Dave Eiswert, Portfolio Manager, Global Focused Growth Equity Strategy, bei T. Rowe Price. Basiskonsumgüter, die Schwellenländer und das langfristige Wachstum haben in den Wochen nach den US-Wahlen bedeutende Einbussen erlitten. In einer Welt, in der die Zinssätze in den USA steigen dürften und es im Verlauf des Jahres 2017 zu Handelskonflikten kommen könnte, ergibt das durchaus Sinn. Einige dieser Bewegungen waren gemäss T. Rowe Price Portfoliomanager Dave Eisenwert aber übertrieben. 2016 – was für ein Jahr für Anleger. Ein Bärenmarkt zu Jahresbeginn wurde von einem hundertprozentig konjunkturbedingten Bullenmarkt abgelöst, der durch den Brexit, Donald Trumps Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl sowie eine allgemeine Schwäche des Wirtschaftswachstums und der Unternehmensgewinne angetrieben wurde. Vorläufig hat sich der Markt entschieden, makroökonomische und politische Unstimmigkeiten (und Veränderungen) zu vernachlässigen und sich auf das konjunkturelle Erholungspotenzial zu konzentrieren. Brexit, Donald Trump, neue politische Parteien und allgemeiner Populismus werfen die Frage auf, ob die Wähler angesichts des Stillstands ganz einfach den Entschluss fassten, etwas dagegen zu tun.
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Basiskonsumgüter, die Schwellenländer und das langfristige Wachstum haben in den Wochen nach den US-Wahlen bedeutende Einbussen erlitten. In einer Welt, in der die Zinssätze in den USA steigen dürften und es im Verlauf des Jahres 2017 zu Handelskonflikten kommen könnte, ergibt das durchaus Sinn. Einige dieser Bewegungen waren gemäss T. Rowe Price Portfoliomanager Dave Eisenwert aber übertrieben.
2016 – was für ein Jahr für Anleger. Ein Bärenmarkt zu Jahresbeginn wurde von einem hundertprozentig konjunkturbedingten Bullenmarkt abgelöst, der durch den Brexit, Donald Trumps Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl sowie eine allgemeine Schwäche des Wirtschaftswachstums und der Unternehmensgewinne angetrieben wurde. Vorläufig hat sich der Markt entschieden, makroökonomische und politische Unstimmigkeiten (und Veränderungen) zu vernachlässigen und sich auf das konjunkturelle Erholungspotenzial zu konzentrieren.
Brexit, Donald Trump, neue politische Parteien und allgemeiner Populismus werfen die Frage auf, ob die Wähler angesichts des Stillstands ganz einfach den Entschluss fassten, etwas dagegen zu tun. Die Ergebnisse der demokratischen Auseinandersetzungen des vergangenen Jahres sprechen für eine Ablehnung der quantitativen Lockerung und der Zentralbanken, obgleich die Wähler es vielleicht nicht so nennen. Möglicherweise erreichen die Wähler das, was die Zentralbanken nicht fertigbrachten, und setzten der Stagnation ein Ende – wenigstens für eine kurze Zeit.
Überzeugungen aufrechterhalten in unsicheren Zeiten
Da auf Makroebene nach wie vor viele Unsicherheiten bestehen, dürften die Märkte die ersten 100 Tage der Präsidentschaft Donald Trumps im Jahr 2017 aufmerksam beobachten. Es liegt auf der Hand, dass so die Voraussetzungen für eine anhaltende Marktvolatilität und wahrscheinlich auch für eine Aktien- und Sektorrotation geschaffen werden. Es wird ständig notwendig sein, die Aktien, die man kaufen möchte, zu kennen und in schwachen Marktphasen in ausreichendem Masse von einem Kauf überzeugt zu sein.
Viele stellen sich die Frage, ob Donald Trumps Präsidentschaft sich durch einen Fokus auf die populistischen Massnahmen auszeichnen wird, die ihm zum Sieg verhalfen, oder eher durch eine traditionelle republikanische Politik, die dazu beitragen könnte, die US-Konjunktur anzuregen. Der Markt konzentriert sich momentan stärker auf die traditionelle republikanische Politik. Bislang gibt sich Trump auch eher als Republikaner. Abgesehen von diesem positiven Signal bleibt jedoch die Kernfrage bestehen, ob diese Realität unter dem wachsenden Druck Bestand haben kann. Kurzfristig ist es nach Erachten von Dave Eiswert, Portfolio Manager, Global Focused Growth Equity Strategy bei T. Rowe Price sinnvoll, ausreichend gerüstet zu sein, um von dem gelegentlich auftretenden präsidentiellen "Tweetstorm" zu profitieren, der einzelne Aktien bzw. Branchen verunsichern dürfte.
Warum ist die Reaktion auf das Wahlergebnis so positiv, obwohl ein Ausverkauf prognostiziert wurde? Zum Teil, weil die Republikaner mehr ausgeben als die Demokraten – zumindest konnten die Demokraten wegen des Widerstands im Kongress acht Jahre lang keine Ausgaben durchsetzen. Die Geschichte und die Rhetorik deuten darauf, dass man eine auf Wachstum ausgerichtete Politik erwarten sollte. Dieses Wachstum wird, zumindest theoretisch, die Steuererleichterungen und eventuell höhere Staatsausgaben ausgleichen. Eine Umsetzung der Wachstumsversprechen hätte in der Tat eine Reihe von Folgen.
