Als die Franzosen vor fünf Jahren in der zweiten Wahlrunde schon einmal vor der Alternative Macron oder Marine Le Pen standen, scharte sich die Mehrheit von ihnen hinter dem liberalen Pro-Europäer und verhinderte so den Einzug der rechtsextremen Europa-Skeptikerin in den Elysee-Palast. Umfragen vom Freitag sagen dem Amtsinhaber bei dem diesjährigen Entscheidungsvotum am 24. April einen Stimmenanteil von 56 Prozent voraus. Dennoch ist die Herausforderung für Macron grösser als 2017, denn Le Pen hat im Wahlkampf früh die schwindende Kaufkraft aufgegriffen, die angesichts hoher Inflation für viele Franzosen ein beherrschendes Thema ist. Auch hat die 53-Jährige Konsequenzen aus ihrer krachenden Niederlage gegen Macron 2017 gezogen. Sie verpasste ihrer Partei - dem noch von ihrem Vater
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Als die Franzosen vor fünf Jahren in der zweiten Wahlrunde schon einmal vor der Alternative Macron oder Marine Le Pen standen, scharte sich die Mehrheit von ihnen hinter dem liberalen Pro-Europäer und verhinderte so den Einzug der rechtsextremen Europa-Skeptikerin in den Elysee-Palast. Umfragen vom Freitag sagen dem Amtsinhaber bei dem diesjährigen Entscheidungsvotum am 24. April einen Stimmenanteil von 56 Prozent voraus. Dennoch ist die Herausforderung für Macron grösser als 2017, denn Le Pen hat im Wahlkampf früh die schwindende Kaufkraft aufgegriffen, die angesichts hoher Inflation für viele Franzosen ein beherrschendes Thema ist.
Auch hat die 53-Jährige Konsequenzen aus ihrer krachenden Niederlage gegen Macron 2017 gezogen. Sie verpasste ihrer Partei - dem noch von ihrem Vater gegründeten Front National - einen neuen Namen und gibt sich mit diesem Rassemblement National inzwischen selbst deutlich weniger radikal. Nach der früher demonstrativ zur Schau getragenen Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin hat sie den Einmarsch in die Ukraine als klare Verletzung internationalen Rechts verurteilt. Von einem zunächst propagierten EU-Ausstieg Frankreichs hat sich Le Pen verabschiedet, will nun vor allem aus ihrer Sicht für das Land ungünstige Freihandelsabkommen aufkündigen.
Doch Le Pens Kritiker, darunter Präsident Macron persönlich, werfen der entschiedenen Einwanderungsgegnerin vor, dass ihr Wahlprogramm voll von Lügen und falschen Versprechungen sei - was Le Pen natürlich zurückweist. In dieser Konstellation holte Macron im ersten Wahlgang knapp 27,9, Le Pen 23,1 Prozent der Stimmen. Ein Ergebnis, das auch auf die tiefe Spaltung sowohl des linken als auch des rechten Lagers zurückzuführen ist. Das Ergebnis der nun anstehenden Stichwahl dürfte stark davon beeinflusst werden, wem es besser gelingt, Wähler über das eigene Lager hinaus davon zu überzeugen, selbst das kleinere Übel für Frankreich zu sein.
Macron warnt vor voreiliger Siegesgewissheit
Denn Macron hat sich zwar in der Ukraine-Diplomatie medienwirksam als Staatsmann geben können, doch in den heimischen Wahlkampf ist er denkbar spät eingestiegen. Und viele kreiden dem 44-Jährigen an, überheblich und fernab der Realität zu sein, mit der die französische Mittelschicht konfrontiert ist. Dem von Kritikern gezeichneten Bild eines kalten Liberalen versuchte Macron unter anderem mit dem Versprechen zu begegnen, Jobs in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu schaffen. Auch warnte er vor voreiliger Siegesgewissheit - ein Appell an seine Landsleute, an den Wahlurnen denn auch wirklich wieder eine Rechtsextreme im Elysee-Palast zu verhindern.
Macron hat die Unterstützung seiner Vorgänger Nicolas Sarkozy und Francois Hollande. Auch haben sich zahlreiche Prominente hinter den Präsidenten gestellt. Zudem wurden am Wochenende vor der Wahl in 30 Städten Proteste gegen Le Pen erwartet. Allerdings wollten in Paris auch Macron-Gegner auf die Strasse gehen, wo am Samstag Klimaschützer bereits die Umweltpolitik beider Kandidaten mit einer Strassenblockade brandmarkten. "Wir haben die Wahl zwischen einer rechtsextremen Kandidatin mit abstossenden Ideen .. und einem Kandidaten, der in den vergangenen fünf Jahren ökologische Themen zur Seite geschoben und gelogen hat", sagte ein 26-jähriger Geschichtslehrer bei einer Kundgebung der Klimaschutzgruppe Extinction Rebellion.
(Reuters)