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Armut messen

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Methoden zur Messung der Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ gibt es zuhauf. Ob man viel oder wenig Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ sehen will: es gibt für jeden Geschmack eine Statistik. Quelle: wikipedia.orghttps://commons.wikimedia.org/wiki/File:HomelessParis_7032101.jpg#mw-jump-to-license - Drumguy8800 Die Bertelsmann-Stiftung zeichnet im Rahmen einer kürzlich erschienenen Studiehttps://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/4526/ ein düsteres Bild. Nicht weniger als ein Viertel der Europäer seien armutsgefährdet. Auch in der Schweiz machen in regelmässigen Abständen betrübliche Zahlen die Runde: Gemäss Bundesamt für Statistikhttp://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/03/blank/dos/01.Document.176378.pdf sind je nach Berechnungsmethode bis zu 15% arm. Über eine Million Menschen sollen laut Caritashttps://www.caritas.ch/de/was-wir-sagen/handbuch-armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut// in Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ leben. In der reichen Schweiz lösen solche Meldungen nach bald 200 Jahren fast ununterbrochenem Wirtschaftswachstum Staunen aus.

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Methoden zur Messung der Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ gibt es zuhauf. Ob man viel oder wenig Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ sehen will: es gibt für jeden Geschmack eine Statistik.

Armut messen

Quelle: wikipedia.orgArmut messenhttps://commons.wikimedia.org/wiki/File:HomelessParis_7032101.jpg#mw-jump-to-license - Drumguy8800

Die Bertelsmann-Stiftung zeichnet im Rahmen einer kürzlich erschienenen StudieArmut messenhttps://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/4526/ ein düsteres Bild. Nicht weniger als ein Viertel der Europäer seien armutsgefährdet. Auch in der Schweiz machen in regelmässigen Abständen betrübliche Zahlen die Runde: Gemäss Bundesamt für StatistikArmut messenhttp://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/03/blank/dos/01.Document.176378.pdf sind je nach Berechnungsmethode bis zu 15% arm. Über eine Million Menschen sollen laut CaritasArmut messenhttps://www.caritas.ch/de/was-wir-sagen/handbuch-armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut// in Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ leben.

In der reichen Schweiz lösen solche Meldungen nach bald 200 Jahren fast ununterbrochenem Wirtschaftswachstum Staunen aus. Armutsphänomene wie Unterernährung kennen wir nur von bedrückenden Nachrichten aus fernen Ländern und die einzigen Leute ohne Smartphone scheinen gesetzte Jahrgänge zu sein, die aus anderen Gründen darauf verzichten wollen. Es stellt sich folglich die Frage, wie diese Armutsquoten berechnet werden, die seit Jahren hartnäckig jedem Wirtschaftswachstum trotzen.

Relative und absolute Armut

Ein Hauptmerkmal eines Armutskonzeptes ist die massgebende Armutsgrenzehttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armutsgrenze/. Diese kann entweder absolut oder relativ bestimmt werden. Während sich eine relative Armutsgrenzehttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armutsgrenze/ am allgemeinen Einkommensniveau orientiert und dementsprechend mit der Wirtschaft mitwächst, bleibt eine absolute Armutsgrenzehttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armutsgrenze/ konstant. Die meisten medialen Berichterstattungen zum Thema beziehen sich mindestens teilweise auf relative Armutsmasse.

Relative Masse weisen eine wesentliche Schwäche auf und zeigen deshalb zuweilen unerwartete Ergebnisse. Die Armutsschwelle wird relativ zum Medianeinkommen ermittelt, also jenem Einkommen bei dem die eine Hälfte der Bevölkerung darüber und die andere Hälfte darunter liegt. Als arm gilt, wer weniger als 60% des Medianeinkommens zur Verfügung hat.

Das Bundesamt für StatistikArmut messenhttp://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/03/blank/key/07/02.html beziffert die so ermittelte Armutsgefährdungsquote für die Schweiz auf 14,5%.  Im europäischen Vergleich liegen wir damit lediglich im Mittelfeld und somit hinter unseren hohen Ansprüchen. Spitze sind die Tschechen mit einer beneidenswert tiefen Quote von 8,6%. Bevor wir uns in Tschechien nach Armutsbekämpfungsrezepten umsehen, sei beachtet, dass aufgrund des mehr als doppelt so hohen (kaufkraftbereinigten) Medianeinkommens in der Schweiz auch die Armutsgefährdungsgrenze mehr als doppelt so hoch ist.

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Quelle: Bundesamt für StatistikArmut messenhttp://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/03/blank/key/07/02.html (2014)

Ein mittelständischer Tscheche würde in der Schweiz also als arm gelten. Denn der hohe Wohlstand erhöht auch die Armutsschwelle. Die Schwäche relativer Armutsmasse wird durch folgendes Gedankenexperiment deutlich: Würden sich in der Schweiz von heute auf morgen alle Einkommen verdoppeln, bliebe die Armutsquote aufs Komma genau unverändert.

