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Die internationalen Automärkte haben im März stark unter den Lieferschwierigkeiten der Hersteller gelitten. In Europa könnte es ein historisch schlechtes Jahr werden - und die Autopreise werden wohl weiter steigen.
Anhaltende Probleme in den Lieferketten und der Ukraine-Krieg haben den Autoherstellern im März die Absatzzahlen verdorben.
Die Pkw-Neuzulassungen in der EU sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat um ein Fünftel auf 844.187 Fahrzeuge, wie der Branchenverband Acea in Brüssel mitteilte. Dem deutschen Branchenverband VDA zufolge waren zudem auch andere große Märkte im vergangenen Monat im Rückwärtsgang. In den USA, wo auch leichte Nutzfahrzeuge mitgezählt werden, sank der Absatz demnach um 22 Prozent auf 1,25 Millionen, in China um 1,2 Prozent auf 1,82 Millionen.
Rückgänge in Spanien und Italien um je 30 Prozent
Die Probleme hätten sich durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine noch verschärft, hieß es von Acea und VDA. Innerhalb der großen europäischen Märkte ragen Spanien und Italien mit Rückgängen um je rund 30 Prozent im März heraus.
Auch mit Blick auf das gesamte erste Quartal sind die vom VDA genannten internationalen Zahlen schlecht. Die Rückgänge sind zwar nicht ganz so deutlich – was aber teilweise an bereits schwachen Vergleichsmonaten aus dem Vorjahr liegt. Seit Jahresbeginn liegt der Automarkt in der EU um 12,3 Prozent zurück, in den USA um 15,8 Prozent. Nur in China ergibt sich noch ein Plus von 8,6 Prozent.
Neuwagen-Verfügbarkeit bleibt beschränkt
Bei den meisten Herstellern sei die Lieferfähigkeit „massiv beeinträchtigt“, erklärte Peter Fuß von EY die Entwicklung. „Mindestens bis Herbst dieses Jahres wird sich die Situation nicht wesentlich verbessern.“ Der Ersatz von Lieferanten aus der Ukraine und Russland brauche Zeit und der Chipmangel werde sich bis ins kommende Jahr negativ auswirken. „Für die Kunden heißt das: Die Verfügbarkeit von Neuwagen wird vorläufig beschränkt bleiben, die Lieferzeiten bleiben extrem lang, die Preise gehen weiter in die Höhe, auch auf dem Gebrauchtmarkt.“
Mögliche Dellen auf der Nachfrageseite spielen laut Fuß derzeit dagegen noch kaum eine Rolle. „Die Inflation steigt, der Konjunkturaufschwung stockt, die Spritpreise liegen extrem hoch. Diese Faktoren könnten sich mittelfristig auf die Nachfrage auswirken, spielen aktuell aber für die Autobranche noch keine Rolle.“ Insgesamt sei in der EU auf das Gesamtjahr ein Rückgang von etwa zehn Prozent zum 2021 realistisch, sagte Fuß. „Es spricht viel dafür, dass der EU-Neuwagenmarkt im Jahr 2022 auf einen neuen historischen Tiefstand fallen wird.“
„Ausblick mit großen Unsicherheiten behaftet“
Auch der VDA blickt skeptisch in die Zukunft: „Angesichts einer Vielzahl verschiedener Einflussfaktoren dürfte es auch in den kommenden Monaten zu Auswirkungen auf die internationalen Automobilmärkte kommen“, heißt es vom Verband. „Neben Engpässen bei Vorprodukten und angespannten Logistik- und Lieferketten, sind dazu mögliche neue und zusätzliche Corona-Lockdowns in China sowie der weitere Verlauf des Krieges in der Ukraine zu zählen. Daher bleibt der Ausblick mit großen Unsicherheiten behaftet.“
Zudem machen sich die Probleme auch immer stärker bei alternativen Antrieben bemerkbar, die zuletzt starke Zuwächse verzeichnet hatten. Vor allem Plug-in-Hybride leiden. Deren Absatz sank im März in den fünf großen europäischen Märkten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien laut EY um 18 Prozent. Bei reinen Elektroautos ging es dagegen noch um 31 Prozent nach oben. „Die Chipkrise hat längst das Elektrosegment erreicht – der Absatz elektrifizierter Neuwagen könnte deutlich höher sein, wenn die Industrie entsprechend lieferfähig wäre“, sagte Fuß. (dpa/mf)