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Zwischen Hoffnungsträger und Spielverderber: Der Beitrag von Dienstleistungen zum Produktivitäts­wachstum

Summary:
Auf was ist das geringe Produktivitätswachstum in den Industrieländern der letzten Jahrzehnte zurückzuführen? Handelt es sich dabei um ein reines statistisches Artefakt? Keineswegs, wie dieser Artikel zeigt. Und aufgrund des zunehmenden Anteils von produktivitätsschwachen Dienstleistungssektoren an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung dürften sich die niedrigeren Produktivitätswachstumsraten fortsetzen.[ 1 ] In den entwickelten Volkswirtschaften der Welt ist die Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität seit den 1970er Jahren tendenziell rückläufig.[ 2 ] Über die Ursachen des sich abschwächenden Produktivitätsfortschritts und mögliche Gegenmaßnahmen wurden seitdem zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, die aber bislang noch zu keinem eindeutigen Ergebnis geführt haben. Dienstleistungen stehen auf der Liste der möglichen Faktoren weit oben. Aufgrund ihres relativ geringen Produktivitätswachstums in Verbindung mit ihrem gleichzeitig wachsenden Wert­schöpfungs­anteil gelten sie einerseits als „Spielverderber“ für den gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritt. Andererseits werden in wachsendem Maße gerade in Dienstleistungen große Hoffnungen für eine Wiederbelebung des allgemeinen Produktivitätswachstums gesetzt.

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Auf was ist das geringe Produktivitätswachstum in den Industrieländern der letzten Jahrzehnte zurückzuführen? Handelt es sich dabei um ein reines statistisches Artefakt? Keineswegs, wie dieser Artikel zeigt. Und aufgrund des zunehmenden Anteils von produktivitätsschwachen Dienstleistungssektoren an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung dürften sich die niedrigeren Produktivitätswachstumsraten fortsetzen.[ 1 ]

In den entwickelten Volkswirtschaften der Welt ist die Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität seit den 1970er Jahren tendenziell rückläufig.[ 2 ] Über die Ursachen des sich abschwächenden Produktivitätsfortschritts und mögliche Gegenmaßnahmen wurden seitdem zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, die aber bislang noch zu keinem eindeutigen Ergebnis geführt haben. Dienstleistungen stehen auf der Liste der möglichen Faktoren weit oben. Aufgrund ihres relativ geringen Produktivitätswachstums in Verbindung mit ihrem gleichzeitig wachsenden Wert­schöpfungs­anteil gelten sie einerseits als „Spielverderber“ für den gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritt. Andererseits werden in wachsendem Maße gerade in Dienstleistungen große Hoffnungen für eine Wiederbelebung des allgemeinen Produktivitätswachstums gesetzt. Diese beruhen vor allem auf modernen IKT-Dienstleistungen, die dank fortschreitender Vernetzung eine umfassende Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft herbeiführen könnten. Nach Ansicht der Fortschrittsoptimisten werden digitale Dienstleistungen den entscheidenden Impuls für zukünftige Produktivitätsfortschritte liefern. Allerdings, so lautet ein weiteres Argument in diesem Zusammenhang, verhinderten bislang Messfehler, dass sich die positiven Wohlfahrtseffekte der neuen Dienstleistungen in den Kennziffern der amtlichen Statistik niederschlügen. Die rückläufige Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität ist nach dieser Lesart vor allem auch ein statistisches Artefakt.

Seit längerem wundert man sich darüber, dass weder die Erfindung von Computern noch ihre anschließende Vernetzung die Abschwächung des Produktivitätsfortschritts aufhalten konnten. Bereits im Jahr 1987 brachte dies Nobelpreisträger Robert Solow in prägnanter Weise auf den Punkt: „Wir sehen das Computerzeitalter überall, außer in den Produktivitätsstatistiken“ (Solows Produktivitätsparadoxon). Die Computerisierung und die zahlreichen internet-basierten Dienstleistungen haben – bis auf eine kurze Ausnahmeperiode (1996-2004) in den USA – bislang keine Trendumkehr bei der Produktivitätsentwicklung ausgelöst. Sorgen nun die weitgehende Diffusion des Internets und von mobilen Endgeräten in Verbindung mit Industrie 4.0 und der Entwicklung neuer digitaler Dienstleistungen für die langerwartete Trendwende?

