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Besser scheitern

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An den so genannten «FuckUp Nights» stehen gescheiterte Gründer im Rampenlicht. Weshalb dies amüsant und sinnvoll ist. Bild: fuckupnights.comhttp://fuckupnights.com/ Start-Ups sind cool. Start-Ups sind trendy. Wer sich ab und zu an Hochschulen bewegt, könnte glatt den Eindruck gewinnen, dass dort das Start-Up Fieber grassiert. Auf unzähligen Plakaten wird dafür geworben, den Schritt in die Eigenständigkeit endlich zu wagen. Laut dem Start-Up Monitorhttps://startupmonitor.ch/ gibt es in der Schweiz rund 150 Organisationen, die Jungunternehmen unterstützen, viele davon mit Geldpreisen. Trotz dieser Unterstützung sind die Zahlen ernüchternd: Nur jedes zehnte Jungunternehmen kann sich am Markt etablieren. Facebook, Twitter und Co. sind zwar schillernde Erfolgsbeispiele, bilden aber eine rare Spezies. Gewiss mag unternehmerisches Wissen und Leidenschaft für die eigene Idee die Überlebenschancen erhöhen, schliesslich hat aber oft der Zufall das letzte Wort: Im passenden Moment, am richtigen Ort, mit der zündenden Idee sein. Lohnt es sich angesichts der mageren Erfolgsaussichten überhaupt ein Unternehmen zu gründen? «Auf jeden Fall», würden wohl die Initiatoren der «FuckUp Nights» antworten. «Misslingt das Unternehmen, hat man immerhin eine Geschichte zu erzählen.

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An den so genannten «FuckUp Nights» stehen gescheiterte Gründer im Rampenlicht. Weshalb dies amüsant und sinnvoll ist.

Besser scheitern

Bild: fuckupnights.comBesser scheiternhttp://fuckupnights.com/

Start-Ups sind cool. Start-Ups sind trendy. Wer sich ab und zu an Hochschulen bewegt, könnte glatt den Eindruck gewinnen, dass dort das Start-Up Fieber grassiert. Auf unzähligen Plakaten wird dafür geworben, den Schritt in die Eigenständigkeit endlich zu wagen. Laut dem Start-Up MonitorBesser scheiternhttps://startupmonitor.ch/ gibt es in der Schweiz rund 150 Organisationen, die Jungunternehmen unterstützen, viele davon mit Geldpreisen.

Trotz dieser Unterstützung sind die Zahlen ernüchternd: Nur jedes zehnte Jungunternehmen kann sich am Markt etablieren. Facebook, Twitter und Co. sind zwar schillernde Erfolgsbeispiele, bilden aber eine rare Spezies.

Gewiss mag unternehmerisches Wissen und Leidenschaft für die eigene Idee die Überlebenschancen erhöhen, schliesslich hat aber oft der Zufall das letzte Wort: Im passenden Moment, am richtigen Ort, mit der zündenden Idee sein. Lohnt es sich angesichts der mageren Erfolgsaussichten überhaupt ein Unternehmen zu gründen?

«Auf jeden Fall», würden wohl die Initiatoren der «FuckUp Nights» antworten. «Misslingt das Unternehmen, hat man immerhin eine Geschichte zu erzählen.» Entstanden in Mexico, ist dieser Trend nun nach Deutschland und seit jüngster Zeit auch in die Schweiz übergeschwappt. «Fuck up» bedeutet auf Deutsch ungefähr so viel wie «verbocken» oder «versemmeln». Kurz: Es geht ums Scheitern. Um das, was in unserer Kultur als negativ empfunden wird und worüber man gemäss landläufiger Meinung am besten in vollkommener Reue und Demut schweigen sollte.

Anders geht es an « FuckUp Nights» zu und her. Gut gelaunt erzählen dort Männer und Frauen von ihren grössten Niederlagen, Pleitegängen und geplatzten Träumen. Was für die Sprecher Therapie und Vergangenheitsbewältigung darstellt, ist für das Publikum ebenso lehrreich wie amüsant. Von Fehlern hören, um sie nicht zu wiederholen oder schlicht um zu realisieren, dass ein gescheitertes Projekt nicht das Ende bedeutet.

Den Initiatoren geht es in erster Linie darum, eine Kultur zu erzeugen, in der Fehler erlaubt sind und in der Menschen eher bereit sind etwas zu wagen. «Umfallen und Wiederaufstehen» lautet die Devise. Dies ist auch volkswirtschaftlich von höchster Bedeutung – beruht doch das Wirtschaftswachstum in den westlichen Ländern hauptsächlich auf Innovationen. Je mehr Menschen die Gründung eines Unternehmen angehen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass am Schluss auch tatsächlich etwas Gescheites dabei rauskommt.

Ein lockerer Umgang mit Fehlern und Scheitern ist deshalb wichtig für ein gesundes «Start-Up»-Ökosystem. Einerseits weil so mehr Menschen den Schritt zum eigenen Unternehmen wagen. Vor allem aber weil gescheiterte Unternehmer in einem solchen Ökosystem dazu angehalten werden, es nochmals zu versuchen. Ein zweites, drittes oder vielleicht auch ein viertes Mal. Jedes Mal um eine Erfahrung reicher. Jedes Mal mit der Chance auf das ersehnte Quantum Glück.

«FuckUp Nights» gibt es bereits in 144 Städten. Noch werden sie meist privat und für kleine Gemeinschaften von Gründern organsiert. Zunehmend werden aber auch Stimmen laut, «FuckUp Nights» in etablierten Unternehmen zu integrieren. Denn auch unternehmensintern sollte vermehrt über Fehler und nicht nur Erfolge gesprochen werden. Scheitern sollte nicht mehr vertuscht, sondern positiv gelebt werden. Dadurch sinkt nicht nur der Druck auf die Verantwortlichen. Auch führt der Dialog dazu, dass der gleiche Fehler nicht zwei- oder dreimal gemacht wird.


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Zum Thema:

  • Failure Research Institute. Fuck-Up-Nights.Besser scheiternhttp://fuckupnights.com/ Internetportal der Veranstaltung.
  • SpiegelOnline. Bühne frei für Loser.Besser scheiternhttp://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/fuckup-night-unternehmer-erzaehlen-vom-scheitern-a-1034303.html (02.06.2015) Artikel und Video über die die «FuckUp Night» in Deutschland.
  • 20min. Auf dieser Bühne sind Loser total sexy.Besser scheiternhttp://www.20min.ch/finance/news/story/Auf-dieser-Buehne-sind-Loser-total-sexy-17578424 (26.12.2015) Über Pleiten im Beruf.
  • Youtube. This is FuckUp Nights.Besser scheiternhttps://www.youtube.com/watch?v=xtH6zGSeuDI (15.04.2015 – Dauer: 1:56) Short video explaining the concept.
  • NZZ Folio. Geschäftsideen. 33 Marktlücken und wie man sie schliesst. Amüsante Auflistung von Jungunternehmen. (nicht online erhältlich – 01.2015)

Patrick Keller, M.A. in Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie, ehemaliger Praktikant bei iconomix.

Dies ist ein Gastbeitrag. Inhaltlich verantwortlich ist der jeweilige Autor, die jeweilige Autorin.

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