Ökologische Nachhaltigkeit und ethisches Handeln werden oft mit Regulierungen und Staatsinterventionen assoziiert. Diese Sicht erweist sich allerdings bei näherer Betrachtung als trügerisch: Wirtschaftlich repressive Länder schneiden in Sachen Umweltschutz sowie bei weiteren positiven Indikatoren systematisch schlechter ab. Marktwirtschaftliche Methoden werden dagegen als wirksame Alternative gerade beim wohl kontroversesten Umweltthema überhaupt, dem Regenwald, ersichtlich. Was sind die Ursachen dafür? Was ist die Rolle von Vertragsfreiheit und klar definierten Eigentumsrechten? Wie ist das Profitstreben mit Verantwortung verbunden? Im Rahmen der LI-Konferenz vom 17. September wurden diese Fragestellungen vertieft diskutiert. In seiner Einführung erinnerte LI-Direktor Pierre Bessard
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Ökologische Nachhaltigkeit und ethisches Handeln werden oft mit Regulierungen und Staatsinterventionen assoziiert. Diese Sicht erweist sich allerdings bei näherer Betrachtung als trügerisch: Wirtschaftlich repressive Länder schneiden in Sachen Umweltschutz sowie bei weiteren positiven Indikatoren systematisch schlechter ab. Marktwirtschaftliche Methoden werden dagegen als wirksame Alternative gerade beim wohl kontroversesten Umweltthema überhaupt, dem Regenwald, ersichtlich. Was sind die Ursachen dafür? Was ist die Rolle von Vertragsfreiheit und klar definierten Eigentumsrechten? Wie ist das Profitstreben mit Verantwortung verbunden? Im Rahmen der LI-Konferenz vom 17. September wurden diese Fragestellungen vertieft diskutiert.
In seiner Einführung erinnerte LI-Direktor Pierre Bessard daran, dass die Umwelt seit der industriellen Revolution immer sauberer, hygienischer und gesunder werde. Eine mögliche Erklärung sei, dass eine Gesellschaft mit steigendem Wohlstand auch der Umweltqualität ein zunehmendes Gewicht beimesse. Doch erst der freie Markt ermögliche jenen technologischen Fortschritt, der für eine Verbesserung der Umweltqualität ausschlaggebend sei. In einer Marktwirtschaft betrachteten Unternehmer und Innovatoren Umweltverschmutzung als eine Form der Verschwendung. Mit seinen ökonomischen Anreizen zu höherer Effizienz führe der Markt seine Teilnehmer zu einem sich ständig verbessernden Umgang mit knappen (Umwelt-) Ressourcen. Der institutionelle Rahmen sei dabei entscheidend. Denn eine effiziente Nutzung knapper Ressourcen müsse sich lohnen. Dies sei der Unterschied zur Illusion staatlicher Vorschriften und Subventionen in der Umweltpolitik, die vor allem zu Opportunitätskosten, Verzerrungen und Fehlsteuerungen führten.
In einem ersten Referat ging Bernhard Ruetz, Historiker, Inhaber von Ars Biographica und Autor von «Nachhaltig. Ethisch. Erfolgreich: Zehn Schweizer Unternehmen und ihre Geschichten», auf den verbreiteten Mythos ein, wonach die Umwelt heute stärker durch die Menschen belastet werde als zu früheren Zeiten. Früher sei es jedoch nicht besser gewesen, höchstens anders. Setze man Bevölkerungszahl und Wirkungsmacht in Beziehung, hätten frühere Generationen weitaus grössere Umweltschäden angerichtet als die heutigen: Als Beispiele dienten hier die fast komplette Entwaldung der Adria-Küste durch die Römer und die grossflächige Rodung der europäischen Landschaften für den Ackerbau. Auch die mittelalterlichen Städte könnten als Beispiele genannt werden, die in Abfall und Morast ertranken, so dass Pest und Cholera ein leichtes Spiel hatten. Durch die Freimarkt-Gesellschaft habe eine Entwicklung zum Besseren stattgefunden. Auch unter Wirtschaftshistorikern herrsche der Konsens, dass auf Wettbewerb, Rechtsstaat und Freiwilligkeit basierende Gesellschaften nachhaltiger seien. Die Marktwirtschaft begünstige per se die Nachhaltigkeit, unabhängig der Gesinnung der involvierten Akteure, weil diese von den Menschen ein eigenverantwortliches Handeln verlange. Wer Eigenverantwortung wahrnehmen müsse, warte nicht untätig auf den Staat, sondern packe Umweltprobleme aktiv und innovativ an. Zentralisierung hingegen delegiere Verantwortung an eine Behörde, die oftmals anderes im Schilde führe, Innovation unterdrücke und schwere Umweltschäden verursache, wie diverse Beispiele in der ehemaligen sozialistischen Staatenwelt eindrücklich illustriert hätten.