Tertiarisierung und Produktivitätsschwäche

Zu den stilisierten Fakten der wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte gehört der trendmäßig zunehmende Anteil, den Dienstleistungen zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung beisteuern (Tertiarisierung). Fakt ist ebenfalls, dass das Produktivitätswachstum im Dienstleistungsbereich im Allgemeinen unterdurchschnittlich ausfällt. Wie die Abbildung 1 zeigt, wiesen die meisten Dienstleistungssektoren 1991-2015 in Deutschland eine geringere durchschnittliche Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität als die Industrie auf. Eine Ausnahme stellt der Wirtschaftsbereich Information und Kommunikation dar, bei dem die Wachstumsraten (sowohl pro Kopf als auch pro Stunde) größer ausfallen als die entsprechende Wachstumsrate für das verarbeitende Gewerbe. Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen ist sie dagegen negativ.[ 3 ]

Abbildung 1: Durchschnittliche Veränderungsrate der Arbeitsproduktivität nach Wirtschaftsbereichen, Deutschland 1991-2015 (Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen des Bundes).[ 4 ]

Auch in anderen Industrieländern tritt eine solche sektorale Wachstumsdifferenz schon seit mehreren Jahrzehnten auf. Da sich auch dort der Anteil des Dienstleistungssektors kontinuierlich vergrößerte, reduzierte dies die gesamtwirt­schaftliche Produktivitätswachstumsrate in signifikanter Weise.[ 5 ] Ein zentraler Grund für diesen Produktivitäts-Bias ist die Tatsache, dass bei vielen Dienstleistungen der Ersatz menschlicher Arbeit durch Maschinen (Automatisierung) kaum möglich ist. Dies gilt vor allem für die meisten personenbezogenen Dienstleistungen, bei denen der Faktor Arbeit unverzichtbar und die Einsatzmöglichkeiten von technischen Innovationen limitiert bleiben (sog. embodied services). Darunter fallen insbesondere Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheits- und Erziehungswesen, Bildung, Kultur und Freizeit.

Liegt es an den Messfehlern bei Dienstleistungen?

Die Messung der Wertschöpfung ist bei vielen Dienstleistungen vor ungleich größere Herausforderungen als bei physischen Gütern gestellt. Dank der Einführung der Dienstleistungsstatistik und der Statistik der Erzeugerpreise für Dienstleistungen wurden in der Vergangenheit im Bereich der amtlichen Statistik große Fortschritte erzielt.[ 6 ] Nach wie vor sind jedoch viele Probleme wie zum Beispiel die akkurate Erfassung der Dienstleistungsqualität nicht befriedigend gelöst worden. Dass Messfehler zu einer systematischen Untererfassung der Wertschöpfung und der Produktivität von Dienstleistungen führen, ist ein häufig vorgebrachter Einwand gegen die statistisch gemessene Abschwächung des Produktivitätswachstums.[ 7 ] Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf zahleiche Internetdienste, wie zum Beispiel Skype, Wikipedia, Google und Facebook, die ihren Nutzern mehr oder weniger kostenlos zur Verfügung stehen. Diese Dienstleistungen würden kostenpflichtige Güter und Dienstleistungen, wie Lexika oder Telekommunikationsdienste, ersetzen. Der mit den digitalen Dienstleistungen geschaffene Wohlstand werde in den offiziellen Daten der amtlichen Statistik nicht ausreichend erfasst. Es sei im Gegenteil sogar möglich, dass das Bruttoinlandsprodukt sinke, weil bisher erfasste kostenpflichtige Angebote ersetzt würden.[ 8 ] Solows Produktivitätsparadoxon sei daher vor allem ein statistisches Artefakt.