Es wird sich noch herausstellen, ob es wirklich dazu kommt. Sicher zu rechnen ist jedoch mit niedrigeren Gesamtsteuersätzen für Unternehmen und Privatpersonen. Die US-Unternehmen, die in den USA hoch besteuert sind, werden das zu schätzen wissen. Ausserdem sollten Gewinne aus dem Ausland zurückgeführt werden. Des Weiteren erwartet Eiswert eine Verlangsamung bzw. Lockerung der Regulierung. Das könnte einigen Pharmaunternehmen Raum bieten, ihre Preise im Namen der Innovation beizubehalten bzw. zu erhöhen, und hat bereits einigen Druck von Finanzunternehmen genommen.
Angesichts des aktuellen Aufwärtstrends ist wohl mit einem weiteren Anziehen der Inflation, einer allmählichen Zinserhöhung und einer allgemeinen Verschiebung der Erwartungen der Anleger auszugehen. Oftmals bestimmen die Erwartungen das Verhalten. Deshalb ist es wichtig, diese Grössen zu beobachten, um die Schwerpunktverlagerungen in der Unternehmenspolitik (angesichts der seit acht Jahren anhaltenden Zurückhaltung wartet man noch immer auf einen aussagekräftigen Anlagezyklus; wohingegen die Zeiten der Schuldenaufnahme zur Finanzierung von Rückkäufen bald der Vergangenheit angehören dürften) und im Anlegerverhalten zu verstehen, wenn 2017 die Erwartungen der tatsächlichen Politik gegenüberstehen.
Man darf nicht vergessen, dass sich die US-Politik derzeit in einer Art "Flitterwochen" befindet. Der beste Zeitpunkt zum Aktienkauf waren die ersten paar Tage nach Bekanntgabe des US-Wahlergebnisses und (noch besser) in der Phase davor. Bei T. Rowe Price möchte man betonen, dass es heute wichtig ist, längerfristig zu denken und sich eventuell von einigen anfänglichen Gewinnern zu trennen, wenn die Politik zunehmend von den übertriebenen Wahlversprechen abweicht.
Contrarian sein ist alles
In den Wochen nach der Wahl haben Basiskonsumgüter, die Schwellenländer und das langfristige Wachstum bedeutende Einbussen erlitten. In einer Welt, in der die Zinssätze in den USA steigen dürften und es im Verlauf des Jahres 2017 zu Handelskonflikten kommen könnte, ergibt das durchaus Sinn. Einige dieser Bewegungen waren gemäss T. Rowe Price aber übertrieben.
Als achtsame Contrarians hält man deshalb nach attraktiven Anlagen in den Schwellenländern Ausschau, in denen die Preise sich unabhängig von der tatsächlichen Lage der Welt entwickeln. Bei T. Rowe Price geht man jedoch sehr langsam vor. Eventuell werden einige Wachstumstitel im Basiskonsumgütersegment günstig genug sein, um sie ins Portfolio aufzunehmen. Beim Asset Manager ist man jedoch nach wie vor von Wachstumsunternehmen überzeugt, die auf der richtigen Seite des Wandels stehen, das heisst von einzelnen Unternehmen, die ihren Marktanteil ausbauen und diese Veränderungen und Umwälzungen zu Geld machen. Heute findet man viele dieser Unternehmen in den Bereichen IT und zyklische Konsumgüter mit dem zusätzlichen Vorteil, dass sich der Markt auf kurze Sicht nicht mehr so stark für diese Sektoren begeistert.
Die grössten Nutzniesser der Verlagerungen sind das Finanzwesen und einige Segmente des Gesundheitssektors, aber jetzt ist Selektivität von zentraler Bedeutung. Gemäss Eisenwert wirken auch starke deflationäre Kräfte, die die Zinssätze weiter nach unten drücken werden. Donald Trump wird sich jedoch dagegen zur Wehr setzen. Zinserhöhungen dürften angesichts der Bedingungen am US-Arbeitsmarkt gedämpft bleiben. Die eigentliche Richtung zeichnet sich allerdings klarer ab, als wenn Hillary Clinton gewählt worden wäre.
Ansonsten ist gemäss T. Rowe Price das Energieangebot in der Welt zu gross (seit der sogenannten "Peak-Oil-These" hat sich viel getan). Sollte Trump in den USA die Erdölförderung unterstützen, wird die Überproduktion anhalten. Mittelfristig dürfte das Angebot nur den fundamentalen Abwärtsdruck auf die Weltmarktpreise verschärfen und nicht zu einem breit angelegten Wettrennen in einen Sektor der steigenden Aktienkurse führen. Auch von haussierenden Industrietiteln und Rohstoffwerten ist man beim Asset Manager wenig begeistert. China hat sich verändert und kann nicht im gleichen Masse in die Infrastruktur investieren wie noch vor 20 Jahren. Die USA könnten die Ausgaben anheben, allerdings agieren viele Industrie- und Rohstoffunternehmen auf internationaler Ebene. Zudem ist die US-Wirtschaft in den letzten Jahren geschrumpft. Bewertungen von Industrieunternehmen betrachtet Dave Eisenwert generell mit Vorsicht, weil viele schon vor der Wahl gefragt waren.