Vorreiter des europäischen Populismus: Marine Le Pen und Geert Wilders. Foto: Robert Pratta (Reuters) Der türkisch-amerikanische Ökonom Dani Rodrik hat die Ursachen der Globalisierungskritik untersucht und kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis. Nicht dass heute populistische Parteien so sehr an Macht gewonnen haben und die Globalisierung verurteilen, sei überraschend, sondern die Tatsache, dass es erst jetzt dazu gekommen sei und nicht schon viel früher. Rodrik lehrt als ordentlicher Professor politische Ökonomie an der Harvard-Universität in den USA. Er ist kein Globalisierungsgegner. Aber er stösst sich daran, dass die meisten seiner Kollegen zu einseitig die Vorteile betonten, die Kosten und Fehlentwicklungen indes unter den Tisch kehren. Vor 20 Jahren schrieb er im Buch «Has
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Der türkisch-amerikanische Ökonom Dani Rodrik hat die Ursachen der Globalisierungskritik untersucht und kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis. Nicht dass heute populistische Parteien so sehr an Macht gewonnen haben und die Globalisierung verurteilen, sei überraschend, sondern die Tatsache, dass es erst jetzt dazu gekommen sei und nicht schon viel früher.
Rodrik lehrt als ordentlicher Professor politische Ökonomie an der Harvard-Universität in den USA. Er ist kein Globalisierungsgegner. Aber er stösst sich daran, dass die meisten seiner Kollegen zu einseitig die Vorteile betonten, die Kosten und Fehlentwicklungen indes unter den Tisch kehren. Vor 20 Jahren schrieb er im Buch «Has Globalization gone too far?», dass solange den Verlierern nicht mehr Schutz geboten werde, das Pendel irgendwann umschlage und mehr Protektionismus gefordert würde. Globalisierung sei kein umkehrbarer Prozess. Das lehre die Geschichte.
Das Unerwünschte ist eingetroffen
Vor zehn Jahren schloss er seinen Aufsatz «How to save Globalization from its Cheerleaders» mit der Mahnung: «The only way to save globalization is not to push it too hard.»
Weitere zehn Jahre sind vergangen, und Rodrik erweckt in seinem neuen Research Paper den Eindruck, dass das Unerwünschte inzwischen leider eingetroffen ist. Der Vormarsch der Populisten dies- und jenseits des Atlantiks belege das.
Quelle: D. Rodrik, Populism and the Economics of Globalization, Juni 2017
Was die Ökonomie lehrt
Mehr Handel, weniger Zölle und liberalisierte Märkte bringen den involvierten Nationen ökonomischen Wohlstand. Das ist unbestritten. Ebenso unbestritten ist, dass es natürlich auch Verlierer dieser internationalen Marktöffnung gibt. In den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wiesen das die Ökonomen Wolfgang F. Stolper und Paul E. Samuelson theoretisch nach. Aus dem sogenannten Stolper-Samuelson-Theorem lässt sich ableiten, dass es bei einer Handelsliberalisierung zwischen Ländern zwangsläufig zu absoluten Einkommenseinbussen des relativ knappen Produktionsfaktors kommt. Im Handel zwischen den USA und Mexiko sind die USA knapper mit gering qualifizierten Arbeitskräften ausgestattet, folglich sinken die Einkommen der Arbeiter des US-Niedriglohnsektors im Zuge einer Handelsliberalisierung mit Mexiko.
So argumentiert Donald Trump. Aber das sagt auch die ökonomische Theorie unmissverständlich.
Verteilungsfragen sind also die Kehrseite des Wohlstandsgewinns durch Handel. Rodrik weist nach, dass die Verteilungseffekte einer Liberalisierung an Bedeutung gewinnen, je kleiner die abzubauenden Handelsschranken werden. In einem Modell, das auf den...