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Österreich hat vergangene Woche erstmals eine Bundesanleihe mit 100 Jahren Laufzeit begeben.Auf das Angebot von 1 Mrd. EUR traf eine Nachfrage von mehr als 11 Mrd. EUR ein. Und es ergibt sich daraus eine Rendite von knapp 2,1%.In der Eurozone sind Anleihen mit 50 Jahren Laufzeit nicht ungewöhnlich. Mit dem 100-jährigen Bonds ist Österreich aber sozusagen ...
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Österreich hat vergangene Woche erstmals eine Bundesanleihe mit 100 Jahren Laufzeit begeben.Auf das Angebot von 1 Mrd. EUR traf eine Nachfrage von mehr als 11 Mrd. EUR ein. Und es ergibt sich daraus eine Rendite von knapp 2,1%.In der Eurozone sind Anleihen mit 50 Jahren Laufzeit nicht ungewöhnlich. Mit dem 100-jährigen Bonds ist Österreich aber sozusagen ...
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Österreich hat vergangene Woche erstmals eine Bundesanleihe mit 100 Jahren Laufzeit begeben.
Auf das Angebot von 1 Mrd. EUR traf eine Nachfrage von mehr als 11 Mrd. EUR ein. Und es ergibt sich daraus eine Rendite von knapp 2,1%.
In der Eurozone sind Anleihen mit 50 Jahren Laufzeit nicht ungewöhnlich.
Mit dem 100-jährigen Bonds ist Österreich aber sozusagen ein Vorreiter.
Das WSJ bemerkt dazu süffisant, dass die Republik Österreich nicht einmal 100 Jahre alt ist.
Das Land hatte bereits im Oktober 2016 eine Anleihe (2 Mrd. EUR) mit einer Laufzeit von 70 Jahren begeben: Zinskupon 1,5%.
Möglich ist eine hundertjährige Emission natürlich wegen der seit der Finanzkrise von 2008 (GFC) vorherrschenden ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken.
Österreich tritt dem „Club der 100-year Bonds“ bei, Graph: Bloomberg, Sept 2017
Belgien und Irland hatten im vergangenen Jahr solche „Methusalem-Papiere“ begeben. Im Juni konnte sogar Argentinien eine hundertjährige Anleihe ausgeben.
Die starke Nachfrage nach ultra-langen Anleihen kann zugleich als einen weiteren Hinweis darauf hingedeutet werden, dass die Investoren, obwohl die EZB sich gerade anschickt, die unkonventionelle Geldpolitik in Form von QE (quantitative easing) zu drosseln, für einen längeren Zeitraum mit Niedrig-Zinsen rechnen.
Die Motive liegen auf der Hand: das entwicklungsfähige Wirtschaftswachstum und der anhaltende disinflationäre Druck.
Fazit: Die lockere Geldpolitik der Zentralbanken ist nicht die Ursache, sondern ein Symptom der wirtschaftlichen Entwicklung, die von der Konzeption der fiscal austerity geprägt wird.
Wenn es zu viele Sparer und zu wenige Schuldner (*) (Investoren) gibt, dann bleiben die Zinsen gedrückt. Da inzwischen auch Unternehmen zu Netto-Sparer geworden sind, sinkt der Preis des Geldes.
Die Notenbanken haben vor diesem Hintergrund keine andere Wahl als die Zinsen niedrig zu halten, um Investitionen irgendwie anzukurbeln.
Es hat deswegen keinen Sinn, die EZB wegen des angeblichen „Verlustes an Zinseinnahmen in Deutschland“ harsch zu kritisieren.
Die Volkswirte, die Zahlen vorlegen, die belegen sollen, wie Deutschlands Sparer die Rechnung für die lockere Geldpolitik der EZB zahlen, können sich damit nur blamieren.
Der fiskalpolitische Aktivismus in einem schwer angeschlagenen Umfeld der Wirtschaft schadet allen: wo sollen die Zinsen für die Sparer herkommen, wenn auch die privaten Unternehmen und der Staat die Gürtel enger schnallen?
Was heute erforderlich ist ein Konjunktur-Programm, nicht eine Schuldenbremse (oder eine pathetische "Schwarze Null"-Politik).
Investitionen im Verhältnis zum BIP im Euroraum, Graph: EZB in: Economic Bulletin, Issue 06, 2017.
Es ist die fehlende Nachfrage, die dafür verantwortlich ist, dass die Investitionen im Verhältnis zum BIP immer noch unter dem langfristigen Durchschnitt liegen, wie die EZB in einem am Montag vorgelegten Bericht (ECB Economic Bulletin Issue 06, 2017) unterstreicht.
(*) Das können i.d.R. die privaten Unternehmen und/oder die öffentliche Hand sein.