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Geldpolitik am Ende – Europa braucht Stimulus

Summary:
Mario Draghi hat neulich die Gefahr von Deflation für erloschen erklärt. Es gibt aber im Euroraum angesichts des schwachen Lohnwachstums wenig Anhaltspunkte für einen grossen Preisdruck, der irgendwie bevorstünde.Wenn die Deflationsgefahr vorüber ist, liegt es nahe, anzunehmen, dass die EZB die QE-Politik nach und nach zurückfährt (tapering).Und die Anleihemärkte reagieren darauf: Die Rendite der deutschen Staatsanleihen ...

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Mario Draghi hat neulich die Gefahr von Deflation für erloschen erklärt. 

Es gibt aber im Euroraum angesichts des schwachen Lohnwachstums wenig Anhaltspunkte für einen grossen Preisdruck, der irgendwie bevorstünde.

Wenn die Deflationsgefahr vorüber ist, liegt es nahe, anzunehmen, dass die EZB die QE-Politik nach und nach zurückfährt (tapering).

Und die Anleihemärkte reagieren darauf: Die Rendite der deutschen Staatsanleihen hat sich in den vergangenen vier Wochen verdoppelt. Doch sie liegt immer noch deutlich unterhalb der 1%-Marke.

Kein Wunder, dass die EZB am Donnerstag an der Zinsschraube nicht gedreht hat. Draghi hat auf der anschliessenden Pressekonferenz gesagt, dass die Diskussion über Änderungen am Anleihen-Kaufprogramm erst im Herbst geführt werde.

Die EZB ist demnach noch nicht so weit.

Geldpolitik am Ende – Europa braucht Stimulus

Das schwache Lohnwachstum im Euroraum hält an, Graph: FT, July 20, 2017.


Während die EZB geduldig und beharrlich vorgehen will, müssten die Löhne gemäss Theorie steigen, wenn der Arbeitsmarkt vollgefüllt ist. Die Lohn-Stagnation setzt sich aber fort. 

Die Politik scheint immer noch an dem Dogma zu hängen, dass ein hohes Lohnniveau Arbeitslosigkeit auslöst. Das ist ein Trugschluss der Verallgemeinerung (fallacy of composition), genährt durch einzelwirtschaftliche Sicht, die sich zumindest seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise von 2008-2009 als abwegig erwiesen hat.

Sinkende Löhne führen zu sinkenden Preisen, aber nicht zu sinkender Arbeitslosigkeit. Wenn die Löhne um die Produktivität plus 2% (Zielinflationsrate der EZB) steigen, dann steigen auch die Preise um 2%.

Geldpolitik am Ende – Europa braucht Stimulus

Die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, GraphfastFT


Die EZB selbst prognostiziert, dass die Inflation ihr Ziel nicht bald abdecken kann; Prognose für 2018 lautet auf 1,3% und für 2019 wird eine Inflationsrate von 1,6% erwartet, also unterhalb des Zielwertes von knapp 2%.

Geldpolitik am Ende – Europa braucht Stimulus

Inflation im Euroraum, Graph: Mark Gilbert BloombergTV


Der von Draghi, dem ECB-Präsidenten besonders beliebt beobachtete Index für Inflationserwartungen (5y5y inflation forward swap rates) ist derzeit im Rückgang begriffen.

Geldpolitik am Ende – Europa braucht Stimulus

Inflationserwartungen im Euroraum (gemessen an 5y5y inflation forward swap rates) versus EZB’s Inflation Zielwert (ca. 2%), Graph: Mark Gilbert BloombergTV


Um es noch einmal zu unterstreichen: aus der folgenden Abbildung geht hervor, dass die Inflation durch die Entwicklung der nominalen Lohnstückkosten bestimmt wird.

Geldpolitik am Ende – Europa braucht Stimulus

Inflation, Löhne und Arbeitslosigkeit in Deutschland, Graph: Michael Paetz in: Makroskop, July 20, 2017.


Fazit: Der Euroraum braucht wirtschaftlichen Erfolg: Aufschwung. Da das Wachstum nicht aus der „Schwarzen Null“-Politik hervorgehen kann, braucht es Impulse. Wenn die Unternehmen es nicht tun können, muss der Staat das Heft in die Hand nehmen, d.h. investieren. Die Kürzung der Löhne bringt nichts.

Geldpolitik am Ende – Europa braucht Stimulus

Arbeitsmarkt versus Lohnwachstum im Euroraum, Graph: Allianz GI, July 2017.


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