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Schwellenländeraktien: Attraktive Türkei, favorisiertes Russland

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Das Hauptquartier des Öl- und Gaskonzerns Gazprom in St. Petersburg. (Bild: Olga Visavi/Shutterstock.com) Sei es durch den Handelskrieg der USA mit China, die wirtschaftlichen Turbulenzen in der Türkei oder die erfolgreich verlaufene, weltweit grösste demokratische Wahl in Indien – Schwellenländeraktien gerieten unter Druck. Zum Halbjahr wirft Tim Love von GAM einen Blick auf einzelne Regionen und sieht gute Gelegenheiten.Tim Love, Investment Director bei GAM Investments, beurteilt China leicht positiv, da er weitere Konjunkturmassnahmen erwartet, die die Effekte des zunehmend zerrütteten Verhältnisses zu den USA ausgleichen sollten. Die Folgen der Beeinträchtigungen des zyklischen Wachstums durch den Handelskrieg und das schwache externe Wachstum werden durch zusätzliche geld-,

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Schwellenländeraktien: Attraktive Türkei, favorisiertes Russland
Das Hauptquartier des Öl- und Gaskonzerns Gazprom in St. Petersburg. (Bild: Olga Visavi/Shutterstock.com)

Sei es durch den Handelskrieg der USA mit China, die wirtschaftlichen Turbulenzen in der Türkei oder die erfolgreich verlaufene, weltweit grösste demokratische Wahl in Indien – Schwellenländeraktien gerieten unter Druck. Zum Halbjahr wirft Tim Love von GAM einen Blick auf einzelne Regionen und sieht gute Gelegenheiten.

Tim Love, Investment Director bei GAM Investments, beurteilt China leicht positiv, da er weitere Konjunkturmassnahmen erwartet, die die Effekte des zunehmend zerrütteten Verhältnisses zu den USA ausgleichen sollten. Die Folgen der Beeinträchtigungen des zyklischen Wachstums durch den Handelskrieg und das schwache externe Wachstum werden durch zusätzliche geld-, fiskal- und industriepolitische Massnahmen gemindert. Da die Regierung Trump inzwischen beinahe alle chinesischen Importe in die USA mit Zöllen von 25% belegt, hat Love seine Wachstumsschätzungen für China jedoch reduziert. Damit will er dem global schwächeren Konjunkturumfeld und der jüngsten Eskalation im Handelskonflikt und Technologiesektor Rechnung tragen.China:

Vorzug von H-Aktien gegenüber A-Aktien

Im Zuge dessen gibt er attraktiver bewerteten H-Aktien, die an der Börse in Hongkong gehandelt werden, derzeit den Vorzug gegenüber den in Festlandchina gehandelten A-Aktien. Nennenswert sei, dass die MSCI-Indizes seit Juni 2019 auch A-Aktien enthalten. Daher rechnet der Experte in diesem Bereich mit einer stärkeren Aktivität und möchte diese Entwicklung genau im Auge behalten. Kurzfristig bleibe sein Fokus auf den binnenkonsumorientierten Nutzniessern der Konjunkturmassnahmen in den Sektoren Versicherungen, Immobilien, Haushaltsgeräte und Automobile. Auch exportorientierte Aktien könnten im Falle einer Beilegung des Handelskriegs durchaus steigen.

Der strukturelle Wandel mit verstärktem Fokus auf den Binnenkonsum, die stabilen Verschuldungsquoten, die verbesserte Qualität auf makro- und mikroökonomischer Ebene sowie der Kapitalzustrom durch die Öffnung der Kapitalmärkte für ausländische Investoren wirken seiner Meinung nach unverändert positiv.

Türkei und Russland sehr attraktiv

Nach den jüngsten Marktturbulenzen erachtet Love die Bewertungen in der Türkei als attraktiv, da Top-down-Faktoren seines Erachtens Unterstützung bieten. Ein Risiko bestehe darin, dass sich die weichen Kapitalkontrollen verhärten. Daher gibt er Unternehmen den Vorzug, die stabile Gewinne im Ausland erwirtschaften, Preisgestaltungskraft besitzen und über hohes Eigenkapital verfügen, zum Beispiel dem Getränkehersteller Coca Cola İçecek. Insgesamt ist Loves Ausblick für die Türkei positiv.

Russland ist ein weiterer Markt, den der Experte stark favorisiert. Abgesehen von den steigenden Renditen und guten Deckungsquoten schätzt er die Kreditwürdigkeit der Unternehmen als gut und deren Fundamentaldaten als solide ein. Love beurteilt binnenkonjunkturorientierte zyklische Titel aus dem Stahlsektor sowie ausgewählte Öltitel positiv. Obwohl er derzeit auch Ungarn, Kolumbien und Griechenland für attraktiv halte, könnten diese weniger liquiden Märkte jedoch auf eine veränderte Risikostimmung gegenüber dem US-Dollar in der Anlageklasse sowie auf länderspezifische Aspekte rund um die Europawahlen empfindlich reagieren.

