Keine Angst vor der US-Zinserhöhung Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Partners Die US-Wirtschaft hat sich längst erholt und läuft recht rund, vor allem im globalen Vergleich. So könnte es bereits im nächsten Monat zur ersten US-Leitzinsenerhöhung kommen - das muss grundsätzlich kein negatives Marktereignis sein, findet Mikio Kumada von LGT. Die Ereignisse der letzten Monate drängten die USA als Thema etwas in den Hintergrund. Stattdessen fokussierten wir auf die römisch-byzantinisch anmutenden Streitverhandlungen in Europa, welche letztlich dennoch wie ursprünglich vermutet zu einem neuen Rettungspaket für Griechenland führten. Letzteres setzt zudem - ebenfalls erwartungskonform - weniger auf Austerität und mehr auf Strukturreformen: Das kumulierte Primärüberschussziel bis 2018 wurde von ursprünglich 16% der Wirtschaftsleistung auf nur mehr 5% gesenkt. Darüber hinaus könnte sich das auf 86 Mrd. Euro geschätzte Paket durchaus noch als günstigster Kredit seit den ersten schriftlich aufgezeichneten Staatspleiten im 4. Jhd. vor Christus herausstellen (damals kamen zehn griechische Staaten in Zahlungsverzug gegenüber der Attischen Bundkasse in Delos, einer Art antikem Vorläufer der heutigen Rettungsschirme). Es folgte Lärm um China: Zuerst platze die global eher irrelevante A-Aktienblase.
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Keine Angst vor der US-Zinserhöhung
Die US-Wirtschaft hat sich längst erholt und läuft recht rund, vor allem im globalen Vergleich. So könnte es bereits im nächsten Monat zur ersten US-Leitzinsenerhöhung kommen - das muss grundsätzlich kein negatives Marktereignis sein, findet Mikio Kumada von LGT.
Die Ereignisse der letzten Monate drängten die USA als Thema etwas in den Hintergrund. Stattdessen fokussierten wir auf die römisch-byzantinisch anmutenden Streitverhandlungen in Europa, welche letztlich dennoch wie ursprünglich vermutet zu einem neuen Rettungspaket für Griechenland führten. Letzteres setzt zudem - ebenfalls erwartungskonform - weniger auf Austerität und mehr auf Strukturreformen: Das kumulierte Primärüberschussziel bis 2018 wurde von ursprünglich 16% der Wirtschaftsleistung auf nur mehr 5% gesenkt. Darüber hinaus könnte sich das auf 86 Mrd. Euro geschätzte Paket durchaus noch als günstigster Kredit seit den ersten schriftlich aufgezeichneten Staatspleiten im 4. Jhd. vor Christus herausstellen (damals kamen zehn griechische Staaten in Zahlungsverzug gegenüber der Attischen Bundkasse in Delos, einer Art antikem Vorläufer der heutigen Rettungsschirme).
Es folgte Lärm um China: Zuerst platze die global eher irrelevante A-Aktienblase. Dann kam am vorletzten Dienstag die überraschende, aber insgesamt bescheidene "Abwertung" des Yuan (die meisten Kommentare beziehen sich hierbei auf die Abwertung gegenüber dem US-Dollar, welche aus mittelfristiger Sicht aufgrund der engen Anbindung vergleichsweise stark ausfiel. Dabei wird aber oft "übersehen", dass der Yuan im Laufe der letzten fünf Jahre gegenüber dem Yen um 55% und gegenüber den meisten Währungen Europas und dem australischen Dollar um 25% bis 35% aufgewertet hatte. In diesem Sinne war die Yuan-Abwertung doch sehr moderat). All diese Entwicklungen hatten bzw. haben zwar temporäre Auswirkungen auf die Märkte - an den grösseren, bestehenden mittelfristigen Trends ändern sie jedoch nach unserer Einschätzung vorerst nichts (allenfalls könnte sich in Griechenland endlich irgendwann eine nachhaltige Trendwende abzeichnen).
Chinas neue Politik nimmt wahrscheinlich US-Zinserhöhung vorweg
Die "neue" Wechselkurspolitik Chinas bestätigt letztlich nur das sich seit einigen Jahren zunehmend ausbreitende "Strong-Dollar"-Regime. Zudem dürfte dieser Schritt Pekings auch die erste US-Zinserhöhung (voraussichtlich im September) vorweg genommen haben - so, wie die Abkopplung des Frankens vom Euro im Januar eine wichtige geldpolitische Wende der Europäischen Zentralbank vorwegnahm (wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen - die Schweiz wollte sich von einer schwachen Währung trennen, China will hingegen die Währungsstärke der USA nicht ganz mitmachen).
