Bild: Pixabay Im Mai verschärften sich geopolitische Spannungen gleich an zwei Fronten: in Europa und in den Schwellenländern. Nicolas Chaput und Laurent Denzie von ODDO BHF Asset Management kommentieren die Auswirkungen auf diese Regionen. In den letzten Monaten mehren sich die Risiken und Spannungen im geopolitischen Bereich, insbesondere mit dem Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China, und in geringerem Masse im makroökonomischen Bereich. Diese Spannungen verschärften sich in zwei Regionen weiter: in Europa mit den Wahlen in Italien und in den Schwellenländern mit dem Anstieg der US-Staatsanleiherenditen und des Dollar. Europa: Kurzfristig keine Verringerung des politischen Risikos in
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Im Mai verschärften sich geopolitische Spannungen gleich an zwei Fronten: in Europa und in den Schwellenländern. Nicolas Chaput und Laurent Denzie von ODDO BHF Asset Management kommentieren die Auswirkungen auf diese Regionen.
In den letzten Monaten mehren sich die Risiken und Spannungen im geopolitischen Bereich, insbesondere mit dem Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China, und in geringerem Masse im makroökonomischen Bereich. Diese Spannungen verschärften sich in zwei Regionen weiter: in Europa mit den Wahlen in Italien und in den Schwellenländern mit dem Anstieg der US-Staatsanleiherenditen und des Dollar.
Europa: Kurzfristig keine Verringerung des politischen Risikos in Sicht
Nicolas Chaput, CEO & Co-CIO und Laurent Denzie, Co-CIO bei ODDO BHF AM sind sich einig, dass die Bildung einer offen populistischen und antieuropäischen Regierung keine gute Nachricht ist, noch dazu in einer Zeit, in der die Wachstumsraten in Italien weit hinter den Erwartungen zurückbleiben. Kurzfristig bestehe die Hoffnung auf eine Verringerung des politischen Risikos, sofern sich die Regierung für einen Kompromiss entscheidet. Eine Phase der Spannungen an den Märkten sei allerdings solange nicht auszuschliessen, bis die Investoren Italien wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Dies war laut den Experten der Fall, als sich die Spreads ausweiteten, wenn gleich sie sich seit dem teilweise wieder eingeengt haben. Auf die Frage, ob es sich dabei nur um eine temporäre Atempause handle sind weisen die Experten auf die Fundamentaldaten des Landes. Man solle dabei bedenken, dass sich die Fundamentaldaten des Landes beträchtlich verbessert haben. So sei insbesondere die Arbeitslosenzahlen gesunken.
Schwellenländer: Globales Wachstum und Inflation als entscheidende Faktoren
In den Emerging Markets haben die Währungen von Ländern wie Argentinien, der Türkei und Indonesien deutlich abgewertet, deren Aussenbilanzen deutliche Defizite aufweisen und / oder deren wirtschaftliche Lage fragil ist. So standen hinter der Abwertung des Real sehr lokalspezifische und wahrscheinlich nur vorübergehende Faktoren. Die Zentralbanken der betroffenen Länder handelten mit grosser Entschiedenheit, in Indonesien oder Malaysia auch präventiv, sodass sich die Währungen schliesslich wieder stabilisierten. Ein gleichzeitiger Anstieg des Ölpreises und der US-Währung verhiessen allerdings noch nie Gutes für die kurzfristige Wertschöpfung an den Schwellenländermärkten, so die Experten.
Die für Investoren eigentlich entscheidende Frage sei die künftige Richtung des globalen Wachstums und der Wiederanstieg der Inflation. Durch die steigenden Ölpreise wird etwa 1% des weltweiten Wachstums zugunsten der Produzenten umverteilt, was sich auf die Inflation und das Wachstum auswirkt. Die europäische Wirtschaft wird aller Voraussicht nach hier von am stärksten betroffen sein, startet allerdings auch von einer sehr hohen Basis, so die Experten.
Zukünftig weniger "risikolose" Anlagewerte
Ende April hat sich ODDO BHF AM etwas defensiver positioniert und die Positionen in allen risikobehafteten Anlageklassen zurückgefahren. So hat der Vermögensverwalter laut eigenen Angaben die Turbulenzen der letzten Wochen ohne grosse Belastungen gut überstanden.
Nach dem jüngsten Rückgang an den Aktienmärkten ist ODDO BHF AM zwar weiterhin in Europa untergewichtet, bauen jedoch aktuell die Aktienquote in den USA aus. Angesichts der sich wieder aufhellenden Stimmungsindikatoren bleiben laut Chaput und Denize die USA der bevorzugter Markt.
Mittelfristig sind sie im Hinblick auf den Konjunkturzyklus zuversichtlich und setzen daher eher auf eine Neupositionierung in Aktien als in Unternehmens- oder Staatsanleihen. Chaput und Denize sind sich sicher, dass die Normalisierung der Geldpolitik seitens der Zentralbanken voranschreitet– wenn auch sehr behutsam, wodurch sich die aktuelle "künstliche" Unterstützung des Anleihemarktes reduzieren wird. Argumente für eine offensive Positionierung in Anleihen lassen sich angesichts des extrem niedrigen Zinsniveaus in Europa schwer finden, insbesondere da sich die Korrelation zwischen Renten- und Aktienmärkten deutlich verändern dürfte.
Angesichts eines zunehmend fortgeschrittenen Konjunkturzyklus werden wir laut den Experten lernen müssen, in einer Welt zu leben, in der sogenannte "risikolose" Anlagewerte schwieriger auszumachen sind und in der Flexibilität beider Asset Allocation und eine kompetente Absicherungsstrategie zu einem entscheidenden Faktor werden.