Derartige Argumente greifen allerdings zu kurz. Es wird übersehen, dass auch in früheren Perioden neuartige Güter und Dienstleistungen nicht entsprechend ihrem wohlfahrtssteigernden Effekt in die Sozialproduktsberechnung eingegangen sind. Der Wertschöpfungsbeitrag von neuen Gütern und ihre kontinuierlichen Qualitätsverbesserungen wurden auch im Vor-Internetzeitalter systematisch untererfasst, obwohl diese den Lebensstandard der Konsumenten erheblich erhöht haben. Dies wird von Robert Gordon für die USA mit Hilfe zahlreicher Beispiele von historischen Innovationen gezeigt, die während der von ihm als Zweite Industrielle Revolution bezeichneten Periode 1870-1970 entstanden sind.[ 9 ] Beispiele für bedeutsame Innovationsfortschritte, die nicht in angemessener Weise ins Bruttoinlandsprodukt der USA eingingen, sind das elektrische Licht, die erhöhte Lebensmittelsicherheit, das Automobil, der Luftverkehr, medizinische Fortschritte, Kommunikationsmöglichkeiten durch Telegraf und Telefon, der Unterhaltungswert von Radios, Plattenspielern und des Kinos sowie vieles andere mehr. Gordon zufolge ist das Ausmaß der Untererfassung in der seit 1970 auftretenden Dritten Industriellen Revolution sogar geringer als während der Zweiten Industriellen Revolution: „Those who complain that real GDP and productivity statistics do not give credit to the multiple functions of the smartphone are correct as far as they go, but they often fail to realize that real GDP changes have understated progress since the beginning of recorded economic history and for innovative changes far more important than the multifunction smartphone“.[ 10 ] Hieraus ergibt sich eine weitreichende Schlussfolgerung: Wenn in früheren Perioden das tatsächliche Produktivitätswachstum ebenfalls deutlich größer war als heutzutage, würde auf Basis einer akkuraten Messung der Rückgang der Wachstumsraten der Produktivität sogar noch größer ausfallen als dies ohnehin schon der Fall ist. Mit anderen Worten: mit dem Argument des statistischen Artefakts kann dem Phänomen der Abschwächung des Produktivitätsfortschritts nicht begegnet werden.

Ein weiteres Phänomen kommt hinzu: Mit einem Anteil von etwa zwei Dritteln wird der Großteil der Konsumausgaben heutzutage für Dienstleistungen getätigt. Dazu gehören Ausgaben für Gesundheit, Erziehung, Freizeit, Miete und andere persönliche Dienstleistungen. Da bei den meisten personenbezogenen Dienstleistungen allenfalls geringe Produktivitätsfortschritte erzielt werden können, übt die IKT-Revolution hier auch keinen nennenswerten Produktivitätseffekt aus. Gordon löst das Solowsche Produktivitätsparadoxon – dass wir das Computerzeitalter überall sehen, außer in den Produktivitätsstatistiken – daher ganz einfach so auf: „The final answer to Solow’s computer paradox is that computers are not everywhere. We don’t eat computers or wear them or drive to work in them or let them cut our hair.”[ 11 ]

Baumols Kostenkrankheit

Nicht nur die deutsche Bundesregierung sieht enorme Potenziale in der Digitalisierung.[ 12 ] Die Erwartungen, die in die Digitalisierung von Industrieprozessen (Internet of Things, Industrie 4.0) und in digitale Dienstleistungen (Internet of Services) gesetzt werden, sind hoch. Doch es müssen Zweifel angemeldet werden, ob dadurch die allgemeine Produktivitätsschwäche behoben werden kann. Denn solange es Wirtschaftsbereiche in relevanter Größenordnung gibt, in denen ein weitgehender Ersatz menschlicher Arbeitsleistung durch Mechanisierung und Technisierung nicht möglich ist, wird das Problem einer allgemeinen Produktivitätswachstumsabschwächung prinzipiell bestehen bleiben.