Indien: Abwärtsrisiken im Auge behalten

Infolge der sehr guten Stimmung nach der Parlamentswahl, hat der indische Markt zugelegt und die Unsicherheit in Bezug auf die indische Wirtschaft wurde zum Grossteil beseitigt. Die Beschäftigung hat im nunmehr 14. Monat in Folge zugenommen und der Anstieg im Mai war der stärkste seit Februar. "Dies könnte zum Teil auch die Zuversicht der Unternehmen durch den Wahlausgang sowie die Erwartung widerspiegeln, dass das Wachstum davon kurzfristig gestützt wird", kommentiert Love. Unternehmen, die von Ministerpräsident Modis zweiter Amtszeit profitieren dürften, notieren bereits deutlich höher. Der Investment Director ist jedoch davon überzeugt, dass die Fundamentaldaten viel entscheidender sein werden als politische oder thematische Aspekte. Bislang bestand eine starke Abhängigkeit von der US-Wirtschaft. Da das US-Wachstum vermutlich seinen Zenit überschritten hat und die Sorgen rund um den Welthandel wachsen, hält er es für wichtig, die möglichen Abwärtsrisiken aufmerksam im Auge zu behalten.

Gegenwärtig nimmt Love eine neutrale Haltung gegenüber Indien ein. Der Markt ist teuer, obgleich die Unterstützung durch die Politik und das kräftige Inlandswachstum ermutigend sind. Er sei positiv gegenüber Banken eingestellt, die zwar eine längere schwierige Phase hinter sich haben, sich aber dennoch zu defensiven Werten entwickeln könnten, wenn sich die Wirtschaft weiter verlangsamt. Dies liege an ihren positiven Wachstumsaussichten und verbesserten Bilanzkennzahlen. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Reserve Bank of India (RBI) die Zinssätze senkt, da die Daten zum BIP-Wachstum schwach waren, die Inflation freundlich und die Liquidität unverändert knapp ist.

Aufwärtspotenzial in Mexiko und Brasilien, Zurückhaltung in Saudi-Arabien und GCC-Ländern

Gegenüber Mexiko und Brasilien ist der Experte weniger zurückgenommen als noch in den letzten Wochen. "Der Handelskonflikt zwischen den USA und Mexiko steht vermutlich kurz vor einer Lösung oder zumindest dürften weitere Zölle vorläufig ausgesetzt werden", meint er. Deshalb sei er davon überzeugt, dass die Bewertungen und die Währung auf relativer Betrachtungsebene gute Kaufgelegenheiten bieten, um in ausgewählte hochwertige und liquide Titel mit positivem freien Cashflow (FCF) zu investieren. In Brasilien hält Love ein weiteres Aufwärtspotenzial im dritten Quartal für möglich, falls die Regierung kleinere geplante Reformen umsetzt.

"Obwohl Saudi-Arabien in den vergangenen beiden Jahren zu unseren bevorzugten Märkten zählte, empfehlen wir nun etwas mehr Zurückhaltung", rät er. Die wachsende Sorge über eine mögliche Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran sowie das schwache globale Umfeld hatten zuletzt zu massiven Gewinnmitnahmen geführt. Folglich erlebten die Länder des Golf-Kooperationsrates (GCC) im Mai eine heftige Korrektur. Der S&P GCC Composite Index sank im Berichtsmonat um 5,43%. Dies fiel mit der ersten Phase der Aufnahme Saudi-Arabiens in den MSCI Emerging Market Index zusammen, wo das Land mittlerweile mit fast 3% vertreten ist – die gesamte Region Naher Osten und Nordafrika hingegen mit 3,3%. Love erwartet, dass dieser Anteil bis Juni 2020 auf 5,4% steigt.

Das Extremrisiko eines potenziellen Angebots- und mithin Preisschocks beim Rohöl im Nahen Osten wächst. Die Wahrscheinlichkeit dafür schätzt der Experte aber als nicht überproportional hoch ein. Die harten Töne zwischen den USA und dem Iran sollten in den nächsten Quartalen abnehmen, sodass es seines Erachtens nicht zu einem ausgewachsenen Krieg kommen sollte. "Wir gehen davon aus, dass die GCC-Märkte ihren Fokus stärker auf die kräftige binnenkonjunkturelle Erholung legen, die in den zugehörigen Ländern bereits eingesetzt hat. Die anhaltend hohen Ölpreise sowie neue Programme zur Ausgabe von Staatsanleihen haben den Regierungen in der Region das Vertrauen gegeben, ihre Ausgabenprogramme fortzuführen", so Love. Gleichzeitig dürften höhere Inlandsinvestitionen in diesem und im nächsten Jahr auf das Kreditwachstum der Banken und die Unternehmensgewinne durchschlagen.

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