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Welchen kreativen Einfluss haben Lehrer? Einblicke aus der Musikkomposition seit 1450

Summary:
Ideen sind grundlegend für die Entwicklung jedes kreativen Produktes, sei es in Kunst, Wissenschaft oder Wirtschaft. Eine neue Studie untersucht deren Weitergabe zwischen Lehrern und Schülern in der klassischen Musik. Da Ideen jedoch schwer erfassbar sind, gibt es nur begrenzte Kenntnisse darüber, wie Ideen zwischen Menschen weitergegeben werden. Meine Forschung trägt bei zur Erläuterung, welchen Einfluss LehrerInnen auf die kreative Arbeit ihrer SchülerInnen haben, wie lange der Einfluss dauert und was dies letztendlich für die kreative Laufbahn der SchülerInnen bedeutet. Der Einfluss von Lehrerinnen, Mentoren und Vorbildern ist vielfältig. In den kreativen Berufen ist der kreative oder intellektuelle Einfluss, der zu den wichtigsten gehört: die Art und Weise, wie LehrerInnen die

Topics:
Karol J. Borowiecki considers the following as important:

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Ideen sind grundlegend für die Entwicklung jedes kreativen Produktes, sei es in Kunst, Wissenschaft oder Wirtschaft. Eine neue Studie untersucht deren Weitergabe zwischen Lehrern und Schülern in der klassischen Musik.

Da Ideen jedoch schwer erfassbar sind, gibt es nur begrenzte Kenntnisse darüber, wie Ideen zwischen Menschen weitergegeben werden. Meine Forschung trägt bei zur Erläuterung, welchen Einfluss LehrerInnen auf die kreative Arbeit ihrer SchülerInnen haben, wie lange der Einfluss dauert und was dies letztendlich für die kreative Laufbahn der SchülerInnen bedeutet.

Der Einfluss von Lehrerinnen, Mentoren und Vorbildern ist vielfältig. In den kreativen Berufen ist der kreative oder intellektuelle Einfluss, der zu den wichtigsten gehört: die Art und Weise, wie LehrerInnen die Fähigkeiten und Einstellungen ihrer SchülerInnen (oder jüngeren Kollegen) zum Thema prägen - und damit die Werke, die sie später produzieren. LehrerInnen oder Führungskräfte mit großem Einfluss können potenziell auch auf die Entwicklungsrichtung ganzer Fächer einwirken.

Akademische ForscherInnen oder UnternehmerInnen in der Kreativwirtschaft werden vielleicht selbst erkennen, was dieser Einfluss bedeuten kann, wenn sie darüber nachdenken, wie sie selbst beinflusst worden sind. Sei es durch den Studienort, die LehrerInnen, die ihre Kurse unterrichtet haben, oder die MentorInnenen, die sie bei ihren ersten Projekten begleitet haben.

Einerseits ist es notwendig, dass SchülerInnen von SpezialistInnen unterrichtet werden, damit sie die Grundprinzipien und Fähigkeiten erlernen und die Fähigkeit entwickeln zwischen guten und schlechten Leistungen zu unterscheiden. SchülerInnen können jedoch durch Ansichten und Methoden einer Lehrperson beinflusst werden, welche nicht zeitgemäß oder unkonventionell sind. Im schlimmsten Fall kann dieser Einfluss dazu führen, dass schlechte Ideen übermittelt werden und diese könnten somit im Umlauf verbleiben. Ob LehrerInnen und Vorbilder in den kreativen Bereichen bei ihren SchülerInnen einen Abdruck hinterlassen, die ihre zukünftige Arbeit prägen, ist daher eine wichtige Frage.

Wie werden Ideen in der klassischen Musik weitergegeben?

Mit einem Fokus auf klassische Musik der letzten fünf Jahrhunderte, zeige ich auf, wie Kompositionslehrer ihre Schülern beinflusst haben. Der Kontext der klassischen Musik ist sehr nützlich, weil die Beziehungen zwischen Lehrer und Schülern über mehrere Generationen gut dokumentiert sind, der Inhalt und Eigenschaften einer Komposition bekannt sind und deren langfristiger Wert gemessen werden kann. Und so lassen sich auch die Inhalte der musikalischen Werke direkt vergleichen.