Präsentation von Dr. Bernhard Ruetz:
«Der freie Markt als effektiver Umweltschützer»
Anschliessend erläuterte Markus Brütsch, Delegierter des Verwaltungsrates, CEO und CFO der Firma Precious Woods, wie nachhaltiges Wirtschaften in der Praxis funktioniert. Precious Woods bewirtschafte 1,1 Millionen Hektaren Naturwald in Brasilien und in Gabun, was etwa zweimal der Fläche des Kantons Bern oder des Waldes der gesamten Schweiz entspreche. Diese Aufgabe bewältige das Unternehmen mit 1300 Mitarbeitern, die fast alle vor Ort aktiv seien. Auch sei die Firma zu hundert Prozent nachhaltig zertifiziert. Die gleichen Zonen würden nur alle 25, resp. 35 Jahre geerntet — dazwischen bliebe jeweils genügend Zeit, damit die Wälder wieder nachwachsen könnten, weshalb das Unternehmen zum Schutz der Biodiversität beitrage. So fühlten sich etwa Gorillas und Elefanten in den privat bewirtschafteten Gebieten geschützt und halten sich vorzugsweise dort auf. Man kümmere sich auch um die Kommunen, die in den bewirtschafteten Gebieten leben, indem man diesen Menschen Arbeitsplätze, Fürsorge und Bildung biete. Das Unternehmen leiste auch deshalb einen Beitrag zum Umweltschutz, weil die eigenen Zonen kontrolliert würden, sodass keine Wilderer eindringen und dort ihr Unwesen treiben könnten. Studien hätten gezeigt, dass vom Staat geschützte Gebiete privat bewirtschafteten Zonen unterlegen seien: In einer bewirtschafteten Zone betrage das Wachstum des Waldes in einem 35-jährigen Zyklus 128 Kubikmeter pro Hektar, während dieses in staatlichen Schutzgebieten nur 35 Kubikmeter betrage. Dies wirke sich natürlich auch auf die Kohlenstoffbindung aus.
Präsentation von Markus Brütsch:
«Nachhaltige und zertifizierte Waldbewirtschaftung von tropischen Naturwäldern»
In einem dritten Referat ging Prof. Ernst A. Brugger, Präsident des Verwaltungsrates bei BHP — Brugger und Partner, auf die Frage ein, ob Nachhaltigkeit im Kapitalmarkt von Relevanz sei. Es gebe keine Bank, kein Versicherer und kein sonstiges Finanzinstitut, das auf der eigenen Website oder in eigenen Prospekten nicht mit irgendwelchen Nachhaltigkeitsprojekten werbe. Dabei gebe es verschiedene Ansätze. Man definiere beispielsweise, in welche Sektoren und Bereiche man nicht reingehe, um soziale-, Governance- oder Umweltrisiken zu vermeiden. Oder aber man lege fest, in welche Bereiche man bewusst investiere, um Nachhaltigkeit zu fördern. Auf die Schweiz bezogen würden nachhaltige Anlagen immer schneller zunehmen: Heute seien bereits etwa 54 Milliarden Franken auf diese Weise angelegt. Immer mehr Firmen gingen zudem dazu über, ihre Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit zu messen, damit man gegenüber jenen Aktionären Rechenschaft ablegen könne, die sich explizit für diese Nachhaltigkeits-Aspekte interessierten. Auch würden die «Millennials», also jener Teil der Bevölkerung, der zwischen den frühen 1980er- und frühen 2000er-Jahren geboren ist, in den nächsten Jahren auf dem Kapitalmarkt an Bedeutung gewinnen. Weil diese Bevölkerungsgruppe für Nachhaltigkeits-Themen sehr affin sei, sei zu erwarten, dass Investitionen in diesen Bereichen weiter zunehmen. Brugger stellte letztlich mit Swiss Re, Partners Group, Globalance Bank und Blue Orchard vier konkrete Beispiele nachhaltiger Ansätze aus der Schweiz vor.
Präsentation von Prof. Dr. Ernst Brugger:
«Ist Nachhaltigkeit im Kapitalmarkt wirklich relevant?»
Die darauffolgende Diskussion widmete sich unter anderem der Frage, wie mit externen Kosten umzugehen sei. Konkret wurde etwa die Frage in den Raum geworfen, welchen Anreiz beispielsweise der Besitzer einer an einem Fluss lokalisierten Baumwollfarm habe, mit den knappen Wasserressourcen schonend umzugehen. Die Kosten einer ineffizienten Nutzung würden ja dann nicht bei ihm, sondern bei jenen anfallen, die weiter unten am selben Fluss lebten, wenn dort die Wasserverhältnisse knapp würden. In der Tat werden solche externen Kosten dort zu einem Problem, wo Eigentumsrechte an natürlichen Ressourcen nicht klar zugewiesen sind. Dort entsteht dann das als «Tragik der Allmende» bekannte Phänomen, wonach knappe Ressourcen solange ausgebeutet werden, wie sie noch vorhanden sind. Sind jedoch Eigentumsrechte klar zugewiesen, könnte etwa durch die Messung der Zu- und Abflussstärke beim eigenen Grundstück überprüft werden, wie nachhaltig jemand mit diesen Ressourcen umgeht. Wenn jemand diese Ressourcen übermässig in Anspruch nimmt, könnten negativ betroffene Eigentümer klagen und Schadenersatz verlangen, sodass der Anreiz für nachhaltiges Wirtschaften gegeben wäre.
25. September 2018