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Hans-Jörg Naumer



Articles by Hans-Jörg Naumer

Egalitarismus und Ideologie

April 16, 2020

In seinem
neuen Buch „Capital et Ideologie“ zeichnet Piketty die großen, historischen
Entwicklungen des „Kapitals“ nach. Aber: Kapitalismus ist nicht Kapitalismus.
Nicht „partizipativer Sozialismus“ ist die Antwort auf die von ihm kritisierte
Ungleichheit, sondern Kapitalbeteiligung.
Kapital und Ideologie
In seinem neuen
Buch „Capital et Ideologie“ zeichnet Piketty die großen, historischen
Entwicklungen von auf Privateigentum und Kapital beruhenden Gesellschaften nach
und arbeitet sich zu seiner Ideologie des „partizipativen Sozialismus“
(„socialisme participatif“) vor, die den herrschenden „Eigentumismus“
(„proprietarisme“) über progressive Steuern, inklusive der Vermögenssteuer, ablösen
soll.
Er beginnt mit
den Feudalgesellschaften, aus denen sich in Europa langsam die auf

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Bedingungsloses Grundeinkommen durch Kapitalbeteiligung

April 5, 2017

In der politischen Debatte gewinnt eine Idee an Momentum: das "bedingungslose Grundeinkommen" (BGE). Dieser Beitrag durchleuchtet das BGE anreiz- wie demokratietheoretisch und kommt zu dem Schluss, dass ein Grundeinkommen besser aus Kapitaleinkommen zu erreichen wäre.

Die Ideen hinter einem BGE erscheinen geradezu als bestechend:

Das BGE wäre eine Einkommenssicherung, die alle anderen Sozialleistungen ersetzt und damit eine Vereinfachung und Vereinheitlichung bedeutet.
Es ist "bedingungslos" und damit ein sozialpolitisches Auffangnetz, das ein Einkommen garantiert, egal ob jemand nicht arbeiten kann oder will.
Stimmen die Voraussagen des "2. Maschinenzeitalters" käme es gerade zur richtigen Zeit:[ 1 ] Wenn die Roboter mehr und mehr menschliche Arbeit ersetzen, ohne dass in ausreichender Zahl andere Arbeitsplätze mit einer vergleichbaren oder höheren Einkommensstruktur geschaffen werden, würde das BGE die entfallenden Arbeitslöhne zumindest zum Teil ersetzen. Die Kernthese des von Brynjolfsson und MacAfee verfochtenen "2. Maschinenzeitalters" ist es ja gerade, dass – anders als noch beim ersten Maschinenzeitalter – dieses Mal bestehende Arbeitsplätze durch Technologisierung entfallen, aber keine oder zumindest verhältnismäßig weniger neue mit höherer Produktivität für die Menschen entstehen.

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Bedingungsloses Grundeinkommen durch Kapitalbeteiligung

April 5, 2017

In der politischen
Debatte gewinnt eine Idee an Momentum: das "bedingungslose Grundeinkommen"
(BGE). Dieser Beitrag durchleuchtet das BGE anreiz- wie demokratietheoretisch
und kommt zu dem Schluss, dass ein Grundeinkommen besser aus Kapitaleinkommen
zu erreichen wäre.
Die Ideen hinter einem BGE erscheinen geradezu
als bestechend:
Das BGE wäre eine
Einkommenssicherung, die alle anderen Sozialleistungen ersetzt und damit eine
Vereinfachung und Vereinheitlichung bedeutet.
Es ist "bedingungslos" und damit
ein sozialpolitisches Auffangnetz, das ein Einkommen garantiert, egal ob jemand
nicht arbeiten kann oder will.
Stimmen die Voraussagen des "2.
Maschinenzeitalters" käme es gerade zur richtigen Zeit:[ 1 ]

Wenn die Roboter mehr und mehr menschliche Arbeit ersetzen, ohne dass in

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Das Bargeld, die Zinssteuer und der Wettbewerb

December 22, 2016

Sind die Tage des Bargelds gezählt? Fast scheint es so. Die Vorstöße gegen den Zahlungsverkehr mit Bargeld nehmen immer weiter zu. Dieser Beitrag gibt einen Abriss über den Stand der Diskussion und ordnet sie in einen ordnungspolitischen Kontext ein.
In Indien wurde sprichwörtlich
über Nacht das Bargeld bis auf kleine Scheine ohne Vorwarnung abgeschafft, aus
der schwedischen Reichsbank ist zu hören, dass sie über einen Ersatz für das
Papiergeld nachdenkt.[ 1 ]
Im
Rahmen des World Economic Forums in Davos im Frühjahr 2016 wurden zur
Bargeldabschaffung ebenfalls Stimmen laut. In Dänemark müssen Tankstellen,
Restaurants und kleine Läden bald kein Bargeld mehr annehmen (die Funktion der
Annahmepflicht eines gesetzlichen Zahlungsmittels wird also massiv
eingeschränkt). In Frankreich wurden Barzahlungen im September letzten Jahres
auf 1.000 Euro beschränkt. Die deutsche Bundesregierung erwägt ebenfalls die
Einschränkung der Barzahlung. Währenddessen ist die EZB dabei den 500
Euroschein nach und nach aus dem Verkehr zu ziehen. Insgesamt wird das Bargeld
immer weiter zurückgedrängt.[ 2 ]
In der öffentlichen
Debatte stützen sich die Begründungen für die Abschaffung des Bargelds auf zwei
Argumentationsstränge:
Bargeld
sei altmodisch, teuer und unpraktisch. Es habe sich in Zeiten des
Plastikgeldes, der RFID-Chips und der SIM-Karten (Zahlen per Handy) überlebt.

