Banken werden gelegentlich als blosse Vermittler von Einlagen betrachtet, wobei die Einlagen als Kredite an Unternehmen und Haushalte weitervergeben werden. In dieser Sicht sind allein die Notenbanken für die Geldschöpfung zuständig. Diese Vorstellung ist falsch. Wir erklären warum. Bild: Wikimediahttps://de.wikipedia.org/wiki/Credit_Suisse#/media/File:Credit_Suisse_Z%C3%BCrich.jpg – Thomas Wolf Bis zur Finanzkrise 2008 nahmen Banken in der Volkswirtschaftslehre eine reine Vermittlerrolle ein. Vereinfacht lautete die Theorie: Die Notenbank schöpft Geld und stellt es den Banken zur Verfügung. Die Banken nutzen dieses Geld für Kredite. Ein Teil des Kreditbetrags landet wieder als Einlage auf den Konten der Bank, woraus erneut Kredite vergeben werden können (Geldschöpfungsmultiplikator). Begrenzt wird dieser Vorgang durch die Mindestreservevorschriftenhttps://www.snb.ch/de/srv/id/glossary#__M. Wichtig bei dieser Betrachtungsweise ist zum einen, dass die ursprüngliche Geldschöpferin die Notenbank ist. Zum andern ist entscheidend, dass die Geschäftsbanken, um Kredite zu vergeben, vom Notenbankgeld und vorhandenen Spareinlagen abhängen. Diese Vorstellung ist jedoch falsch: Geschäftsbanken brauchen für die Vergabe von Krediten weder Notenbankgeld, noch Spareinlagen. Vielmehr schöpfen Geschäftsbanken selbst Geld, indem sie neue Kredite vergeben.
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Banken werden gelegentlich als blosse Vermittler von Einlagen betrachtet, wobei die Einlagen als Kredite an Unternehmen und Haushalte weitervergeben werden. In dieser Sicht sind allein die Notenbanken für die Geldschöpfung zuständig. Diese Vorstellung ist falsch. Wir erklären warum.
Bis zur Finanzkrise 2008 nahmen Banken in der Volkswirtschaftslehre eine reine Vermittlerrolle ein. Vereinfacht lautete die Theorie: Die Notenbank schöpft Geld und stellt es den Banken zur Verfügung. Die Banken nutzen dieses Geld für Kredite. Ein Teil des Kreditbetrags landet wieder als Einlage auf den Konten der Bank, woraus erneut Kredite vergeben werden können (Geldschöpfungsmultiplikator). Begrenzt wird dieser Vorgang durch die Mindestreservevorschriftenhttps://www.snb.ch/de/srv/id/glossary#__M.
Wichtig bei dieser Betrachtungsweise ist zum einen, dass die ursprüngliche Geldschöpferin die Notenbank ist. Zum andern ist entscheidend, dass die Geschäftsbanken, um Kredite zu vergeben, vom Notenbankgeld und vorhandenen Spareinlagen abhängen.
Diese Vorstellung ist jedoch falsch: Geschäftsbanken brauchen für die Vergabe von Krediten weder Notenbankgeld, noch Spareinlagen. Vielmehr schöpfen Geschäftsbanken selbst Geld, indem sie neue Kredite vergeben. Wie soll das gehen?
Banken schöpfen Geld
Ganz einfach: Bei der Vergabe eines neuen Kredits, gibt die Bank typischerweise kein physisches Geld in Form von Banknoten aus. Entsprechend sind auch kein physisches Notenbankgeld oder Spareinlagen nötig. Die Bank schreibt dem Kreditnehmer den Kreditbetrag auf seinem Bankkonto ganz einfach in Form von Buchgeld gut. In diesem Moment wird neues Geld geschaffen.
Diese Erkenntnis ist zwar altbekannt, wurde aber bisher in den meisten Lehrbüchern und selbst in den bis 2007 gebräuchlichen Standardmodellen der Konjunkturforschung ignoriert. Mehr noch: Die meisten Modelle, die zur Prognose der Konjunkturhttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/konjunktur/ verwendet werden, ignorieren nicht nur die Tatsache, dass Banken selber Geld schaffen; Banken sind häufig gar nicht erst in den Modellen erfasst. Daher eignen sich diese älteren Modelle auch nur bedingt zur Analyse der Zusammenhänge zwischen Finanzsektor und Realwirtschaft. Kein Wunder also, dass die Erweiterung dieser Modelle seit der Finanzkrise Gegenstand intensiver Forschung ist.
Folgerungen für die Wirtschaftspolitik
Kürzlich haben Michael Kumhof und Zoltan Jakab, zwei Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF), ein makroökonomisches Modell erstellt, in dem die Bank als Geldschöpferin fungiert. Ihr Modell stellen sie im Artikel «The Truth about Bankshttp://www.imf.org/external/pubs/ft/fandd/2016/03/kumhof.htm» im Magazin Finance and Development des IWF einfach und gut verständlich vor.
Mittels Simulationen testen die Autoren ihr Modell. Dazu vergleichen sie die Simulationsresultate auf der Basis ihres Modells mit der Bank als Geldschöpferin mit den Resultaten einer Modellversion, in der die Bank als reine Vermittlerin auftritt.
Die Erkenntnis ihrer Studie: Das Modell unter der Annahme einer Bank als Geldschöpferin bildet die Realität viel besser ab. Dies spricht für die Auffassung, dass Banken keine reinen Vermittler von Einlagen sind, sondern Anbieter von Finanzierungen. Entsprechend werden Investitionen nicht mit Spargeldern finanziert. Vielmehr sind es neu vergebene Kredite und die daraus resultierende Geldschöpfung, die Investitionen ermöglichen.
Die Folgerung für die Wirtschaftspolitik: Um Investitionen anzukurbeln, soll der Fokus auf ein effizientes Finanzsystem gelegt werden, das höhere Transparenz schafft und somit besser in der Lage ist, rentable Projekte zu identifizieren und Kreditausfälle zu vermeiden. Ungeeignet sind aus Sicht der beiden Autoren dagegen Massnahmen, die versuchen, die Leute zum Sparen zu ermutigen, in der Hoffnung die Spareinlagen würden für erwünschte Investitionen genutzt.
Weitere nützliche Links und Quellen zum Thema:
- Bank of England Quarterly Bulletin. Money creation in the modern economyhttp://www.bankofengland.co.uk/publications/Documents/quarterlybulletin/2014/qb14q1prereleasemoneycreation.pdf (2014 Q1)
- FAZ. Wie kommt Geld in die Welt?http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/geldschoepfung-wie-kommt-geld-in-die-welt-11637825.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 (05.02.2015)
Lesen Sie auch:
Zum Thema:
- iconomix-Baustein: «Was ist eine Bank?https://www.iconomix.ch/de/lehrmaterial/a034/ », Teil 1, BOX «Wie Banken Geld schaffen»
Für das iconomix-Team, Josipa Markovic