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Es gibt in Deutschland noch Nachholbedarf beim Ausbau der Stromnetze und bei der Reduzierung des Verbrauchs. Zu diesem Schluss kommt das Schweizer Prognos-Institut.
Ungeachtet immenser Kosten liegt die Energiewende in Deutschland nach einer neuen Studie in mehreren Bereichen weit hinter den politischen Zielen zurück.
Nachholbedarf gibt es nach Einschätzung des Basler Prognos-Instituts vor allem beim Ausbau der Stromnetze und bei der Reduzierung des Stromverbrauchs. In zehn Jahren quasi keine Fortschritte gemacht hat laut der am Mittwoch in München veröffentlichten Studie der Umbau der Gebäudeheizung weg von Gas und Öl.
Die deutschen Industriestrompreise sind demnach mittlerweile die dritthöchsten in der EU hinter Großbritannien und Zypern, wie Prognos-Energieexpertin Almut Kirchner sagte. Das Beratungsunternehmen analysiert seit zehn Jahren die Fortschritte der Energiewende, Auftraggeber ist die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw).
Bedenken bei Versorgungssicherheit
Ende dieses Jahres sollen die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden. „Bei der Versorgungssicherheit sind wir, was die Frage der Netze angeht, wirklich in einer sehr, sehr kritischen Bewertung“, sagte Kirchner. Dabei geht es vor allem um den Bau der geplanten beiden großen Stromtrassen „Südlink“ und „Südostlink“ von Schleswig-Holstein beziehungsweise Sachsen-Anhalt nach Bayern. Die Planung beider Großprojekte hat sich stark verzögert.
Beim Umbau der Gebäudeheizung – einem wichtigen Faktor bei den deutschen Treibhausgasemissionen – gab es laut Prognos nur minimale Fortschritte. In diesem Bereiche zeige sich das „ganze Ausmaß des Elends“, sagte Kirchner. Demnach sind alte Öl- und Gasheizungen bislang nur in wenigen Gebäuden ausgetauscht worden, auch bei Neubauten ist die Lage nicht viel besser: „Es werden im wesentlichen Gasheizungen zugebaut“, sagte die Physikerin, die bei dem Beratungsunternehmen den Bereich Energie und Klimaschutz leitet.
Ausbau der erneuerbaren Energien
Tatsächlich auf Kurs ist laut Studie bislang der Ausbau der erneuerbaren Energien. Die neue Bundesregierung hat sich jedoch ehrgeizigere Ziele gesetzt als die alte, im Jahr 2030 sollen 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs mit Ökostrom gedeckt werden. „Bei denen würden wir sehen, dass wir eigentlich bis 2030 verdoppeln müssen gegenüber heute“, sagte Kirchner zum Ausbautempo bei Wind- und Sonnenstrom. „Im nächsten Jahr werden wir da nicht mehr auf Zielpfad sein.“ vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt beklagte, dass es in Sachen Energiewende seit 20 Jahren politische Ankündigungen gebe. „Aber beim Machen sind wir nicht vorangekommen.“ (dpa)