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Der Ausbruch des Coronavirus hat die grossen Zentralbanken dazu veranlasst, extreme Schritte zu unternehmen, um das Wachstum zu stützen, und die Finanzstabilität zu gewährleisten.
Betrachten wir März und April zusammen, summieren sich die Netto-Käufe der grossen Notenbanken bisher auf 2,5 Billionen USD (d.h. $2‘500 Mrd. USD). Und laut Bloomberg Economics wird es noch mehr geben.
Auch das „Fiscal Monitor“ von IMF unterstreicht die einmaligen Anstrengungen der Staaten rund um die Welt als Reaktion auf die Pandemie, um das Menschenleben zu schützen und die Wirtschaft vor dem tiefen Absturz zu bewahren.
Die Gesamtsumme der fiskalischen Unterstützung liegt laut IMF-Analyse bei 9 Billionen USD. Die Aufteilung sieht folgendermassen aus:
Die direkte haushaltspolitische Hilfe wird derzeit weltweit auf 4,4 Billionen USD geschätzt, und zusätzliche Kredite und Kapitalzuführungen, Garantien und andere quasi-fiskalische Operationen des öffentlichen Sektors (nicht-kommerzielle Aktivitäten öffentlicher Unternehmen) belaufen sich auf weitere 4,6 Billion USD.
Netto-Käufe der G7-Zentralbanken beliefen sich im April auf 1,3 Billionen USD, Graph: Bloomberg, May 21, 2020
Eine V-förmige Wirtschaftserholung bleibt aber derzeit ein Wunschdenken. Doch die Mehrzahl der Ökonomen scheint sich einig, dass die Erholung eher wie ein Nike-Swoosh aussehen wird.
Das heisst, dass die Erholung der Wirtschaft etwas länger dauern könnte, bis der Boden erreicht ist. Aber sobald der Rückprall beginnt, würde sie stetig und allmählich vonstatten gehen.
Die Gesamtsumme der fiskalischen Unterstützung liegt bei 9 Billionen USD, Graph: IMF, May 20, 2020
Die COVID19-Krise ist nämlich anders anzupacken als die letzte heftige Krise von 2008-2009 (genannt GFC: Global Financial Crisis).
Die GFC war mehr oder weniger eine „gewöhnliche“ Rezession; ein Nachfrage-Schock, der von den Finanzmärkten ausging und dann auf die Realwirtschaft aufgriff.
Die COVID19-Krise hingegen ist eine aussergewöhnliche Rezession; ein Angebotsschock, der in der Realwirtschaft ausbrach und dann auf die Realwirtschaft überschwappte.
Die Erholung der Wirtschaft in Logo-Form von Nike „Swoosh“ (Air Jordan Sportschuhen vom Jahr 1984), Graph: CNN-Business, May 19, 2020
Deshalb stellen Staaten heute eine Art Katastrophenhilfe bereit, d.h. eher Zuschüsse als Kreditvergabe, anstatt eine gewöhnliche Fiskalpolitik durchzuführen;
Eine Fiskalpolitik in Form von Steuersenkungen beispielsweise würde keinen besonderen Sinn machen. Denn eine solche Massnahme würde nur denjenigen helfen, die Steuern zahlen.
Heute haben Millionen von Menschen wegen „lockdown“ (Sperrmodus), der ja von den Behörden verordnet wurde, ihren Job verloren und leiden akut unter Einkommensverlusten. Man denke z.B. an die Branchen wie Gastronomie, Hotellerie, Sport-Einrichtungen (Fitness-Trainer, Physiotherapeuten usw.), Friseur-Läden usw.
Pandemic Stimulus in Europa, Graph: Bloomberg TV, May 21, 2020
Es ist also eine gute Sache, dass zu diesem Zeitpunkt die meisten, wenn auch nicht alle Lohnverluste, die durch die „soziale Distanzierung“ (social distancing) verursacht werden, durch erhöhte staatliche Hilfe ausgeglichen werden, wie Paul Krugman in seiner Kolumne bei NYTimes betont.
Trotzdem malen Rechtsaussen-Marktkommentatoren hemmungslos den Teufel an die Wand: Das Virus dürfe nicht als nützlicher Erfüllungsgehilfe für „Big Government“ als neue Normalität dienen“. Das ist einfach Quatsch.
Die Reaktion auf die Coronavirus-Krise hat gezeigt, was die neoliberale Ideologie lange Zeit bestritten hat: die Macht des Staates für positive Veränderungen, wie Mariana Mazzucato es zum Ausdruck bringt.
Pandemic Stimulus rund um die Welt, Graph: Bloomberg TV, May 21, 2020
Auch Adam Tooze schlägt in die gleiche Kerbe: Wenn Unternehmen und private Haushalte eine Risikoaversion an den Tag legen und die Flucht in die Sicherheit suchen, wird sich die Stagnation verstärken.
Wenn die öffentliche Reaktion auf die durch die Krise angehäuften Schulden erneut eine Politik der Austerität wäre, dann würde sich die Situation sogar noch verschlimmern.
Es ist daher sinnvoll, stattdessen einen aktiveren, visionären Staat zu fordern, der den Weg aus der Krise findet, wie der Professor für Geschichte und der Direktor des European Institute an der Columbia University als Fazit festhält.