Hierzu wird eine neue Datenbank wichtiger Eigenschaften von ca. 15.000 Musikkompositionen benutzt. Die Daten beinhalten Angaben dazu, welche Musiknoten in welcher Reihenfolge benutzt worden sind, und welcher Rhythmus und welche Stimmung die Musik charakterisiert. Somit wird es möglich die Ähnlichkeiten zwischen Komponisten oder zwischen Kompositionen zu berechnen.

Die Ergebnisse deuten auf, dass Schüler mehr Ähnlichkeiten mit ihren Lehrern haben als mit gegenwärtigen Komponisten, zu denen sie keine Verbindungen haben. Diese Ähnlichkeiten bleiben bestehend auch in einem natürlichen Experiment innerhalb eines Konservatoriums, wo der Lehrerwechsel ausgenutzt wird um einen kausalen Zusammenhang festzustellen. So wird gezeigt, dass ein Schüler mit seinem tatsächlichen Lehrer an einem bestimmten Konservatorium mehr Ähnlichkeit aufweist, als mit einem potenziellen Lehrer, welcher kürzlich von diesem Konservatorium abgetreten ist oder noch nicht an diesem Konservatorium angefangen hat zu unterrichten.

Es wird desweiter aufgezeigt, dass der Einfluss eines Lehrers über 2-3 Generationen anhält, wenn der Schüler zu einem Lehrer wird und selbst beginnt zu unterrichten. Dies gilt auch beim Vergleich von Komponisten die keine direkte Beziehung zueinander besitzen, jedoch denselben Lehrer gehabt haben – diese Schüler haben größere Ähnlichkeiten miteinander als mit anderen zeitgenössischen Komponisten.

Die Wahl des richtigen Vorbilds

Zuletzt stellt sich die Frage, ob der dargelegte Einfluss etwas Gutes ist? Bedeutet Einfluss, dass nur gute Ideen weitergeleitet werden, oder können Lehrer auch mit schlechten Ideen beinflussen? Das Studium deutet auf, dass Schüler, die stärker von einem hochwertigen Lehrer inspiriert werden, mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst zu erfolgreichen Komponisten werden. Andererseits nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, dass ein Schüler, der einen weniger qualifizierten Lehrer nachahmt, erfolgreich wird. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, das richtige Vorbild zu wählen.

Es stellt sich heraus, dass die weitergegebenen Ideen und Methoden nicht immer von Vorteil sind, sondern für einen jungen Menschen auch ein Hindernis in seinem Streben nach Erfolg sein können. Dies stellt eine zusätzliche Herausforderung für einen Studenten oder eine Studentin (sowie für Nachwuchskräfte) dar, der die erhaltenen Instruktionen sorgfältig prüfen und auswählen muss, um herauszufinden, welche am besten nachzufolgen sind. Unter Anbetracht der potenziell langanhaltenden Auswirkungen von Einflüssen einer Lehrperson, ist diese Beobachtung von besonderer Bedeutung.

Kreativität steht im Zentrum des 21. Jahrhunderts, und jeder fordert und braucht sie. Unternehmen benötigen kreative MitarbeiterInnen, EntscheidungsträgerInnen fordern kreative Gemeinschaften und BürgerInnen bedürfen kreativer Städte. Um zu verstehen, wie wichtig Kreativität ist, benötigt es weitere Forschung. Die Wirtschaftsgeschichte der Kunst und Musik kann im in diesem Beitrag besprochenen Fall mithelfen, diese Bedeutung zu beleuchten.

Basierend auf:

Borowiecki, Karol J., “Good Reverberation? Teacher Influence in Music Composition since 1450[ a ],” Working Paper SDU, 5/2021.

©KOF ETH Zürich, 9. Jul. 2021

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