Die Inflationserwartungen am Markt steigen noch immer. (Bild: Shutterstock.com/Taras Kushnir)"Ich glaube, dass uns der Höhepunkt der US-Inflation erst noch bevorsteht. Die Teuerung dürfte in den nächsten 18 Monaten auch überdurchschnittlich hoch sein, selbst wenn sie gegen Jahresende allmählich nachlässt. Auch im Euroraum und Grossbritannien haben wir das Inflationsmaximum meiner Ansicht nach noch nicht gesehen", sagt Jonathan Baltora, Head of Sovereign, Inflation and FX, Fixed Income bei AXA Investment Managers. Wie Baltora weiter ausführt, werden für den Euroraum jetzt sowohl für September als auch für Oktober 9,5% zum Vorjahr erwartet. Danach könnte die Teuerung nachlassen, wenn auch nur leicht. Die Inflationserwartungen könnten steigen, und die Teuerung könnte sich deshalb
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Die Inflationserwartungen am Markt steigen noch immer. (Bild: Shutterstock.com/Taras Kushnir)
"Ich glaube, dass uns der Höhepunkt der US-Inflation erst noch bevorsteht. Die Teuerung dürfte in den nächsten 18 Monaten auch überdurchschnittlich hoch sein, selbst wenn sie gegen Jahresende allmählich nachlässt. Auch im Euroraum und Grossbritannien haben wir das Inflationsmaximum meiner Ansicht nach noch nicht gesehen", sagt Jonathan Baltora, Head of Sovereign, Inflation and FX, Fixed Income bei AXA Investment Managers.
Wie Baltora weiter ausführt, werden für den Euroraum jetzt sowohl für September als auch für Oktober 9,5% zum Vorjahr erwartet. Danach könnte die Teuerung nachlassen, wenn auch nur leicht. Die Inflationserwartungen könnten steigen, und die Teuerung könnte sich deshalb verfestigen. Anders seien die Prognosen vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine gewesen: Damals erwartete man ein Inflationsmaximum von 4,5% im zweiten Quartal 2022. Jetzt sei eine überraschend hohe Inflation wahrscheinlicher als eine überraschend niedrige, weil Europa stark von russischem Gas abhängig ist – und ausgerechnet jetzt, wo die Rohstoffpreise steigen, mache der schwächere Euro die Importe noch teurer.
Die Inflationserwartungen am Markt steigen noch immer
Um den Preisauftrieb einzudämmen, haben die Notenbanken weltweit mit Zinserhöhungen begonnen. An der Spitze steht die Federal Reserve (Fed), die ihren Leitzins im Mai um 50 und im Juni sogar um 75 Basispunkte (BP) erhöht hat. "Noch dieses Jahr könnte die Federal Funds Rate über 3% steigen. Das zeigen die Median-Erwartungen der Fed, der sogenannte Dot Plot. Der Leitzins läge dann deutlich über den noch vor drei Monaten erwarteten 1,9%. Die nächsten Quartale könnten für die Notenbanken schwierig werden. Die richtige Zinspolitik wird zu einer Gratwanderung", meint Baltora. Die Inflation müsse eingedämmt werden und die Wirtschaft müsse sich etwas abkühlen. Zugleich gelte es, eine Stagflation oder gar Rezession zu vermeiden.
Die langfristige Breakeven-Inflation und inflationsindexierte Anleihen
"Vor allem in Regionen, in denen die Inflation weiter steigen könnte, rechnen wir mit einer höheren Breakeven-Inflation – also einem grösseren Abstand zwischen der Nominalrendite einer klassischen Anleihe und der Realrendite einer inflationsindexierten Anleihe, einem sogenannten Linker. Wenn eine Stagflation wahrscheinlicher wird und die Inflation zwar hoch bleibt, aber nicht weiter zulegt, wird der Ertrag kurzlaufender Linker vermutlich über der langfristigen Breakeven-Inflation liegen. Massgeblich für die Inflationsindexierung ist der voraussichtlich weiterhin hohe Preisindex einschliesslich Lebensmittel und Energie", erklärt Baltora.
Zugleich dürfte seiner Meinung nach die kurze Duration einen starken Zinsanstieg abfedern. Während die Indexierung des Nennwerts vor Inflation schütze, schütze die kurze Duration vor steigenden Zinsen. Und damit sei zu rechnen, wenn die Notenbanken ihre Geldpolitik weiter straffen. Wie erwähnt, rechne Axa Investment Managers kurzfristig nur noch mit einem geringen Anstieg der Breakeven-Inflation, was kurzlaufende Linker interessanter machen könne. Langfristig wachse zwar das Risiko einer unerwartet hartnäckigen Inflation, doch halte man die Teuerung am Markt noch immer nur für vorübergehend.
Auf und Abs, aber ein positiver Ausblick
"Wenn die Inflation sinkt, dann wohl vor allem wegen billigerer Rohstoffe. Da der Krieg in der Ukraine aber noch nicht vorbei ist und der Winter naht, rechnen wir weiter mit hohen Energiepreisen. Auch andere Rohstoffe könnten teuer bleiben, weil die Nachfrage nach den Lockdowns und den anhaltenden Lieferstörungen wieder steigt", sagt Baltora und fügt an: "Länger laufende Linker könnten auch weiterhin aussergewöhnlich hohe laufende Erträge in Aussicht stellen, denn die Realrenditen sind hoch und die Inflationsindexierung funktioniert. Allerdings rechnen wir nur mit einer geringen Zusatzrendite gegenüber kurzlaufenden Titeln, und das bei einer deutlich höheren Zinssensitivität und daher höheren Risiken."
Langlaufende Linker könnten sich seiner Meinung nach vor allem für langfristige Investoren eignen, da die Realrenditen seit Jahresbeginn stark zugelegt haben. Sie könnten auch von einer Stagflation profitieren. Kurzfristig sollten sich Investoren wie schon seit Jahresbeginn auf eine gewisse Volatilität einstellen. Die Notenbanken befänden sich weiter zwischen Skylla und Charybdis. Einerseits bleibe die Inflation im Vergangenheitsvergleich wohl hoch, andererseits lasse das Wirtschaftswachstum schon nach. Das zeigten jedenfalls die Anfang Juli 2022 veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für Europa und die USA. "Ausserdem wachsen die Rezessionssorgen. Wenn aber die Realrenditen ähnlich den Zinsen wieder positiv werden, halte ich den Ausblick für inflationsindexierte Anleihen weiterhin für durchaus interessant", betont Baltora.
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