So werfen wir einen Blick auf das "Gesamtbild" der US-Wirtschaft. Das amerikanische Bruttoinlandsprodukt wächst seit einigen Jahren wieder recht stabil: Das durchschnittliche Realwachstum hat in den letzten Jahren wieder seinen 40-jährigen Normwert zurückerklommen, während die Frühindikatoren wie die ISM-Einkaufsmanagerindizes kontinuierlich auf anhaltendes Wachstum in absehbarer Zukunft verweisen. Zudem sind die Umfragewerte für die USA seit gut drei Jahren stetig besser als für die meisten anderen Volkswirtschaften (obwohl Europa und Japan in jüngerer Zeit aufholen).
USA dürften weiter zu den relativ starken Märkten zählen
Relevant für Investoren ist, dass US-Finanzanlagen im weltweiten Vergleich auch in Zukunft recht gut abschneiden dürften. Aus unserer Sicht ist die USD-Stärke die Folge der Erholung der US-Wirtschaft und damit grundsätzlich ein positiver Treiber für Finanzanlagen in den USA. Nicht zufällig begann die USD-Rallye Mitte 2011 - d.h. als die Stabilisierung des US-Wachstums auf gegenwärtigem Niveau begann. Dazu kommt, dass der USD-Anstieg mit dem Beginn der deutlichen Outperformance von US-Aktien einherging. So würden wir die erste US-Zinserhöhung grundsätzlich nicht als negatives Ereignis, sondern vielmehr als eine willkommene, "offizielle" Bestätigung des Wiedererstarkens der US-Wirtschaft betrachten.
US-Wachstum und Ausblick bleiben robust
Das Realwachstum und der Konjunkturausblick haben sich in den letzten Jahren deutlich stabilisiert. Das BIP wächst seit Mitte 2013 im Schnitt real (d.h. inflationsbereinigt) um rund 2.5% (annualisierte Wachstumsrate gegenüber Vorjahr), was der durchschnittlichen Wachstumsrate der letzten 40 Jahre entspricht. Auf nominaler Basis wirkt die Erholung zugebenerweise bisher bescheiden (mit einem Durchschnittstempo von 4%, im Vergleich zu knapp 5% seit 1985). Allerdings geht das vergleichsweise enttäuschende Nominalwachstum auf externe Entwicklungen zurück - d.h. den Einbruch der Importpreise für Waren und Materialien, als Folge der noch relativ jungen Rohstoffbaisse, sowie in geringerem Masse der schwachen Fremdwährungen. Im Bereich der Inlandsnachfrage (Verbrauchervertrauen, Konsumausgaben, Haushaltseinkommen, privater Wohnungsbau etc.) bleiben die meisten Indikatoren hingegen entweder auf hohem Niveau oder verweisen auf eine Aufhellung.
Starker Dollar begünstigt die relative Stärke der US-Finanzmärkte
Die USD-Stärke ging seit Sommer 2011 mit der Outperformance von US-Aktien sowohl gegenüber den anderen entwickelten Märkten (primär Europa und Japan) als auch den Schwellenländern einher. In diesem Jahr war die US-Performance bisher zwar eher bescheiden (der S&P 500 und der Nasdaq sind heuer um "nur" 1.9% bzw. 6.9% gestiegen). Allerdings geht die diesjährige Pause in der US-Rallye praktisch nur auf noch bessere Entwicklungen in Europa und Japan zurück. Gegenüber den Emerging Markets bleibt die US-Stärke nach wie vor ungebrochen. Darüber hinaus könnte sich auch die aktuelle US-Schwäche gegenüber den anderen Industrieländern wie schon 2012 und 2013 erneut als eine temporäre Konsolidierung erweisen. Nur weil die US-Hausse angesichts ihres vergleichsweise "reiferen" Alters gelegentlich etwa "müde" wirkt und Amerika in diesem Jahr nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, würden wir US-Aktien jedenfalls noch nicht "abschreiben". Erwähnenswert ist übrigens, dass auch US-Staatsanleihen in diesem Jahr zu den Top-Performern zählen - in USD lieferten sie bisher weltweit die besten Gesamtrenditen. Doch auch in lokaler Währung brachte es der Bloomberg/EFFAS US-Rentenindex (alle Laufzeiten) auf 1.2% (in USD). Er liegt damit mit nur leicht hinter dem Euro-Index (1.3% in EUR), welcher aufgrund der Rallye in der Euro-Peripherie die weltweit beste Performance verbuchte.
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Autor: dab/jog