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Die Welt blickt gen Osten

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Die Welt blickt gen Osten Guido Barthels (links im Bild) – CIO der ETHENEA Independent Investors S.A. und Portfolio Manager der Ethna Funds und Yves Longchamp (rechts) - Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG. Das Reich der aufgehenden Sonne ist bekannt als Garant für rasantes Wirtschaftswachstum. Der asiatische Riese kommt nun ins Straucheln, ebenso die Schwellenländer. Die amerikanische Fed hat daraufhin ihren vielfach erwarteten Zinsschritt aufgeschoben. Wie ist es um China bestellt? Lesen Sie hier den Kommentar von Guido Barthels und Yves Longchamp von Ethenea. Es steht ausser Frage, dass die gegenwärtige Entwicklung Chinas von einem Schwellen- zu einem sogenannten Indus­trieland als Erfolgsgeschichte betrachtet werden kann. Dies gilt nicht nur für China, sondern für die ganze Welt, da das gesamte Weltwirtschaftswachstum direkt oder indirekt auf China zurückzuführen ist. Daher weiss auch jeder um die derzeitigen Entwicklungen in China, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich das Wachstum dort in den nächsten Jahren von rund 6,3 % (entspricht in absoluten Zahlen in etwa dem gesamten BIP Australiens) schätzungsweise in Richtung 4 % bewegt. Natürlich könnte man der Meinung sein, dass 2 % weniger Wachstum keine grosse Sache ist, doch China ist wirtschaftlich gesehen so gross, dass diese 2 % etwa der Hälfte des nieder­ländischen BIP entsprechen.

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Die Welt blickt gen Osten

Guido Barthels (links im Bild) – CIO der ETHENEA Independent Investors S.A. und Portfolio Manager der Ethna Funds und Yves Longchamp (rechts) - Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG.

Das Reich der aufgehenden Sonne ist bekannt als Garant für rasantes Wirtschaftswachstum. Der asiatische Riese kommt nun ins Straucheln, ebenso die Schwellenländer. Die amerikanische Fed hat daraufhin ihren vielfach erwarteten Zinsschritt aufgeschoben. Wie ist es um China bestellt? Lesen Sie hier den Kommentar von Guido Barthels und Yves Longchamp von Ethenea.

Es steht ausser Frage, dass die gegenwärtige Entwicklung Chinas von einem Schwellen- zu einem sogenannten Indus­trieland als Erfolgsgeschichte betrachtet werden kann. Dies gilt nicht nur für China, sondern für die ganze Welt, da das gesamte Weltwirtschaftswachstum direkt oder indirekt auf China zurückzuführen ist. Daher weiss auch jeder um die derzeitigen Entwicklungen in China, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich das Wachstum dort in den nächsten Jahren von rund 6,3 % (entspricht in absoluten Zahlen in etwa dem gesamten BIP Australiens) schätzungsweise in Richtung 4 % bewegt. Natürlich könnte man der Meinung sein, dass 2 % weniger Wachstum keine grosse Sache ist, doch China ist wirtschaftlich gesehen so gross, dass diese 2 % etwa der Hälfte des nieder­ländischen BIP entsprechen. Grösse macht eben doch einen Unterschied.

Der vermeintliche Rückgang der chinesischen Wachstumsrate hat die dortige Regierung auf die Idee gebracht, mit der so manch ein Staatschef in ähnlicher Lage liebäugelt, nämlich die Währung abzuwerten mit dem Ziel, das Binnenwachstum anzukurbeln. So taten es dann auch die Chinesen. Mitte August werteten sie den Renminbi mit etwas über 2 % ab. Dieser Schritt an sich stellt kein grosses Problem dar, auch wenn er den Markt überrascht hat. Allerdings halbierte sich trotz des massiven Eingreifens der chinesischen Regierung die Marktkapitalisierung des chinesischen Ak­tienmarktes zwischen Juni und Ende August.

Die Abwertung der Währung ist schlichtweg die logische Konsequenz der althergebrachten chinesischen Vorstellung, dass die Regierung den Markt kontrollieren kann. Bisher scheinen sie in dieser Annahme jedoch falsch, da chinesi­sche Aktien weiterhin abrutschen und der Währungsschach­zug erhebliche Kollateralschäden nach sich zieht. Während sich der USDCNY-Wechselkurs nur um 2,6 % bewegte, wurden andere Währungen wesentlich härter getroffen. Der malaysische Ringgit verlor gegenüber dem Euro bis zu 22 %, die türkische Lira ihrerseits bis zu 18 % und der Euro selbst gewann 5 % gegenüber dem US-Dollar. Der Dank gilt an dieser Stelle sicherlich der Hedgefonds-Community, der diese Bewe­gungen hauptsächlich zuzuschreiben sind. Es war nämlich sehr beliebt, Geld in Euro (Finanzierungswährung) zu einem niedrigen Zins aufzunehmen und es in höher verzinsliche Währungen wie MYR, TRY usw. zu investieren.

Die Abwertung an sich stellt bereits ein erhebliches Pro­blem für einige dieser Länder dar. Hinzu kommen höhere Refinanzierungskosten in der jeweiligen Landeswährung. Der Emerging Market Local Currency Bond Index ist seit dem 1. Juni um 6 % gesunken ist. Die Kombination aus beiden Einflüssen könnte möglicherweise zu einer Schuldenkrise in den Schwellenländern führen, zumal der Privatsektor in einigen dieser Länder einen erheblichen Schuldenberg angehäuft hat. Marktschätzungen zufolge liegt der Schuldenstand des privaten Sektors bei etwa 130 % des BIP, was rund 50 % höher ist als im Jahr 2007. Sollte sich die Schwächung der Währungen und der lokalen Bondmärkte weiter fortsetzen, könnte sich die nächste Krise bereits zu­sammenbrauen.

Zu diesem Zeitpunkt scheint Vorsicht das einzig funktionie­rende Instrument – Vorsicht und Antizipation zukünftiger Marktbewegungen. Dazu sind ein kritischer Geist und mehrjährige Erfahrung unentbehrlich.

Autor: jod
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