Summary:
Einige Arbeitgeber beklagen, dass es ihnen schwerfällt, Arbeitnehmer mit den erforderlichen Qualifikationen zu finden. Die intuitive Reaktion darauf ist: "show me the money".Wenn Arbeitgeber wirklich nach bestimmten Fertigkeiten suchen, dann sollten sie mehr Lohn anbieten, um Arbeitsnehmer mit diesen Kompetenzen anzuwerben.Die in den etablierten Medien viel zitierten Sorgen über eine Krise der Qualifikationslücken (skills gap) sind ...
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Einige Arbeitgeber beklagen, dass es ihnen schwerfällt, Arbeitnehmer mit den erforderlichen Qualifikationen zu finden. Die intuitive Reaktion darauf ist: "show me the money".Wenn Arbeitgeber wirklich nach bestimmten Fertigkeiten suchen, dann sollten sie mehr Lohn anbieten, um Arbeitsnehmer mit diesen Kompetenzen anzuwerben.Die in den etablierten Medien viel zitierten Sorgen über eine Krise der Qualifikationslücken (skills gap) sind ...
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Einige Arbeitgeber beklagen, dass es ihnen schwerfällt, Arbeitnehmer mit den erforderlichen Qualifikationen zu finden.
Die intuitive Reaktion darauf ist: "show me the money".
Wenn Arbeitgeber wirklich nach bestimmten Fertigkeiten suchen, dann sollten sie mehr Lohn anbieten, um Arbeitsnehmer mit diesen Kompetenzen anzuwerben.
Die in den etablierten Medien viel zitierten Sorgen über eine Krise der Qualifikationslücken (skills gap) sind einfach übertrieben.
Mehrere Studien legen nämlich nahe, dass keine Evidenz für solche Behauptungen zu finden sind: Das "Qualifizierungsdefizit" (skill gap) kann Arbeitslosigkeit und das schwache Lohnwachstum nicht erklären.
Vor diesem Hintergrund versucht NYTimes in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht die Frage zu beleuchten, warum die durchschnittlichen Löhne in den USA kaum vom Fleck kommen, während die Erholung der Wirtschaft bereits das neunte Jahr schreibt.
Die Verfasser des Berichts nennen insgesamt sechs Faktoren, die dabei eine Rolle spielen können:
Arbeitslosenquote versus Lohnwachstum in den USA, Graph: NYTimes "6 reasons that pay has lagged behind US job growth", Febr 1, 2018
Ein Kollaps der Gewerkschaftsmitgliedschaft für Beschäftigte des privaten Sektors.
Das Anwachsen der Vertragsbeschränkungen wie z.B. non-compete-Klauseln und no-poaching-Vereinbarungen, die verhindern, dass Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz für bessere aufgeben.
Der Mindestlohn, der derzeit 7,25 USD pro Stunde beträgt, ist seit 2009 nicht gestiegen. Und die Kaufkraft, die der Mindestlohn in den 1960er und 1970er Jahren gewährleistet hat, ist zurückgegangen.
Der technologische Wandel und die Globalisierung erleichtern es Unternehmen, günstigere Alternativen zu finden. Die Arbeitsplätze in der amerikanischen Industrie, einst eine Hauptstütze gut bezahlter Arbeitnehmer, begannen nach 2000 rasch zu sinken, was zugleich mit dem Aufstieg Chinas als Exportmacht einhergeht.
Das träge Wachstum der Produktivität. Die Produktivität hat von den 1970er Jahren bis zum ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts pro Jahr um 2% zugelegt. Seither wächst sie um weniger als 1% pro Jahr.
Rückgang der Gewerkschaftsmitgliedschaft, Graph: NYTimes "6 reasons that pay has lagged behind US job growth", Febr 1, 2018
Outsourcing: Unternehmen gliedern die Arbeit zunehmend aus. Und die Löhne der Auftragnehmer (contractors) ist i.d.R. niedriger als die Löhne der Festangestellten.
Politiker, links und rechts, wollen bessere Arbeitsplätze für das Volk schaffen: Wachstum und Jobs, lauten die magischen Worte.
Donald Trump und die Republikaner beispielsweise wollen Arbeitsplätze schaffen, durch Steuererleichterungen für Unternehmen, mehr Anreize für Investitionen, Abschaffung von Regulierung, Abschiebung von Einwanderern, und Umschreibung von Handelsabkommen.
Wir wissen aber, dass Steuersenkungen das Wirtschaftswachstum nicht fördern, Regulierung für eine gesunde Wirtschaft notwendig ist und Einwanderung die Wirtschaft tatsächlich stützt.
Der Verlauf des Mindestlohns in den USA, Graph: NYTimes "6 reasons that pay has lagged behind US job growth", Febr 1, 2018
James Kwak schreibt in diesem Zusammenhang in seinem mit Simon Johnson zusammengeführten Blog Baseline Scenario, dass Wachstum und Jobs eigentlich nicht das Problem sind.
Wenn wir die jüngste Geschichte betrachten, haben wir genug Wachstum. Das Problem ist, wie das Wachstum geteilt wird, so Kwack weiter.
Seit 1980 ist das reale pro-Kopf-BIP (die gesamte Wirtschaftsleistung pro Person) um 82% (1,7% pro Jahr) gestiegen.
Das reale mittlere Haushaltseinkommen (median household income) hingegen ist nur um 16% gewachsen, d.h. weniger als 0,5% pro Jahr.
Im selben Zeitraum ist der Anteil des privaten Vermögens durch das untere 90% von 32,9% auf 22,8% gefallen.
M.a.W. Wenn die Ungleichheit in Sachen Vermögen nicht zugenommen hätte, hätten die gewöhnlichen amerikanischen Familien 44% mehr an Wohnraum, Bildung, Gesundheitsversorgung und Rentensicherung als sie es heute tatsächlich haben.
Produktivität der US-Wirtschaft, Graph: NYTimes "6 reasons that pay has lagged behind US job growth", Febr 1, 2018