im Gegenzug vor, den Streit um das Adani-Projekt durch widersprüchliche Botschaften selbst befeuert zu haben./nas/jha/zb

(AWP)

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