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Kluger Rat — Notenvorrat

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Urs Birchler Morgen Montag, 2. Januar, sendet SRF „Blackout“, den angekündigten Beitrag über einen mehrtägigen Stromausfall in der Schweiz und in Europa. Teilbeiträge wurde schon in den Weihnachtstagen ausgestrahlt. Ich habe sie angesehen und fühle mich zu einer Ergänzung genötigt. Die bisher gesendeten Beiträge zeigen — vermutlich einigermassen realistisch — die technischen Probleme, angefangen bei der Wasserversorgung, dem Verkehr bis zum Spital, einschliesslich der leicht überforderten Krisenstäbe. Das technische „Worst-Case“-Szenario ist aber eingebettet in eine gesellschaftlich idealisierte Schweiz. Krisenstäbe arbeiten mit schweizerischem Organisationsstandard, Hungrige stehen diszipliniert in der Schlange, Plünderungen verhindert die Polizei, Nachbarn helfen einander. SRF erwähnt auf einer Liste Stromausfall — die Alltagskonsequenzen, dass Banken, Bancomaten und Ladenkassen ohne Strom nicht funktionieren. Dann folgt aber eher naiv: Die Bevölkerung muss entweder auf ihre eigenen Nahrungsmittelvorräte zurückgreifen oder wendet sich direkt an die Produzenten von Nahrungsmitteln, beispielsweise an den Bauern von nebenan. Nur haben mindestens 90 Prozent der Wohnbevölkerung keinen Bauern von nebenan. Und der Bauer wird seine (ohne Melkmaschine errungene) Milch nicht verschenken oder auf Kredit abgeben wollen.

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Urs Birchler

Morgen Montag, 2. Januar, sendet SRF „Blackout“, den angekündigten Beitrag über einen mehrtägigen Stromausfall in der Schweiz und in Europa. Teilbeiträge wurde schon in den Weihnachtstagen ausgestrahlt. Ich habe sie angesehen und fühle mich zu einer Ergänzung genötigt.

Die bisher gesendeten Beiträge zeigen — vermutlich einigermassen realistisch — die technischen Probleme, angefangen bei der Wasserversorgung, dem Verkehr bis zum Spital, einschliesslich der leicht überforderten Krisenstäbe. Das technische „Worst-Case“-Szenario ist aber eingebettet in eine gesellschaftlich idealisierte Schweiz. Krisenstäbe arbeiten mit schweizerischem Organisationsstandard, Hungrige stehen diszipliniert in der Schlange, Plünderungen verhindert die Polizei, Nachbarn helfen einander.

SRF erwähnt auf einer Liste Stromausfall — die Alltagskonsequenzen, dass Banken, Bancomaten und Ladenkassen ohne Strom nicht funktionieren. Dann folgt aber eher naiv:

Die Bevölkerung muss entweder auf ihre eigenen Nahrungsmittelvorräte zurückgreifen oder wendet sich direkt an die Produzenten von Nahrungsmitteln, beispielsweise an den Bauern von nebenan.

Nur haben mindestens 90 Prozent der Wohnbevölkerung keinen Bauern von nebenan. Und der Bauer wird seine (ohne Melkmaschine errungene) Milch nicht verschenken oder auf Kredit abgeben wollen. Nachbarschaftshilfe funktioniert (wie jede Versicherung) dann nicht, wenn alle dasselbe Problem haben. Für die „landwirtschaftsfernen“ 90 Prozent der Bevölkerung bedeutet „beispielsweise der Bauer von nebenan“ der Schwarzhändler. Zwar verhasst als Figur wird er (oder sie) plötzlich unverzichtbar, wenn es ums Überleben geht. Und die Branche versteht nur Bargeld.

Zum Notvorrat an Wasser, Zucker und Spaghetti lege ich deshalb immer auch ein paar Banknoten — in der mäusedichten Blechdose (Achtung: Aktuellste Notenserie verwenden und alle 10 Jahre überprüfen).

Batz-Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start ins Neue Jahr!

Urs Birchler
Professor für Banking am Institut für Banking und Finance (IBF) an der Universität Zürich. Doktorat in Volkswirtschaftslehre; mehrjährige Tätigkeit als Direktionsmitglied bei der Schweizerischen Nationalbank, einschliesslich Vertretung der SNB im Basler Ausschuss für Bankenaufsicht; Aufbau und Leitung der Research Task Force des Basler Ausschusses. Forschungsschwerpunkte: Banken, Finanzmärkte, Regulierung, Informationsökonomik.

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