Die Erkenntnis, dass bei vielen Dienstleistungen nur unterdurchschnittliche oder keine Produktivitätssteigerungen möglich sind, ist natürlich nicht neu. Bereits Jean Fourastié, einer der Begründer der Drei-Sektoren-Hypothese, erkannte hierin eine wesentliche Triebkraft des Strukturwandels. Eine besondere Rolle spielt bis heute das berühmt gewordene Modell, mit dem William Baumol schon vor 50 Jahren zeigte, dass angesichts eines sektoralen Produktivitäts-Bias die Entwicklung einer Volkswirtschaft tendenziell in der Stagnation mündet.[ 13 ] Die seitdem als Baumolsche Kostenkrankheit bekannte Entwicklung tritt auf, wenn es Wirtschaftsbereiche mit stärkerem Produktivitätswachstum (progressive Sektoren) und solche mit geringerem Produktivitätswachstum (stagnierende Sektoren) gibt. Der Beschäftigungsanteil und der nominale Anteil, den die stagnierenden Sektoren an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung haben, wird kontinuierlich in Richtung 100% steigen. Desweiteren wird die gesamtwirtschaftliche Produktivitätswachstumsrate langfristig auf das Niveau der Wachstumsrate der stagnierenden Sektoren heruntergezogen.[ 14 ] Empirische Studien mit einem Fokus auf Branchen, deren Wertschöpfung gut zu messen ist, konnten die Vorhersagen von Baumols Modell nicht widerlegen.[ 15 ] Dass sich die Resultate für die „well-measured industries“ dabei nicht signifikant von denen für alle Branchen unterscheiden, ist ein weiteres Argument gegen die These, die Abschwächung des Produktivitätswachstums beruhe auf Messfehlern.

Selbst wenn man davon ausgehen kann, dass wir zukünftig noch zahlreiche weitere Innovationen erleben werden, die die Effizienz der Produktion steigern und das Leben angenehmer machen, ändert dies am grundsätzlichen Problem der anhaltenden oder sogar zunehmenden gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsschwäche nichts. Ein nicht unwahrscheinliches Szenario ist, dass überall dort, wo Automatisierung prinzipiell möglich ist, tatsächlich auch weitreichende Automatisierungsprozesse erfolgen werden. Auf der anderen Seite wird dies jedoch dazu führen, dass der Beschäftigungs- und Produktionsanteil von Dienstleistungen, die grundsätzlich nicht automatisierbar sind, weiter steigen wird.[ 16 ] Auch ein rasanter technologischer Fortschritt in einigen Wirtschaftsbereichen wird daher nicht verhindern können, dass der Rückgang der durchschnittlichen Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität sich weiter fortsetzt. Dieses Szenario entspricht der Grundaussage, die Baumol entwickelt hat. Dass es die von Baumol als „stagnierende Sektoren“ bezeichneten Wirtschaftsbereiche mit unterdurchschnittlichem Produktivitätswachstum gibt, kann schwerlich bestritten werden. Daher ist es mehr als lohnenswert, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie mit der Kostenkrankheit von produktivitätsschwachen Dienstleistungen prinzipiell umzugehen ist.

Wirtschafts- und gesellschaftspolitische Schlussfolgerungen

Nach unserer Auffassung müssen wir uns darauf einstellen, dass es aufgrund des zunehmenden Anteils von produktivitätsschwachen Dienstleistungssektoren an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung eine langfristige Tendenz hin zu niedrigeren Produktivitätswachstumsraten geben wird. Diese Entwicklung wirft eine Reihe von Problemen auf, die aus unserer Sicht bisher nur unzureichend beachtet und diskutiert werden. Eines davon soll hier herausgehoben werden. Die Baumolsche Kostenkrankheit von Dienstleistungen entsteht dadurch, dass die Lohnstückkosten im Dienstleistungssektor relativ schneller steigen als in den übrigen Bereichen der Ökonomie. Die resultierenden relativen Preiserhöhungen versuchen die Erbringer von derartigen Dienstleistungen, auf ihre Kunden abzuwälzen. Baumol zufolge werden Dienstleistungen dadurch irgendwann unbezahlbar (Kostenkrankheit). Trotz der relativen Preissteigerungen ist bei entsprechenden Preis- und Einkommenselastizitäten sowie generell steigendem Realeinkommen der Nachfrager ein Absatz dieser Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum prinzipiell weiter möglich. Dabei würde jedoch ihr Ausgabenanteil am Konsumbudget der privaten Haushalte immer weiter zunehmen.

