„Peter mit dem Taschentuch“, 1904, von Beatrix Potter. Eine Aquarell- und Bleistiftillustration für „The Tale of Benjamin Bunny – Die Geschichte von Benjamin Häschen“. (Bilder des National Trust)Jahre später nahm Potter diesen Brief als Vorlage für das Buch „Die Geschichte von Peter Hase“. Die meisten Menschen kennen Potter durch Peter Hase, aber ihre Lebensgeschichte ist weitaus faszinierender. Potter war nicht nur Schriftstellerin und Illustratorin, sondern auch eine begeisterte Naturforscherin, Schafzüchterin und Naturschützerin. „Beatrix Potter: Hingezogen zur Natur“ ist die erste große Ausstellung, die sich mit Potters Leben jenseits der Figuren ihrer Bücher beschäftigt. Die Ausstellung „Beatrix Potter: Drawn to Nature“ im Victoria und Albert Museum in London zielt darauf ab, die
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Jahre später nahm Potter diesen Brief als Vorlage für das Buch „Die Geschichte von Peter Hase“. Die meisten Menschen kennen Potter durch Peter Hase, aber ihre Lebensgeschichte ist weitaus faszinierender. Potter war nicht nur Schriftstellerin und Illustratorin, sondern auch eine begeisterte Naturforscherin, Schafzüchterin und Naturschützerin.
„Beatrix Potter: Hingezogen zur Natur“ ist die erste große Ausstellung, die sich mit Potters Leben jenseits der Figuren ihrer Bücher beschäftigt.
Die Ausstellung zeigt die Bedeutung von Potters Vermächtnis über die Kinderliteratur hinaus.
Ihre Liebe zum Land und seinen Traditionen führte dazu, dass sie die vom Aussterben bedrohten Herdwick-Schafe bewahrte, eine robuste Rasse, die seit Tausenden Jahren im Lake District im äußersten Norden Englands lebt. Sie hinterließ dem National Trust 4.000 Hektar Land und 14 Bauernhöfe, damit die britische Öffentlichkeit sie für immer genießen kann.
Kunst erlernen
Potter ging nicht zur Schule. Eine Gouvernante unterrichtete sie bis ins späte Teenageralter in Fächern wie Latein, Französisch, Geometrie und Mathematik. Sie machte Potter auch mit der großen Kunst in Londons Museen und Galerien in der Nähe des Hauses der Familie in South Kensington bekannt.
Potter war überwältigt von ihrem ersten Besuch in der Royal Academy of Art, als sie 17 Jahre alt war. „Ich hätte nie gedacht, dass es solche Bilder geben könnte. Es ist fast zu viel, sie alle auf einmal zu sehen – stellen Sie sich nur vor, fünf prächtige Van Dycks nebeneinander vor mir, von denen ich nie gedacht hätte, auch nur einen zu sehen. Es ist eher ein bitteres Vergnügen, aber ich habe selten ein so großes empfunden“, schrieb sie am 13. Januar 1883 in ihr Tagebuch.
Sie liebte die Werke von Sir Joshua Reynolds, doch besonders bewunderte sie Angelica Kauffman. Helen Antrobus, die Co-Kuratorin der Ausstellung, glaubt, dass Potter Kauffmans Gemälde „Design“ gesehen hat, das zu einer Serie von vier Gemälden über die Elemente der Kunst gehört. In „Design“ kopiert eine Malerin eine antike Statue eines männlichen Torsos. Als Potter das Gemälde betrachtete, „denke ich, dass sie von Kauffmans Talent inspiriert wurde“, sagte Antrobus im Telefon-Interview mit Epoch Times.
Obwohl Potter klassischen Zeichenunterricht hatte, lernte sie viel durch das Kopieren großartiger Kunstwerke und Artefakte im Natural History Museum und im South Kensington Museum, dem heutigen Victoria and Albert Museum. Kein Objekt war für sie tabu: „Es ist alles dasselbe, Zeichnen, Malen, Modellieren, das unwiderstehliche Verlangen, jeden schönen Gegenstand zu kopieren, der das Auge anspricht“, schrieb sie.
Kunst zu Hause
Kunst und Kreativität im Hause Potter inspirierten sie ebenfalls. Ihr Vater, der Rechtsanwalt war, hatte in seiner Jugend gezeichnet, ihre Mutter malte mit Aquarellfarben und ihr Bruder liebte die Landschaftsmalerei. Ihre Eltern waren bescheidene Kunstsammler und besaßen ein Caldecott-Gemälde. Sie kopierte die Bucheinbände von „Ilias“ und „Odyssee“ ihrer Großmutter, die John Flaxman illustriert hatte. Flaxman hatte auch viele der skulpturalen Reliefs von Wedgwood entworfen, die Potter einst in Ton nachbildete.
