Photo: Artem Maltsev from Unsplash (CC 0) Von der Nullzinsperiode in die Inflation. Die Zentralbanken haben die Kontrolle verloren – und man kann es ihnen nicht mal vorwerfen. Teil 1 einer zweiteiligen Serie zur Revolutionierung des Geldsystems durch die Blockchain. Alle staatlichen Währungen sind manipuliert. Nicht etwa durch im Verborgenen agierende Hedgefonds und gierige Zocker. Sondern durch die vierte Gewalt der globalisierten Marktwirtschaft. Zentralbanken kontrollieren Geldmenge und Zins und greifen unter Umständen sogar aktiv durch Transaktionen in die Währungsmärkte ein. Dabei ist es unerheblich, dass sich FED, EZB und BOJ auf ihre politischen Mandate berufen können. Das macht es eher schlimmer. Denn die Zentralbanken zu beiden Seiten des Atlantiks sehen sich nicht nur ihren
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Von der Nullzinsperiode in die Inflation. Die Zentralbanken haben die Kontrolle verloren – und man kann es ihnen nicht mal vorwerfen. Teil 1 einer zweiteiligen Serie zur Revolutionierung des Geldsystems durch die Blockchain.
Alle staatlichen Währungen sind manipuliert. Nicht etwa durch im Verborgenen agierende Hedgefonds und gierige Zocker. Sondern durch die vierte Gewalt der globalisierten Marktwirtschaft. Zentralbanken kontrollieren Geldmenge und Zins und greifen unter Umständen sogar aktiv durch Transaktionen in die Währungsmärkte ein. Dabei ist es unerheblich, dass sich FED, EZB und BOJ auf ihre politischen Mandate berufen können. Das macht es eher schlimmer. Denn die Zentralbanken zu beiden Seiten des Atlantiks sehen sich nicht nur ihren Inflationsziele verpflichtet, sondern auch dem Arbeitsmarkt (USA) und den überschuldeten Staatshaushalten einiger Eurozonen-Mitglieder. Dieses System hat lange erstaunlich gut funktioniert, doch es hat auch einen heillos überforderten Leviathan erschaffen, auf dessen Schultern nun das Heil der Weltwirtschaft ruht.
Historischer Kontrollverlust
Dass die Kontrolle über die Währung in den Händen der Mächtigen liegt, hat Tradition. Und das Staatsgeld war womöglich für lange Zeit auch effizient. Monarchen garantierten mit ihrem Antlitz für den Wert einer Währung und setzten diesen im Zweifel auch mit Waffengewalt durch. Sie konnten ihr Monopol aber auch dafür nutzen, den intrinsischen Wert einer Währung stückweise zu verwässern. Zum Beispiel durch die die Halbierung des Silberanteils einer Münze bei gleichbleibendem nominellem Wert. Stark verkürzt: eine Entwicklung, die in den modernen Fiat-Währungen mündete. Mit dem Ende der US-Goldpreisbindung im Jahr 1971 sind der Geldmengenausweitung keine Grenzen mehr gesetzt. Umso größer die Macht der Zentralbanken, die an Stelle der Fürsten unsere heutigen Währungen kontrollieren.
Dies System hat dem gigantischen globalen Aufschwung der letzten hundert Jahre zumindest keinen Abbruch getan. Trotzdem gibt es gute Gründe, dem staatlichen Währungsmonopol in seiner derzeitigen Form mit Skepsis zu begegnen. Schließlich haben die Zentralbanken mit der astronomischen Geldmengenauswertung der letzten Jahre und der trotz Hochkonjunktur anhaltenden Niedrig- bis Nullzinspolitik offenbar die Kontrolle verloren. Daraus resultierte eine Vielzahl an Fehlanreizen und Ungerechtigkeiten: Geldsparer wurden schleichend enteignet während Staaten sich kostenlos weiter überschulden konnten. Wer Zugang zu den durch das günstige Geld florierenden Aktienmärkten hatte, konnte sein Vermögen innerhalb kurzer Zeit substantiell vermehren. Menschen ohne Anlagevermögen hingegen leiden unter einer rasant voranschreitenden Geldentwertung und werden immer ärmer.