Der absolute Armutsbegriff beschreibt Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ als das Unterschreiten eines festgelegten Existenzminimums. Doch wie hoch wollen wir dieses ansetzen? Gehört ein Smartphone dazu? Wie viele Wochen Strandferien sollen am Existenzminimum drin liegen? Beurteilen wir einen Studenten als arm, wenn er sich (noch) kein eigenes Auto leisten kann? Potentiell kann der absolute Armutsbegriff den Kern des Armutsproblems zwar besser abbilden als die relative Betrachtung, die Schwierigkeiten beginnen jedoch bereits bei der Bestimmung des Existenzminimums. Zudem ist alles relativ, auch das absolute Armutskonzept: Während ein Farbfernseher bis in die 1950er und ein Computer bis in die 1990er Jahre noch Luxusgüter waren, zählt man sie heute zur Grundausstattung.

Die Armutsschwelle gemäss Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfehttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/sozialhilfe/ (SKOS) orientiert sich an einem Einkommensniveau, welches neben dem physischen Überleben auch eine gewisse gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Aktuell gilt eine Einzelperson als arm, wenn sie netto pro Monat nach Abzug von Wohnkosten und Krankenkassenprämien weniger als 986 Franken zur Verfügung hat für Dinge wie Nahrungsmittel, Körperpflege oder Unterhaltung. Bei einer Familie mit zwei Kindern liegt die Grenze bei 2110 Franken.

Ausgehend von dieser Armutsschwelle, die nicht automatisch mit der Wirtschaftsleistung mitwächst und mindestens vorübergehend konstant bleibt, geht das Wirtschaftswachstum nicht spurlos an der Armutsquote vorbei. Während im Jahr 2007 noch 9,3% der Bevölkerung in Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ lebten, waren es im Jahre 2012 noch 7,7%.

Quote der materiellen Entbehrung

Am nächsten an eine Beurteilung der Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ nach absoluten Kriterien kommt die Quote der materiellen Entbehrung. Dabei wird ermittelt, welcher Anteil der Bevölkerung sich mindestens drei der folgenden neun Kategorien nicht leisten kann: eine Woche Ferien, unerwartete Ausgaben von 2000 Franken, keine Zahlungsrückstände, Telefon, Auto, Waschmaschine, Fernseher, Heizung, jeden zweiten Tag Fleisch. Die damit ermittelten Armutswerte sind nicht nur deutlich tiefer (in Europa ist noch jeder Zehnte statt jeder Vierte arm), auch der Querschnittsvergleich zwischen den Ländern entspricht eher den tatsächlichen Wohlstandsverhältnissen. Skandinavische Länder, Luxemburg und die Niederlande sind mit Werten von unter 10% an der Spitze. Schlusslichter sind Ungarn, Rumänien und Bulgarien mit Werten um die 50%. Nicht zu schlagen ist hier die Schweiz mit dem Spitzenwert von 4%.

Armut messenArmut messen

Quelle: Bundesamt für StatistikArmut messenhttp://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/03/blank/key/07/03.html (2014)

Die breite Palette an Studien zur Problematik mit unterschiedlichen Armutskonzepten bietet für jeden (politischen) Geschmack etwas. Wer für seine Argumentation eine tiefe Armutsquote braucht, dem sei für die Schweiz die Quote der materiellen Entbehrung empfohlen. Wer viel Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ sehen will, der sollte auf jeden Fall auf relative Grössen zurückgreifen, die Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/ relativ zum hohen Schweizer Lebensstandard definieren.

Zum Thema:

  • NZZ. Die überzeichnete ArmutArmut messenhttp://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/die-ueberzeichnete-armut-1https://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/.18636806. (27.10.2015)
  • Berner Zeitung. Wie misst man Armut?Armut messenhttp://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/wie-misst-man-armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut//story/16968174 (05.09.2015)
  • SRF Tagesschau. Stabile ArmutsquoteArmut messenhttp://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/stabile-armutsquote?id=422c74ef-8ecd-44da-b92d-8fd85e85a6f4. (15.07.2014 – Dauer 2:37)
  • Vimentis Lexikon. Absolute und relative ArmutArmut messenhttps://www.vimentis.ch/d/lexikon/144/Armuthttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/armut/.html.

David Staubli, Ökonom, MSc der Universität Basel, Doktorand und Lehrassistent an der Universität Lausanne.

Dies ist ein Gastbeitrag. Inhaltlich verantwortlich ist der jeweilige Autor, die jeweilige Autorin.

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