Potters Vater war ein begeisterter Amateurfotograf, eine Fähigkeit, die er an seine Tochter weitergab. Er lieferte Fotografien für den präraffaelitischen Maler Sir John Everett Millais, dessen Atelier in der Nähe lag. Potter besuchte mit ihrem Vater oft Millais‘ Atelier, wo sie Millais bei der Arbeit zusehen konnte. Antrobus erklärte, Millais habe einmal zu Potter gesagt, dass viele Menschen zeichnen könnten, aber sie könne beobachten. „Sie ist akribisch darauf bedacht, die Details richtig hinzubekommen“, sagte Antrobus. Potter zeichnete so naturgetreu, dass wir noch heute auf demselben Land stehen können wie sie, und die Orte erkennen, die sie gezeichnet hat.
Große und kleine Kreaturen
Potters Eltern ermutigten sie zum Zeichnen und zum Studium der Natur. Als sie aufwuchs, hatten sie und ihr Bruder eine ganze Reihe von Haustieren: von den üblichen wie Hunde und Kaninchen bis hin zu den wilderen wie einer Fledermaus und einer Eule. Man schätzt, dass Potter im Laufe ihres Lebens 92 Haustiere hatte; über die meisten führte sie eingehende Studien durch, und viele wurden zu Figuren in ihren Büchern.
Potter kannte Tiere sehr gut, da sie sie zu Hause und in der Natur sorgfältig studierte. So pirschte sie sich beispielsweise einmal an ein Reh heran, nur um seinen Gesichtsausdruck zu sehen, wenn es sie entdeckte. In ihren Skizzenbüchern fertigte Potter akribische Tierstudien an, wie zum Beispiel die einer Maus, welche sie über das Blatt huschend zeichnete, wobei sie jede ihrer Bewegungen festhielt.
Obwohl Potter ihre Haustiere liebte, war sie ihnen gegenüber nicht sentimental. Als ihr Kaninchen Benjamin Bouncer, das Haustier, auf dem Benjamin Bunny basiert, starb, behielt sie sein Fell als Studienobjekt. Es ist in der Ausstellung ausgestellt. Und es gibt Fälle, in denen sie und ihr Bruder die besten Methoden zur Konservierung ihrer Exemplare aufgeschrieben hatten.
Naturalismus war damals ein weit verbreitetes Hobby. Potter und ihr Bruder füllten ihr Schulzimmer mit allen möglichen Exemplaren. Fossilien, Vogeleier und Insekten wie Käfer und Schmetterlinge wurden in einem Sammlerschrank aufbewahrt, der ebenfalls in der Ausstellung zu besichtigen ist.
Die Geschwister nahmen einige ihrer Haustiere und Exemplare mit in ihre langen Sommerferien auf dem Lande. Jeden Sommer mietete die Familie Potter für drei Monate ein Haus auf dem Land – eine gängige Gepflogenheit wohlhabender Städter, die dem drückenden Smog der Stadt entfliehen wollten.
Die Potters verbrachten viele Sommer in Schottland, im West Country und später im Lake District (ganz im Norden Englands nahe der schottischen Grenze), wo sich Potter von der Landschaft inspirieren ließ. „Potter packte ihre Haustiere in Kisten und Körbe, um sie in den Urlaub mitzunehmen, und kam auch immer mit neuen Freunden nach Hause“, schreibt Emma Laws im Ausstellungskatalog.
Potter verbrachte den größten Teil ihrer 20er- und 30er-Jahre damit, Experimente im Haus der Familie durchzuführen. Ihre besondere Vorliebe galt dem Studium von Pilzen, und sie hätte eine Karriere als Mykologin machen können. Sie war eine der ersten, die die Funktionsweise von Sporen nachwies, und sie hielt sogar einen wissenschaftlichen Vortrag vor der Linnean Society of London, einer angesehenen naturhistorischen Gesellschaft.
Raus aufs Land
Potter betonte, dass sie und ihr Bruder, obwohl sie beide in London geboren wurden, sich in der nördlichen Landschaft am wohlsten fühlten. Ihr Urgroßvater hatte einst Land im Lake District besessen, und auch ihre Familienmitglieder stammten aus dem Norden.
Sie bezeichnete die Hill Top Farm mit ihrem Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert als „den perfektesten Ort, an dem ich je gelebt habe“ und Esthwaite Water, einen 280 Hektar großen natürlichen See in einem Gletschertal, als „hoch romantisch“. Potter hat dieses Gefühl in einem Aquarell von Esthwaite Water wiedergegeben, das in der Ausstellung zu bestaunen ist.
