Noch nie war die Geldpolitik der Zentralbanken so expansiv: EZB in Frankfurt. Foto: Reuters/Kai Pfaffenbach In der Schweiz macht man sich gerne Sorgen auf hohem Niveau. Alle paar Jahre taucht deshalb auch die Furcht vor einer Rezession oder, noch schlimmer, vor einer säkularen Stagnation auf. Im zweiten Fall wären hohe Wachstumsraten nämlich definitiv Geschichte und die Rezession bald ein Dauerzustand. Betrachtet man die Wachstumsraten in Westeuropa und Nordamerika seit den 50er-Jahren, kann man tatsächlich feststellen, dass die durchschnittlichen Wachstumsraten gesunken sind. Dies hat einige gegenwärtig bekannte US-Ökonomen wie Robert Gordon oder Larry Summers dazu verleitet, den Begriff der säkularen Stagnation wieder in die ökonomische Diskussion einzuführen. Mit diesem Begriff
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In der Schweiz macht man sich gerne Sorgen auf hohem Niveau. Alle paar Jahre taucht deshalb auch die Furcht vor einer Rezession oder, noch schlimmer, vor einer säkularen Stagnation auf. Im zweiten Fall wären hohe Wachstumsraten nämlich definitiv Geschichte und die Rezession bald ein Dauerzustand.
Betrachtet man die Wachstumsraten in Westeuropa und Nordamerika seit den 50er-Jahren, kann man tatsächlich feststellen, dass die durchschnittlichen Wachstumsraten gesunken sind. Dies hat einige gegenwärtig bekannte US-Ökonomen wie Robert Gordon oder Larry Summers dazu verleitet, den Begriff der säkularen Stagnation wieder in die ökonomische Diskussion einzuführen.
Mit diesem Begriff beschreiben sie einen Zustand, in der nur noch schwaches Wirtschaftswachstum herrscht, und das wirtschaftliche Umfeld geprägt ist von tiefen Zinsen und niedriger Inflation. In einer solchen Situation scheinen wir uns in Westeuropa, den USA und Japan gemäss offiziellen Statistiken tatsächlich seit längerer Zeit zu befinden. Deshalb stellt sich die Frage: Ist dies der Anfang des Endes vom Wachstum?
Globale Dimension des Wachstums
Die Antwort auf diese Frage lautet: Nein! Die säkulare Stagnation ist mehr ein Hirngespinst einiger Ökonomen als ein reales Phänomen. Der behauptete längerfristige Rückgang der Wachstumsraten in wichtigen Industrieländern ist nämlich nur dann feststellbar, wenn man die 50er- und 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts als Ausgangspunkt nimmt. Dies waren aber zwei Jahrzehnte mit aussergewöhnlich hohen Wachstumsraten, die kein Land auf die Dauer aufrechterhalten kann. Gehen wir weiter zurück in der Geschichte, dann wird dies sofort offensichtlich. Es gab immer wieder Zeiten von relativ hohen Wachstumsraten wie etwa in den USA vor dem Ersten Weltkrieg oder in den 1920er-Jahren. Als sich diese Wachstumsraten dann in den frühen 1930er-Jahren zur Zeit der Grossen Depression nicht fortsetzten, sprach der amerikanische Ökonom Alvin Hansen erstmals von säkularer Stagnation und glaubte, dass die Zeiten hohen Wachstums jetzt vorbei seien. Doch Hansens «säkulare Stagnation» erwies sich als kurzfristiges Phänomen von ein paar Jahren. Bereits in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre waren die Wachstumsraten wieder auf dem Niveau der 20er-Jahre. Der Begriff der säkularen Stagnation geriet deshalb schnell in Vergessenheit, bis er vor einigen Jahren wieder aus der Mottenkiste hervorgeholt wurde.
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