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Antworten an den Club of Rome

October 18, 2016

Der "Club of Rome" hat seinen neuen Report "Reinventing Prosperty[ a ]" veröffentlicht, in dem er sich gegen die  Fokussierung aufs Wirtschaftswachstum ausspricht. Dieser Beitrag kritisiert die statischen Aussagen des Berichts. Wirtschaftswachstum könne auch mit Umweltschutz Hand in Hand gehen, wenn der Wettbewerb spielt und die Preise ihre Signalfunktion ausüben können.
Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie
wir in den 70’ern "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome diskutierten.
Überbevölkerte Erde, Rohstoffknappheit, Öko-Kollaps … so ließ sich die
Botschaft zusammenfassen. Ein Gefühl von "und Malthus hatte doch Recht" kam
auf.
Tatsächlich ist von Anfang der 80’er Jahre die
Weltbevölkerung um über 3 Mrd. auf jetzt ca. 7,2 Mrd. Menschen angewachsen.
Anders als erwartet ist aber der Anstieg von Massenarmut und Hungersnöten ausgeblieben.
Im Gegenteil. Der Anteil der Weltbevölkerung, die in absoluter Armut lebt – als
Maßstab dafür gilt, wer weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag zum Leben hat – ist
von 45% auf unter 15% gefallen. Die Weltbevölkerung ist gewachsen, der Anteil
der Armen ist global dennoch deutlich zurückgegangen.
Abbildung 1: Wachsende Weltbevölkerung –
Sinkende absolute Armut
Anteil der Weltbevölkerung, der weniger
als 1,90 US-Dollar pro Tag zum Leben hat.

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Wer mehr Gleichheit will, muss die Beteiligung an der Risikoprämie fördern

June 13, 2016

In der von Thomas Piketty mit seinem Buch "Capital" neu entfachten Debatte rund um die unterschiedlichen Wachstumsgeschwindigkeiten von Gesamtwirtschaft und Kapitalrendite und der damit verbundenen steigenden Ungleichheit geht vergessen, dass die Kapitalrendite auf einer Risikoprämie beruht. Um die Ungleichheit abzubauen, müsste die Beteiligung aller an letzterer erhöht werden, wie dieser Beitrag zeigt.

Ist die Piketty’sche Formel zur Ungleichheit wirklich so aufregend neu? Da Piketty unter "r" den durchschnittlichen Realzins einer Volkswirtschaft subsummiert, bleiben die unterschiedlichen Risikoprämien aber unberücksichtigt. Wie nachfolgenden Berechnungen zeigen, ist aber die Risikoprämie der eigentliche Treiber der Ungleichheit. Wer also weniger Ungleichheit will, muss die Beteiligung an der Risikoprämie fördern.

Die sich auf historische Daten stützende Argumentationskette von Thomas Pikettys viel diskutiertem Buch "Capital in the Twenty-First Century" geht entlang der von ihm postulierten Ungleichung "r > g". Die auf das Kapital erzielte Rendite "r" überträfe das gesamtwirtschaftliche Wachstum "g". Aus dieser Ungleichung ergäbe sich im Zusammenspiel der von ihm so genannten "fundamentalen Gesetze des Kapitalismus" eine zunehmende Kräfteverschiebung weg vom Arbeitseinkommen hin zum Kapitaleinkommen.

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Helikoptergeld: Wie es funktionieren soll

April 4, 2016

Die Idee, Geld aus dem Helikopter zu werfen findet eine steigende Zahl von Befürwortern. Dieser Beitrag beschreibt, wie ein solcher "Wurf" technisch funktionieren könnte und weist gleichzeitig auf die Risiken hin.
Immer stärker drängt der Begriff des "Helikoptergeldes" in die Öffentlichkeit. Nicht zuletzt EZB-Präsident Mario Draghi war es, der im Rahmen einer auf die Ratssitzung folgenden Pressekonferenz im März 2016 das Helikoptergeld "a very interesting concept" nannte." Dieser Beitrag beschäftigt sich im Folgenden mit dem aktuellen Stand der Debatte und beschreibt, ob bzw. wie Helikoptergeld technisch durchführbar wäre.
Was dabei im Vergleich mit den öffentlicher Debatte auffällt ist: Im dahinter stehenden akademischen Diskurs geht nicht um Helikoptergeld, verstanden als Zentralbankgeld, das aus der Druckerpresse geschaffen und an die Bürger/Endverbraucher verteilt wird. Das ist nur durch den Rückgriff auf diesen ursprünglich von Milton Friedman eingeführten Gedanken in die aktuelle Debatte geraten. Es geht um die Monetisierung der Staatsschuld, d.h. der Finanzierung bestehender Staatsschulden wie laufender Defizite durch die Geldpolitik.
Hauptverfechter dieser Denkrichtung ist vermutlich Adair Turner. Aber auch Willem Buiter geht in diese Richtung.

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