Potter kaufte die Hill Top Farm im Lake District im Jahr 1905, dem Jahr, in dem ihr Verlobter Norman Warne, der Sohn ihres Verlegers, starb. Aber erst 1913, als sie den örtlichen Anwalt William Heelis heiratete, zog sie dauerhaft in den Lake District und erfüllte sich damit einen lang gehegten Traum.
Im Lake District nahm Potters Leben eine andere Wendung – hin zur Schafzucht. Antrobus erklärte, dass die Künstlerin Beatrix Potter noch sehr aktiv war, als sie Mrs. Heelis wurde. Aber als Beatrix Heelis kann man sie als Schafzüchterin im Lake District betrachten, da sie sich für die Erhaltung der lokalen bäuerlichen Traditionen und die Rettung der schwindenden Herdwick-Schafbestände einsetzte.
Sie widmete sich der Schafzucht mit demselben Eifer und derselben Liebe zum Detail wie ihren Kinderbüchern, und ihre Schafe gewannen viele Preise. Sie lernte, dass es bei der Rettung der Herdwick-Schafe nicht nur um den Aufkauf von Weidelandschaften ging, sondern auch um die Erhaltung der örtlichen Bauernhöfe und traditionellen landwirtschaftlichen Praktiken.
„Die Feenkarawane“
Obwohl sie das Vereinigte Königreich nie verließ, korrespondierte Potter mit ihren Fans in Übersee, von denen einige ihre Freunde wurden.
Antrobus erklärte, dass Amerikaner Potter oft über das „Horn Book Magazine“ schrieben, eine amerikanische Publikation, für die sie schrieb und in der sie oft Illustrationen verkaufte, um Teile des Lake Windmere, Englands längstem und größtem See im Lake District, zu erhalten.
Potter war der Meinung, dass die Amerikaner die Kinderliteratur besser zu schätzen wüssten und sie ernster nähmen als die Menschen in Großbritannien, so Antrobus.
Im Jahr 1929 veröffentlichte sie „The Fairy Caravan“ exklusiv in Amerika bei dem Verleger Alexander McKay. Antrobus erklärte, dass „Die Feenkarawane“ eine Abweichung von Potters früheren Büchern darstellt. Es handelt von einer Wohnwagengruppe und ihrer Reise durch den Lake District, mit Geschichten über all die Tiere, denen sie unterwegs begegnen. Und auch Teile von Potters Leben im Lake District kommen in der Geschichte vor. Die Leser können etwas über die robusten Herdwick-Schafe und die Schäferhunde erfahren, die sie hüten. Sie widmete das Buch einem jungen amerikanischen Fan.
Schönheit beobachten
Potter schrieb einmal, dass „nur sehr wenige die Schönheit der Natur sehen“. Das wusste Potter, denn sie war eine dieser wenigen. Sie tat alles, was sie konnte, um die Details einzufangen. Ihre Liebe zur Natur blieb ihr ganzes Leben lang erhalten.
Gegen Ende ihres Lebens schrieb Potter: „Gott sei Dank habe ich ein sehendes Auge, das heißt, wenn ich im Bett liege, kann ich Schritt für Schritt über die Fjälls und das rauhe Land gehen und jeden Stein und jede Blume und jedes Stückchen Moor und Baumwolle sehen, wo meine alten Beine mich nie wieder hinbringen werden.“
Potter hatte einen klaren Blick für die Schönheit. Sie sorgte dafür, dass auch andere das Land, das sie liebte, und die Traditionen, die sie schätzte, sehen konnten, indem sie sie für künftige Generationen bewahrte.
Für Antrobus hat Potter viele Vermächtnisse hinterlassen, aber was für sie besonders hervorsticht, ist Potters Wunsch, so zu leben, wie sie es wollte: „Ich halte Beatrix für eine sehr mutige Person, […] nicht viele Menschen würden ein bequemes Leben hinter sich lassen, um ein Leben zu führen, das sie wirklich glücklich macht. Und genau das hat sie getan.“
Die Ausstellung „Beatrix Potter: Drawn to Nature“ ist bis zum 8. Januar 2023 im Victoria and Albert Museum zu sehen. Sie wird von Annemarie Bilclough, Kuratorin des Victoria and Albert Museum, und Helen Antrobus, Kuratorin des National Trust, kuratiert. Ein Ausstellungskatalog ist erhältlich. Um mehr zu erfahren, besuchen Sie: VAM.ac.uk.
Der Artikel erschien zuerst im Magazin Bright von The Epoch Times USA unter dem Titel More Than Bunnies: Beatrix Potter’s Surprising Legacy. (Deutsche Übersetzung: ib)