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Umbau der Wirtschaft: China steht ein langer Weg bevor

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Christophe Bernard, Chefstratege bei Vontobel. Angesichts eines nachlassenden Wachstums und massiver staatlicher Interventionen an den Aktienmärkten Chinas ist, gemäss Vontobel-Chefstratege Christophe Bernard, der Glaube an den wirtschaftlichen Sachverstand der Staatsführung geschwunden. Zweifellos hat China eine Menge erreicht, seit sich das Land unter Deng Xiaoping Ende der 1970er Jahre der Welt geöffnet hat: Die BIP-Wachstumsraten waren seither astronomisch hoch und die Verbesserung des Lebensstandards beeindruckend. Allerdings war dieser Erfolg in zunehmendem Masse kreditfinanziert und zu stark von Investitionen in Bereiche wie den Immobiliensektor und die Schwerindustrie abhängig. Das Zentralkomitee der kommunistischen Partei stellte auf seiner dritten Plenarsitzung im November 2013 fest, dass eine Neuausrichtung der Wirtschaft auf Konsum und Dienstleistungen unabdingbar sei. Die Führung skizzierte damals einen ehrgeizigen langfristigen Plan, den Marktkräften mehr Spielraum einzuräumen. Das ist leichter gesagt als getan, denn die Konjunkturabschwächung fiel stärker aus als erwartet. Zudem war die Wirtschafts- und Geldpolitik nicht richtig aufeinander abgestimmt, was schliesslich eine Vertrauenskrise auslöste. Dies wird aus dem massiven Rückgang der Währungsreserven während der letzten 18 Monate ersichtlich (siehe PDF, Grafik 1).

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Christophe Bernard, Chefstratege bei Vontobel.

Angesichts eines nachlassenden Wachstums und massiver staatlicher Interventionen an den Aktienmärkten Chinas ist, gemäss Vontobel-Chefstratege Christophe Bernard, der Glaube an den wirtschaftlichen Sachverstand der Staatsführung geschwunden.

Zweifellos hat China eine Menge erreicht, seit sich das Land unter Deng Xiaoping Ende der 1970er Jahre der Welt geöffnet hat: Die BIP-Wachstumsraten waren seither astronomisch hoch und die Verbesserung des Lebensstandards beeindruckend. Allerdings war dieser Erfolg in zunehmendem Masse kreditfinanziert und zu stark von Investitionen in Bereiche wie den Immobiliensektor und die Schwerindustrie abhängig. Das Zentralkomitee der kommunistischen Partei stellte auf seiner dritten Plenarsitzung im November 2013 fest, dass eine Neuausrichtung der Wirtschaft auf Konsum und Dienstleistungen unabdingbar sei. Die Führung skizzierte damals einen ehrgeizigen langfristigen Plan, den Marktkräften mehr Spielraum einzuräumen. Das ist leichter gesagt als getan, denn die Konjunkturabschwächung fiel stärker aus als erwartet. Zudem war die Wirtschafts- und Geldpolitik nicht richtig aufeinander abgestimmt, was schliesslich eine Vertrauenskrise auslöste. Dies wird aus dem massiven Rückgang der Währungsreserven während der letzten 18 Monate ersichtlich (siehe PDF, Grafik 1).

Breite Kluft zwischen Worten und Taten
Es sieht so aus, als würde die Regierung Ziele verfolgen, die sich gegenseitig ausschliessen. So hindert beispielsweise die Bekämpfung der Yuan-Abwertung mithilfe des Verkaufs von Devisenreserven die chinesische Zentralbank (People’s Bank of China, PBoC) daran, die Geldpolitik zu lockern. Dabei wäre dies dringend nötig. Auch haben die Regierungsmitglieder zwar enorme Überkapazitäten etwa im Stahl-, Zement- oder Kohlesektor festgestellt, scheuen aber vor der Behebung des Problems zurück. Dies aus Angst vor einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf ein Niveau, bei dem die soziale Stabilität gefährdet wäre. In ähnlicher Weise hat die Regierung richtig erkannt, dass ein höheres Mass an Freiheit für die Wirtschaftsakteure notwendig ist, wenn das Pro-Kopf-Einkommen weiter steigen soll. Gleichzeitig neigt sie zu Interventionen, wenn die Märkte sich «schlecht» verhalten, sprich sich nicht an das Drehbuch der Staatsführung halten. Die massiven und wiederkehrenden Eingriffe in die lokalen Börsen seit Sommer 2015 zeugen von dieser inkohärenten Politik.

Das Kernproblem in China ist das folgende: Es gibt keinen einfachen Weg, den Schuldenberg abzutragen, der durch massive Investitionen in Bereiche mit rapide sinkender Profitabilität angehäuft wurde (siehe PDF, Grafik 2). Das Ergebnis ist ein Abwärtstrend bei den wirtschaftlichen Gewinnen in einer zunehmend von Disinflation geprägten Zeit. Dadurch wird die Tragfähigkeit der Schulden zu einer grossen Herausforderung. In der Regel erleben Länder mit derartigen Ungleichgewichten eine schwere Krise mit einer drastischen Abwertung der Währung und Produktionsrückgängen, bis schliesslich der Boden für eine nachhaltige Erholung bereitet ist. Dank hoher Devisenreserven, einer positiven Handelsbilanz und der Möglichkeit, den Yuan-Kurs zu steuern, ist China in der Lage, eine solche negative Anpassung zu verzögern oder abzufedern. Die Staatsführung wird jedoch der Schwerkraft nicht ewig trotzen können.

Der Ölpreis dürfte im zweiten Halbjahr 2016 wieder steigen
Die Konjunkturabschwächung in China hat die Rohstoffpreise einbrechen lassen, was die «Emerging Markets» im Allgemeinen und unter ihnen die rohstoffproduzierenden Länder sowie Bergbauunternehmen im Besonderen hart trifft. Die Experten von Vontobel haben diese Entwicklung relativ frühzeitig erkannt und das Engagement in Schwellenländer- und Rohstoffanlagen auf einem Minimum gehalten. Gleichzeitig hat man im Zuge der Marktkorrektur im Dezember 2015 Aktien (aus Industrieländern) «übergewichtet». Angesichts der Verkaufswelle seit Jahresbeginn 2016 war dies offensichtlich verfrüht. Gleichwohl hat Vontobel eine «leichte Übergewichtung» von Aktien beibehalten, da man den Ausverkauf für übertrieben hält. Ausserdem geht Chefstratege Christophe Bernard davon aus, dass angesichts der schwachen Inflationsdaten und der Wachstums-risiken die Zentralbanken stützend eingreifen werden. Die Unternehmensgewinne bleiben jedoch flau, und das Aufwärtspotenzial an den Aktienmärkten erscheint begrenzt. Hier sind taktische Flexibilität und ein strikt selektiver Ansatz entscheidend.

Engagement bei Rohstoffen erhöht
Vontobel hat den Preissturz unter 30 US-Dollar pro Fass Rohöl genutzt, um die Positionierung im Rohstoffsektor von «untergewichtet» auf neutral anzuheben, weil man für die zweite Jahreshälfte mit einer Erholung des Ölpreises rechnet. Darüber hinaus hat man wieder eine Position in Gold aufgebaut, da von weiteren Lockerungsmassnahmen der Währungshüter auszugehen ist. Dies könnte Anleger dazu veranlassen, Schutz in diesem Edelmetall zu suchen. Schliesslich wurde die «Übergewichtung» des US-Dollars reduziert, denn man hält auf kurze Sicht das Risiko-Rendite-Verhältnis für recht ausgewogen.

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Autor: jog
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