Dies führt uns direkt zu dem Problem, das bei denjenigen produktivitätsschwachen Dienstleistungen entsteht, die von der öffentlichen Hand angeboten werden. Die permanent ansteigenden Lohnstückkosten müssen hier durch Anhebung von entsprechenden Gebühren oder aus dem Steueraufkommen finanziert werden. Steuer- und Gebührenerhöhungen sind im aktuellen politischen Prozess jedoch nur schwer durchsetzbar. Daher dürfte die Finanzierung derartiger öffentlicher Dienstleistungen tendenziell immer schwieriger und konfliktreicher werden. Die Auseinandersetzungen um Lohnerhöhungen für Mitarbeiter im Gesundheitswesen, in Erziehungsberufen und im Transportbereich, die in den letzten Jahren in Deutschland mit lange nicht mehr gekannter Heftigkeit geführt wurden, können als eine unmittelbare Auswirkung der Baumolschen Kostenkrankheit interpretiert werden. Hier besteht aus unserer Sicht eine klare wirtschaftspolitische Handlungsempfehlung: Wenn man nicht beabsichtigt, in diesen Bereichen einen Niedriglohnsektor entstehen zu lassen, müssen die politisch Verantwortlichen realisieren, dass Kostensteigerungen bei personengebundenen öffentlichen Dienstleistungen prinzipiell unvermeidbar sind und von der öffentlichen Hand angemessen finanziert werden müssen. Es ist daher anzuraten, innovative Geschäfts- und Finanzierungsmodelle für derartige öffentliche Dienstleistungen zu entwickeln.


  • 1  Dieser Beitrag ist erstmals im Wirtschaftsdienst, der Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, erschienen.
  • 2  Vgl. IWF, Uneven growth: Short- and long-term factors, World Economic Outlook, Washington, D.C. 2015.
  • 3  Vgl. auch A. Eickelpasch, G. Erber 2015: Produktivitätsmessung von wissensintensiven Dienstleistungen in der amtlichen Statistik, in: M. Gotsch, C. Lerch (Hrsg.), Messung der Produktivität innovativer und wissensintensiver Dienstleistungen, Stuttgart 2015, S. 129-155.
  • 4  Wir danken Andreas Sharik (TU Chemnitz) für seine Unterstützung bei der Datensammlung.
  • 5  Vgl. IWF, a.a.O., S. 99-101.
  • 6  Vgl. A. Eickelpasch, G. Erber, a.a.O., S. 150.
  • 7  Vgl. J. Hartwig: Productivity growth in service industries – Are the transatlantic differences measurement-driven?, Review of Income and Wealth, 54. Jg. (2008), H. 3, S. 494-505.
  • 8  T. Straubhaar: Die unsinnige Angst vor der “säkularen Stagnation” (10.01.2017).
  • 9  R. Gordon: The Rise and Fall of American Growth: The U.S. Standard of Living since the Civil War, Princeton 2016.
  • 10  R. Gordon, a.a.O., S. 528.
  • 11  R. Gordon, a.a.O., S. 579.
  • 12  Vgl. Bundesregierung: Digitale Agenda 2014-2017, Berlin 2014.
  • 13  Vgl. W.J. Baumol: Macroeconomics of unbalanced growth: the anatomy of urban crisis, American Economic Review, 57. Jg. (1967), Nr. 3, S. 415-426.
  • 14  Vgl. H. Krämer: Baumol’s Disease und unternehmensbezogene Dienstleistungen, in: M. Gotsch, C. Lerch a.a.O., S. 157-179.
  • 15  Vgl. W.D. Nordhaus: Baumol’s Diseases: a macroeconomic perspective, in: The B.E. Journal of Macroeconomics, 8. Jg. (2008), H.1 (Contributions), Article 9 und J. Hartwig.: Testing the Baumol-Nordhaus model with EU KLEMS data, in: Review of Income and Wealth, 57. Jg. (2011), H. 3, S. 471-489.
  • 16  Vgl. A. Turner: Wealth, debt, inequality and low interest rates: four big trends and some implications, 26 March 2014 (26.01.2017).

©KOF ETH Zürich, 3. Mär. 2017

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