Zu mächtig und trotzdem machtlos
Das ist den Zentralbankdirektorien allerdings nicht vorzuwerfen, denn sie stehen vor einer unlösbaren Aufgabe. Basierend auf rückwärtsgerichteten und vor allem im Verhältnis zur gesamten Volkswirtschaft bruchstückhaften Daten müssen sie Zinsen festsetzen in der Hoffnung, ein bestimmtes Inflationsziel zu erreichen und dabei auch noch ihre politischen Mandate zu erfüllen. Dass dies in der Vergangenheit überhaupt einigermaßen gelang, demonstriert die hohe Fachkompetenz der Zentralbanker. Trotzdem erscheint die zentrale und politisch motivierte Festsetzung der Zinsen wie ein Relikt längst überkommener Planwirtschaft. Eine Kritik, die auch der österreichische Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek in seiner Forderung nach der „Entnationalisierung des Geldes“ formulierte:
Der Gedanke, dass der Zinssatz als politisches Instrument eingesetzt werden sollte, ist völlig falsch, da nur der Wettbewerb auf einem freien Markt alle Umstände berücksichtigen kann, die bei der Festlegung des Zinssatzes berücksichtigt werden sollten.
Ebenso wenig vorzuwerfen ist den Zentralbanken die im wahrsten Sinne des Wortes unheimliche Machtfülle, die ihnen im Fiat-Geld-System zukommt. Quasi im Alleingang entscheiden FED und Co. gerade über Lebensersparnisse, Staatspleiten und Lebensrealitäten von Milliarden Menschen. Marktteilnehmer wie Politiker gleichermaßen stehen wie das Kaninchen vor der Schlange, erstarrt und in der Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm kommen wird. Es ist schließlich auch demokratietheoretisch ein Problem, wenn zentrale Weichen der Volkswirtschaft sowohl vom Markt als auch von der legitimierten und durch Wahlen kontrollierten Regierung entkoppelt werden.
Es ist an der Zeit für neues Geld
Sollte es den Zentralbanken in den nächsten Monaten gelingen, das Ruder herumzureißen und die globalen Leitwährungen zu stabilisieren, ist das trotzdem kein Grund sich beruhigt zurückzulehnen. Es ist an der Zeit, dass wir die unheilvolle Verquickung von Staat und Geld hinterfragen. Ebenso wie mutige Menschen an einem bestimmten Punkt die Verknüpfung von Staat und Religion oder die absolute Macht der Monarchie hinterfragt und schließlich auch überwunden haben. So konstatiert auch Hayek am Ende der „Entnationalisierung des Geldes“:
Wir haben immer schlechtes Geld gehabt, weil es der Privatwirtschaft nicht erlaubt war, uns ein besseres zu geben. In einer Welt, die durch den Druck organisierter Interessen regiert wird, ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass wir nicht auf Intelligenz oder Verständnis zählen können, sondern nur auf schieres Eigeninteresse, um uns die Institutionen zu geben, die wir brauchen.
Trotz vieler Versuche und einiger kurzzeitig erfolgreicher „Free-Banking“-Experimente (z.B. in Kanada), haben die staatlichen Monopolwährungen bis dato keine echte Konkurrenz. Das liegt vor allem an hohen Transaktionskosten und der behütenden (verhindernden) Hand des Staats. Selbst wenn es einer privaten Institution gelungen wäre, ein effizientes, transparentes, sicheres und akzeptiertes Tauschmittel dauerhaft zu etablieren, hätte der Staat sein Monopol mit Klauen und Zähnen verteidigt.
Die Blockchain könnte unser Verständnis von Geld revolutionieren
Die Blockchain-Technologie hat das Potential, beides grundlegend zu ändern und der Welt gutes Geld zu liefern. Basierend auf wirtschaftlichem Eigeninteresse und radikaler Innovation, gezügelt von Wettbewerb und absoluter Transparenz und außerhalb der Reichweite des Staates. Bereits heute sind 3 der 10 nach Marktkapitalisierung größten Kryptowährungen der Welt sogenannte „Stablecoins“. Also Kryptowährungen, die ihren Wert an den Wert eines Referenzgutes (in diesem Fall der US-Dollar) knüpfen. Doch dabei muss es nicht bleiben, hunderte Projekte stehen in den Startlöchern oder experimentieren bereits mit ihrer Version eines guten und stabilen Tauschmittels.
Verfallen Sie nun in Schnappatmung – vor Aufregung oder aus Empörung –, dann freuen sie sich auf Teil 2 dieser Serie. An dieser Stelle in vier Wochen.